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105 - Der Ruf nach Freiheit

105 - Der Ruf nach Freiheit

Titel: 105 - Der Ruf nach Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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werden!«
    »Aber das ist unsere Chance!« drängte Sigur. »Wir müssen bloß…« Er stockte, als ihm endlich Simmiis Plan bewusst wurde.
    »Was ist los?«, fragte Matt. »Gibt es ein Problem?«
    »Nein, nein«, wehrte Sigur ab. »Mir wird nur eben klar, was für ein gerissenes Biest diese Hoggad ist.« Und dann erklärte er Simmiis Vorhaben: »Wir müssen bloß ein rotes Tuch aus dem Fenster hängen, dann holt sie Rulfan zu einem Schäferstündchen ab. Und das schnellstmöglich - weil er nämlich zum Nachtmahl einen Braten verspeisen sollte, den er aber verschmäht und schon heute Nachmittag mir überlassen hatte… mit, nun ja, durchschlagendem Erfolg.«
    Er berichtete nicht ohne Scham, wie das Kinksais im Braten seine Männlichkeit und Lust hatte wachsen lassen. In einem solchen Zustand hätte selbst Rulfan lauthals nach Simmii gefleht; und genau das hatte sie auch beabsichtigt.
    Matt konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während Rulfans Miene immer finsterer wurde. »Ganz schön erfindungsreich, die hiesige Dorfjugend«, scherzte der Commander und schlug dem Albino freundschaftlich auf die Schulter. »Na, dann wollen wir doch mal nach einem roten Tuch suchen, was?«
    Rulfans Protest kam nur gedämpft. Er wusste selbst, dass dies ihre einzige Aussicht auf Freiheit war.
    Minuten später baumelte ein roter Lappen zwischen den Gitterstäben eines Fensters.
    »Jetzt können wir nur noch warten und hoffen, dass Simmii wirklich so heiß auf Rulfan ist«, sagte Matt und ging den Plan, den sie gemeinsam gefasst hatten, noch einmal in Gedanken durch.
    Um die Hoggad auszuschalten, würde Rulfan den brünstigen Liebhaber spielen müssen, bis sie sich in traute Zweisamkeit zurückgezogen und Simmii selbst das Kinksais genommen hatte. Dann sollte er sie fesseln und knebeln, in die Schmiede eindringen, dort nach Waffen suchen und zum Sklavenhaus zurückkommen.
    So weit der Plan. Leider mit vielen Unwägbarkeiten…
    Plötzlich hörten sie die Stimmen zweier Wächter auf dem Platz vor dem Haus, dann rief unverkennbar eine Frau: »Du gibst mir sofort den Schlüssel heraus, sonst kannst du was erleben! Ich bin die Tochter des Clanchefs!«
    Es folgte eine so kurze wie fruchtlose Diskussion, dann rasselte der Schlüssel im Schloss, das Tor öffnete sich und eine Gestalt erschien im Rahmen, die aufgeregt winkte: Simmii, die wenig attraktive Hoggad. Hinter ihr hatten vier Wachmänner mit gezückten Waffen Aufstellung genommen, damit die Sklaven nicht auf dumme Gedanken kamen.
    Rulfan wurde noch blasser, als er ohnehin schon war. Sigur drückte heimlich seinen Arm. »Los, Mann: Du kannst das! Augen zu und durch! Tu es für uns! Für die Freiheit!«
    »Ja, ja - ich weiß schon: Leg dich hin und denk an Island «, schnarrte der Albino wütend und mit Blick auf das Mädchen, während er seine Zähne zu einem falschen Lächeln fletschte.
    Dann ging er los.
    ***
    Der Mond stand im Zenit, als Aruula ihr Ziel erreichte. Sein unwirkliches Licht floss über Schnee und dunkle Felsen und ließ die schäumende Brandung aufblitzen, die sich eine halbe Meile voraus donnernd an den Strand warf. Vereinzelte Wolken zogen auf, die den Mond gelegentlich verdeckten.
    Aruula verharrte einen Moment, um neue Kräfte zu sammeln.
    Sie blickte zurück. Fackeln tanzten durch die Nacht. Die Hoggads waren genau nach Plan auf eine schneefreie Fläche gelaufen. Hektisch suchten sie die verlorene Fußspur. Das verschaffte Aruula etwas Zeit.
    Sie schaute nach vorn. Jenseits der Felsen lagen wuchtige, atmende Brocken im Mondlicht; eng beieinander und extrem gefährlich: Walpaaki! Aruula hatte den Schlafplatz der Herde am Nachmittag entdeckt und einen gewagten Entschluss gefasst.
    Irgendwo in der Dunkelheit hörte sie den Triumphschrei des Clanchefs - er hatte die verlorene Fährte wieder gefunden und stapfte mit seinen Männern zügig heran. Aruula atmete tief durch, sandte ein kurzes Gebet an Wudan und machte sich bereit.
    Gut sichtbar auf einem flachen Felsen stehend, vom Mondlicht umflossen, erwartete die Barbarin ihre Häscher.
    Fackeln kamen aus der Dunkelheit, Stimmen und Schritte, die der Seewind auffing und landeinwärts trug - fort vom Strand.
    Fort von den Walpaaki.
    Aruula kannte diese Monsterrobben aus ihrer Kindheit in Skandinavien und wusste, dass sie sich mit tödlicher Wucht auf alles stürzten, was sich bewegte. Aber im Rudel waren die großen Jäger langsam, weil sie sich erst orientieren mussten.
    Und das bedeutete: Kreuzten mehrere Opfer

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