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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hörte, aber die Zeit kann er nicht genau angeben. Nun fragt sich: Warum ließ der Mörder den Toten im Park und in der Nähe des Herrenhauses, obwohl er die Möglichkeit hatte, ihn im Auto wegzuschaffen?«
    Später nahm der Chefinspektor eine genaue Untersuchung des Autos selbst vor. Die Uhr am Armaturenbrett war zertrümmert, und an der Tür entdeckte er Kratzer.
    »Das hat Amersham gemacht, als ihm das Tuch um die Kehle geschlungen und er nach rückwärts gezogen wurde. Er suchte mit dem Fuß einen Halt, trat dabei gegen die Uhr und kam mit den Schuhsohlen auch an die Tür.«
    Tanner betrachtete den Boden und fand eine tiefe Spur, als ob jemand etwas Schweres über den Gummibelag fortgezogen hätte.
    »Sehen Sie, hier ist Amersham aus dem Wagen und dann quer über das Gras geschleift worden. Wir haben eine klare Spur von der Öllache bis zu dem Rhododendrongebüsch. Ich werde alle Dienstboten verhören. Mit Lady Lebanon und den beiden amerikanischen Dienern muß ich auch sprechen. Ist übrigens der Lord nach Hause zurückgekehrt?«
    »Er ist eine Viertelstunde vor uns eingetroffen«, erklärte Ferraby. »Ist er nicht dort drüben?«
    »Gehen Sie hin und unterhalten Sie sich mit ihm. Ich bin augenblicklich nicht in der Stimmung, mit ihm zu reden, ich habe wichtigere Dinge zu tun.«
    Tanner ging den Fahrweg hinauf bis zum Haus und trat dann in die große Halle. Lady Lebanon war in ihrem Zimmer, wie der Butler erklärte, aber Miss Jackson wartete auf ihn. Sie hatte viel zu berichten, und was Tanner von ihr erfuhr, war so interessant, daß er die Zofe in den Park mitnahm. Eine halbe Stunde fragte er sie aus und verglich ihre Angaben dann mit dem, was ihm bisher bekannt war.
    »Haben Sie Lady Lebanon heute morgen gesehen?«
    »Nein. Ich bin zu ihrem Zimmer gegangen, aber sie wollte mich nicht hineinlassen. Sie sagte mir nur, ich sollte machen, daß ich so schnell wie möglich aus dem Haus käme. Sie bestellte sogar einen Wagen aus dem Dorf, der mich zum Bahnhof bringen sollte.«
    »Wann war das?«
    »Heute morgen um neun. Ein volles Monatsgehalt habe ich bekommen, aber sie war so darauf bedacht, mich loszuwerden, daß ich es für besser hielt, bis zur Ankunft der Polizei zu bleiben.« Sie lächelte triumphierend. »Ich weiß wohl, wann die Leute mich brauchen können und wann sie mich fortschicken wollen.«
    »War das vor Entdeckung der Leiche?«
    »Ja. Sie ist sonst so genau mit ihren Löhnen, daß es mir gleich auffiel. Es kam mir merkwürdig vor, daß sie sich soviel Mühe gab, mich mit dem Zehnuhrzug fortzuschaffen. Deshalb versäumte ich ihn absichtlich.«
    »Haben Sie in ihr Zimmer hineingesehen?«
    »Nein. Aber ich weiß, daß sie sich die ganze Nacht nicht zur Ruhe gelegt hat. Ihre Schuhe, die sie gestern abend trug, sind vollständig durchnäßt. Ich fand sie in ihrem Ankleidezimmer. Ihr Abendkleid war auch beschmutzt. Mr. Kelver brachte ihr Kaffee und erzählte mir nachher, daß ihr Bett noch in Ordnung wäre. Sie können ihn ja selbst danach fragen.«
    »Das werde ich auch tun«, sagte Tanner brummig. »Haben Sie etwas von dem Mord gehört, bevor die Leiche dann gefunden worden ist?«
    Die Frage verneinte sie.
    Er ging zu Totty zurück.
    »Suchen Sie einmal in dem Gebüsch, in dem der Tote gefunden wurde, nach Spuren von einem Frauenschuh mit hohen Absätzen. Sehen Sie auch dort nach, wo der Wagen gestanden hat, und untersuchen Sie noch einmal die Fahrstraße weiter unten.«
    Der Chefinspektor ging darauf ins Haus, um Kelver auszufragen, der in der großen Halle auf ihn wartete. Der Mann gab gern die nötigen Informationen; selbst dieses furchtbare Verbrechen änderte nichts an seinem würdevollen Auftreten. Trotzdem war er zu einem Entschluß gekommen und wartete nur auf einen günstigen Augenblick, um mit Lady Lebanon zu sprechen.
    »Dies ist der frühere Eingang«, erklärte er. »Vor einigen Jahren hat ihn der verstorbene Lord Lebanon so umbauen lassen. Die Arbeiten haben mehrere tausend Pfund gekostet.«
    In dem nüchternen Morgenlicht sah die Halle etwas trostlos aus. Den sauber aufgeräumten Schreibtisch der Lady Lebanon kannte Tanner zur Genüge. Die beiden Diener standen an dem kleinen Anthrazitofen, der in der einen Ecke des Raumes aufgestellt worden war. Tanner sah, daß sie jede seiner Bewegungen beobachteten, und er war auch davon überzeugt, daß sie sich bereits ihre Antworten zurechtgelegt hatten und ihm eine Geschichte erzählen würden, gegen die er nichts ausrichten konnte.
    »Also Sie

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