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1050 - Die Nymphe und das Monster

1050 - Die Nymphe und das Monster

Titel: 1050 - Die Nymphe und das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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normal stand.
    »Du willst was von mir wissen, John.«
    »Gern.«
    »Schau mal in seine Haare. Die glänzen bestimmt nicht, weil sie mit Gel oder Haarlack beschmiert sind. Die sind einfach feucht, verstehst du? Nasse Haare. Dieser Mensch muß zuvor im Wasser gelegen haben, bevor man ihn hier auf den Altar…«
    »Im Teich?«
    »Ja.«
    »Ertrunken«, murmelte ich. »Anschließend hat man ihn aus dem Wasser gezogen und hier auf die Altarplatte gelegt. Alles deutet darauf hin, Grace.«
    »Sehr einfach. Ein Mensch geht ins Wasser, ertrinkt, wird hervorgeholt und…«, sie schüttelte den Kopf. »Nein, John, das klingt mir zu simpel.«
    »Was ist deine Meinung?«
    »Ich habe keine, denn ich weiß nicht, was passiert sein könnte. Für diese Dinge bist du der Fachmann. Ich möchte nur wissen, was mit dem Pfarrer passiert ist.«
    »Jedenfalls hat er im Wasser gelegen. Es kommt eigentlich nur der Teich in Frage.«
    »Aber wer hat ihn hineingeworfen? Wer zog ihn wieder raus?«
    Wir standen vor einem Rätsel, in dem der Altar eine Hauptrolle spielte. Er war wichtig, sonst wäre der Pfarrer nicht auf ihn gelegt worden.
    »Ist er denn wirklich tot?« flüsterte Grace.
    Ihre Frage war nicht einmal unberechtigt, denn nachgeforscht hatten wir nicht. Das ließ sich allerdings leicht nachholen. Ich tastete über seinen Hals, suchte nach der Schlagader, um dort möglicherweise Pulsschlag zu spüren.
    Nichts.
    »Kein Leben, John?«
    »Genau.«
    »Ein Toter auf dem Blutaltar«, flüsterte Grace und schüttelte sich.
    »Er hat seinem Namen wieder alle Ehre gemacht.«
    »Und wo finden wir das Blut, das dem Altar seinen Namen gegeben hat?« fragte ich.
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht war das einfach nur eine Metapher.«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Zum erstenmal ging ich um den Altar herum. Der Tote nahm nicht die gesamte Breitseite ein. Die Ränder lagen frei. Dorthin schickte ich den Strahl meiner Lampe.
    Die Rinne, in der das Blut der Opfer abfloß, war deutlich zu erkennen. Sie war leer. Im Gegensatz zum Weihwasserbecken breitete sich dort keine gefrorene Flüssigkeit aus. Die Vorstellung, daß in dieser Rinne einmal das Blut der Opfer geflossen war, beruhigte mich schon.
    Grace hatte ich beobachtet. Sie beschäftigte nur ein Gedanke, den sie auch aussprach. »Wer kann den Pfarrer getötet haben? Wer hat ihn in den Teich geworfen? Er muß dort gelegen haben, sonst wäre er nicht so naß gewesen.«
    Ich schaltete die Lampe aus. »Hat diese alte Frau nicht von den Nymphen gesprochen?«
    »Hat sie.«
    »Eben.«
    »Nein, John.« Grace wollte es nicht glauben. »Nimmst du etwa an, daß sich die Nymphen den Mann geholt haben? Vorausgesetzt, es gibt sie tatsächlich.«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Und weiter?«
    »Wie weiter?«
    Sie schlug gegen ihre Stirn. »Das ist alles verrückt. Warum haben sie ihn dann wieder aus dem Teich geschleudert, wie auch immer. Ich… ich … komme da nicht mit.«
    »Wir müßten uns den Teich noch einmal genauer anschauen.«
    Dieser Vorschlag gefiel ihr nicht. Grace ging sogar aus meiner Nähe. »Du willst doch nicht in das Wasser hinein? Das wäre Selbstmord, John.«
    »Es kommt darauf an. Manche Teiche haben es ja in sich. Da sprechen wir beide aus Erfahrung.«
    »Trotzdem möchte ich das nicht. Das ist mir alles zu riskant. Für mich muß es einen Grund geben, daß er hier auf dem Altar liegt. Er wird Blutaltar genannt. Nur sehe ich kein Blut. Irgendwie ist das gut so. Es macht mich aber auch nervös. Warum nennt man ihn so, wenn er mit Blut doch nichts zu tun hat?«
    »Er hatte es, Grace. Der Altar ist uralt, das wissen wir beide. Er wurde bei Ausgrabungen gefunden. Man hat ihn in diese Kirche gestellt. Das wurde dir erzählt. Für uns ist es wichtig, herauszufinden, ob sich die alte Magie gehalten hat. Immer vorausgesetzt, daß es sie auch gab.«
    »Das muß man dann testen.«
    »In der Tat.«
    »Nimm dein Kreuz.«
    Ich lächelte in das von Schatten gezeichnete Gesicht der jungen Frau. »Daran habe ich auch gedacht. Allerdings zweifle ich, ob es einen bestimmten Wert hat.«
    »Wieso meinst du das?«
    »Ich habe schon erwähnt, daß mein Kreuz alles andere als ein Allheilmittel ist. Es gibt Kräfte und Magien, die es nicht anzeigt oder vielleicht doch, im Prinzip aber unwirksam ist. Dazu gehört die Magie der Druiden, an die auch die Kelten geglaubt haben.«
    »Doch nicht nur, John. Ich weiß zum Beispiel, daß die Kelten sogar christliche Symbole mit in ihre Mystik

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