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105 - Der Ruf nach Freiheit

105 - Der Ruf nach Freiheit

Titel: 105 - Der Ruf nach Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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kann nicht länger warten!«
    Simmiis Widerstand brach. Sie nickte und leckte sich über die Lippen. Dann griff sie in eine Tasche ihres Fellmantels und zog zwei fahle Würstchen hervor. »Schau mal: Kinksais!«, gurrte sie. »Damit machen wir uns eine wilde Nacht!«
    Der Albino heuchelte Begeisterung und hasste sich dafür.
    Sie schlugen den Weg zur Schmiede ein, der sie sogar wieder näher an das Sklavenhaus heran führte. Simmii plapperte unentwegt von belanglosen Nichtigkeiten und quälte Rulfan damit bis an die Grenze seiner Leidensbereitschaft. Dann langten sie bei dem dunklen, verlassenen Gebäude an, und Rulfan zog das Tor auf.
    Im Inneren war es warm und dämmerig. Endros Gehilfen hatten den ganzen Tag gearbeitet, und die Kohlen in der Esse glühten noch. Simmii breitete ein Fell am Boden nahe der Feuerstelle aus und zauberte von irgendwo einen Krug Kaadi her, den sie neben die pelzigen Unterlage drapierte. Für Rulfan hatte es den Charme einer Hinrichtungsstätte.
    Er sah sich um. Auf dem Amboss lag ein schwerer Hammer, an einer Holzkonstruktion darüber hing Werkzeug aller Art.
    Auch eine Axt. Doch was Rulfan am meisten faszinierte, waren die Schwerter. Siebzehn Stück, eines schöner als das andere. Sie schimmerten ordentlich aufgereiht von der Wand neben dem Eingang. Wozu dienten sie? Fragend wandte sich Rulfan an Simmii - und erstarrte zu Eis.
    Die Hoggad hatte ihren Fellmantel abgelegt. Darunter trug sie… nichts! Splitternackt kam sie auf ihn zu; mager, flachbrüstig und käseweiß. Sie drückte ihm das Kinksais in die Hand und sagte: »Zieh dich aus!«
    »Ähhmm, also… na ja…« Rulfan wand sich wie ein Wurm.
    Simmii klatschte in die Hände. »Wie süß!«, jauchzte sie. »Du bist ja schüchtern! Warte, ich helfe dir…«
    Und schon flog sie ihm an den Hals. Rulfan wurde steif wie ein Brett - allerdings am ganzen Körper. Als sich ihre kalte Hand in seinen Hosenbund schob, hatte der Albino genug.
    »Tut mir Leid«, sagte er zeitgleich mit einem Fausthieb, fing die zusammenbrechende Hoggad auf und ließ sie zu Boden gleiten. »Ist sonst nicht meine Art. Aber das hier fällt eindeutig unter Notwehr.«
    Rulfan suchte ein paar Stricke zusammen und riss einen Streifen aus einem Tuch, um Simmii zu fesseln und zu knebeln.
    Er hüllte sie in ihren Mantel und breitete auch noch die Decke über sie. Schließlich wollte er nicht, dass sie wirklichen Schaden nahm.
    Dann machte er sich an die Arbeit. In Windeseile raffte er die Schwerter zusammen, nahm auch die Axt und schlich hinaus ins Freie. Die halb offene Tür verdeckte ihn vor den Blicken der Wächter am Tor. Rulfan passte einen günstigen Moment ab und verschwand in der Dunkelheit.
    Als er an der Koppel der Mähnenschafe vorbei kam, geriet die Herde in Unruhe. Der Leithammel galoppierte streitlustig am Zaun entlang - und brachte Rulfan auf eine Idee. Ein bisschen Chaos konnte nicht schaden, während er seine Mitgefangenen befreite. Und es würde nicht einmal Verdacht erregen; schließlich waren die Schafe berüchtigt dafür, immer wieder auszubrechen.
    Rulfan öffnete das Gatter, und die Herde strömte hinaus.
    Kurz darauf wimmelte es im Dorf von wild herumbockenden Tieren - und kreischenden Frauen, die sie wieder einzufangen versuchten. Zu dieser Zeit hatte Rulfan das Sklavenhaus bereits erreicht.
    Die Wächter am Eingang hatten ihren Spaß daran, die fluchenden Weiber zu beobachten, und bemerkten ihn zu spät.
    Als sie ihre Schwerter zogen, war er schon bei ihnen und entlud seine ganze angestaute Wut auf die Sklaventreiber und ihre Demütigungen in ein paar schnellen, kräftigen Hieben. Die Wachen hatten keine Chance.
    Dann stemmte Rulfan den Querbalken hoch, der das Tor sicherte. Viele Hände auf der anderen Seite halfen nach. Die Sklaven der Frühschicht, die keine Ketten trugen, quollen hervor und bewaffneten sich mit den Schwertern. Es wurde auch höchste Zeit, denn die Hoggads vom Giittertor hatten den Kampflärm gehört und stürmten heran.
    Rulfan konnte das Geschehen nicht weiter verfolgen; er kauerte am Boden und hackte mit der Axt eine Fußkette nach der anderen durch. Als Sigur an ihm vorbei kam, hielt er ihn kurz fest. »Kümmere dich um die Technos… die Glatzköpfe!«
    Sigur nickte, nahm einem toten Wächter das Schwert ab und rannte zum Göttertor. Furchterregend sah er aus, der Mann aus Thul'Izela, als er mit wallender rotblonder Mähne und hochgereckter Waffe den kürzesten Weg nahm - quer durch das Lagerfeuer.
    Die beiden

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