105 - Der Ruf nach Freiheit
erfuhr. Die Barbarin konnte nicht sagen, wie viele Hoggads den Angriff überlebt hatten - aber sie war auf ihrer Flucht verfolgt worden, das wusste sie. Irgendwo zwischen Strand und Dorf befand sich nun ein Feind, der keine Gnade mehr zeigen würde.
Während Aruula ihre lang vermissten Freunde Rulfan und Dave in die Arme schloss, winkte Matt Sigur zu sich. »Was habt ihr jetzt vor?«, fragte er.
Der Mann aus Thul'Izela hob die mächtigen Schultern. »Da gibt es nicht viele Möglichkeiten. Wenn wir von der Insel runter wollen, müssen wir die Drottning in unsere Gewalt bekommen.«
»Riskant«, urteilte Matt. »Das Schiff ist gut zu verteidigen. Wenn die Hoggads die richtigen Schlüsse aus dem Feuer ziehen, werden sie euch dort erwarten.«
»Was schlägst du vor?«, fragte Sigur.
»Meine Freunde und ich holen unsere fliegende Festung«, entgegnete Matthew. »Mit ihr werden wir euch unterstützen. Geht zum Hafen, aber wartet mit dem Kapern, bis wir kommen.«
»Okee«, sagte Sigur und reichte Matt die Hand. Der schlug ein. »Danke für eure Hilfe. Ohne euch hätten wir es nicht geschafft.«
***
Die Nacht war fast vorbei, als die Gefährten den Steinkreis und den EWAT erreichten. Unterwegs hatte es mehrmals geschneit; von der glitzernd weißen Landschaft und den abziehenden Wolken ging eine unwirkliche, fast magische Helligkeit aus.
Niemand sprach. Der Kampf wirkte nach - in jedem von ihnen. Die Technos schritten zügig voran, McKenzie blickte ständig über die Schultern zurück, und Rulfan hatte sich nicht einmal nach seinem Lupa erkundigt. Alle wollten nur noch weg hier.
Die Schneedecke vor dem Flugpanzer war unberührt. Keine Fußspuren - keine Hoggads. Während sich die Freunde eilends daran machten, den Steinschlag beiseite zu räumen, trat Matt an die Schleuse des Kommandosegments.
»Bitte identifizieren Sie sich!«, quäkte das Sicherheitssystem.
Matt nannte seinen Namen und lächelte: Manchmal konnte selbst etwas Triviales wie eine aufschwingende Tür Glücksgefühle auslösen. Er trat ein.
Der Pilotensitz war zum Heck hin geschwenkt. Peters Driller lag am Rand der Schaltkonsole, sorglos zurückgelassen. Matt nahm ihn auf und seufzte. Wäre der junge Lieutenant bewaffnet gewesen…
Commander Drax dachte den Satz nicht zu Ende. Das Rumpeln der Steine hatte aufgehört. Die Stille, die plötzlich um den EWAT zog, war deutlicher als jedes Alarmsignal. Matt entsicherte die Waffe und spurtete zur Schleuse. Was er sah, ließ sein Blut gefrieren.
Rulfan, Dave und die Technos standen neben dem Panzer, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Fünf Hoggads hielten ihre Schwerter auf sie gerichtet. Vorne aber, am Bug, stand der Teufel persönlich.
Gosta hatte sich einer raffinierten Kriegslist bedient. Matt sah die schneefreie Fläche zwischen zwei Felsen, etliche lange Äste und das schneebedeckte Tuch am Boden und begriff: Die Hoggads hatten sich einen Unterstand gebaut und auf sie gewartet! Durch den neuen Schnee hatte man die Deckung nicht von den Felsen unterscheiden können. Sie hatten nur zu warten brauchen, bis einer der Feinde in ihre Nähe kam.
Aruula hatte dieses Schicksal ereilt. Gosta hielt die schöne Barbarin wie einen Schutzschild vor sich, eine Hand in ihre Haaren verkrallt. Die andere drückte ein Schwert an ihre Kehle.
Kein Wunder, dass die Freunde die Waffen gestreckt hatten.
»Na, das ist ja eine Überraschung«, sagte der Hoggad sanft.
»Da wollen wir ein hübsches Weib fangen und bekommen gleich fünf Sklaven dazu. Wie ist euch die Flucht aus dem Dorf gelungen, he?«
Er weiß noch gar nichts von dem Kampf! , dachte Matt. Und er muss es auch nicht erfahren…
»Deine Sklaven haben schon vor Wochen begonnen, einen Tunnel unter den Palisaden her zu graben«, sagte er laut. »Leider haben uns die Wachen entdeckt; so konnten nur wir fünf fliehen.«
»Ein Tunnel?« Der Sklavenhüter schien ihm nicht glauben zu wollen. Wohl schon deshalb, weil sein Clanchef ihn dafür zur Verantwortung ziehen würde.
Matt wechselte das Thema, bevor Gosta weiter über die Wahrheitsliebe eines entflohenen Gefangenen nachdenken konnte. »Was hast du jetzt mit uns vor?«
Gosta lachte rau. »Was denkst du denn? Ich schaffe euch ins Dorf zurück. Die nächsten Wochen werden kein Zuckerschlecken für euch, das kann ich euch jetzt schon sagen. So, und jetzt lässt du das Ding da fallen und lehnst dich gegen das tote Insekt!«
Aruula schrie auf, als Gosta den Druck der Klinge verstärkte.
Er lächelte
Weitere Kostenlose Bücher