Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1050 - Die Nymphe und das Monster

1050 - Die Nymphe und das Monster

Titel: 1050 - Die Nymphe und das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
übernommen. Hinter mir bewegte sich Madge. Sie konnte einfach nicht still sein. Immer wieder flüsterte sie Worte, die wie fremde Gebete klangen.
    An der Tür zur Kirche blieb ich stehen. Grace stieß gegen einen Gegenstand, der über den Boden rutschte und dabei einen hörbaren Laut hinterließ.
    War der Götze gewarnt worden?
    Ich wartete einige Sekunden. Es geschah nichts. Die Beretta hielt ich in der rechten Hand. Obwohl ich davon ausging, daß mein Kreuz nichts bewirkte, hatte ich es vor meine Brust gehängt. Ich wollte mich einfach unter seinen Schutz stellen.
    Bevor ich mich in die Kirche hineinschob, flüsterte ich über die Schulter zurück: »Alles klar bei euch?«
    Madge nickte. Das reichte mir.
    »Bleibt zurück, wenn möglich.«
    »Du wirst ihn allein nicht schaffen«, belehrte mich die alte Frau.
    »Ich kann es zumindest versuchen.«
    Ihre Antwort wartete ich nicht ab. Ich schob mich in die Kirche hinein. Auf meine Eisfüße achtete ich dabei nicht. Mir ging es um ganz andere Dinge. Ich fror auch nicht. Das Blut war mir in den Kopf gestiegen und hatte mein Gesicht erhitzt. Überall sah ich Schatten. Sie bewegten sich nicht. Wie schwarze Inseln lagen sie unterhalb der Fenster dicht an den Wänden und zogen sich auch hin bis zu Decke.
    Doch gab es Licht.
    Vier Kerzenflammen, die ein Karree bildeten und dabei den Altar umstanden. Links von mir. Genau in die Richtung wandte ich mich auch. Das Licht brannte nicht ruhig. Die Flammen tanzten leicht um die Dochte herum. Sie erhellten nicht nur die Umgebung des Blutaltars, sondern auch ihn.
    Er war belegt!
    Mich durchfuhr ein heißer Strom, als ich die Nymphe rücklings auf dem Altar liegen sah. Der Götze hatte es geschafft, sich auf sie zu hocken und er hatte seine Arme vorgestreckt. Durch die Lücke konnte ich die Bewegungen seiner Hände genau verfolgen.
    Sie glitten über den nackten Körper hinweg und näherten sich der Kehle. Es sah so aus, als wollte der Götze die Nymphe einfach erwürgen.
    Nein, es sah nicht nur so aus, er tötete sie auch. Auf seine Art und Weise. Wie spitz und stark seine Finger waren, das hatte ich zuvor nicht sehen können, aber ich bekam jetzt mit, wie sie in die Kehle des Wesens eindrangen, große und tiefe Wunden rissen, um der Nymphe das Leben zu nehmen.
    Ich lief.
    Der Körper zuckte.
    Bei jedem Schritt, den ich tat, kam es mir vor, als würde mehr Blut aus den Wunden pumpen und sich in der Umgebung verteilen.
    Kein menschliches Blut. Es war eine grüne dicke Flüssigkeit, die aus der zerstörten Kehle rann, sich träge auf die Abflußrinnen zubewegte und dabei ihre Konsistenz veränderte, denn sie wurde flüssiger, so daß sie schneller ihren Weg fand.
    Grünes Blut gleich Aibon- Blut!
    Mir war jetzt klar, wo sich die eigentliche Heimat der Nymphe befand. Eben in Aibon, der vergessenen Welt, dem Paradies der Druiden, der Gerechten und Grausamen.
    Der Götze zog seine Hände zurück. An den gespreizten Fingern klebte das Blut und rann auch von den Spitzen herab träge und an langen Fäden hängend nach unten.
    Ich schrie ihn an.
    Er drehte den Kopf.
    Im Schein der Kerzen sah ich zum erstenmal sein Gesicht aus einer guten Distanz. Ja, es wies menschliche Züge auf, aber mit dem des Pfarrers hatte es keine Ähnlichkeit.
    Das Maul war aufgerissen. Die Augen funkelten kalt. Sie erinnerten mich an die von gefräßigen Reptilien. Der Mund war breit und lippenlos. Auf dem Rücken bewegten sich zuckend die schlauchartigen Auswüchse.
    Ich blieb stehen. Wir hatten uns nur für eine kurze Zeitspanne angeschaut. Alles andere um uns herum interessierte uns nicht. Es gab einfach nur uns beide.
    Mir kam es vor, als hätte jemand die Zeit einfach gestoppt. Wie Suko, wenn er seinen Stab einsetzte. Aber er war in London, ich stand hier in der kalten Kirche.
    Der Götze bewegte sich zuerst. Die Nymphe kümmerte ihn nicht mehr. Er hatte ihr das Aibon- Blut genommen, das sich an bestimmten Stellen auf dem Kirchenboden verteilte.
    Er hob sein rechtes Bein an, um es herumzuschwingen. Der Fuß bewegte sich dabei über den Kopf der toten Nymphe hinweg.
    Wenig später trat er hart gegen den Boden, und so stand dieses Untier seitlich vor dem Altar. Genau in meiner Blickrichtung.
    Mein Kreuz hatte nicht reagiert. Nicht einmal das grüne Licht huschte über das Silber hinweg. Es stand mir nur noch die Beretta zur Verfügung.
    Ich schoß.
    Trotz der hektischen Bewegungen des Götzen ließ ich mich nicht ablenken. Die Kugel hätte eigentlich den Schädel

Weitere Kostenlose Bücher