1050 - Die Roboter von Ursuf
antwortete der Arkonide.
„Von wem gesandt?"
„Herzog Carnuum und dem Orakel."
Nach einer kurzen Pause des Schweigens sagte die Gestalt: „Fremder, ich warne dich und deine Begleiter. Wollt ihr uns Hilfe bringen, so seid ihr willkommen. Gehört ihr aber zur Räuberbande des verseuchten Derrill und seid hier, um zu spionieren, wird man euch den Hals umdrehen."
„Wenn du noch lange redest, sind wir ohnehin verloren", antwortete Atlan ungeduldig. „In ein paar Minuten kommt die nächste Patrouille vorbei. Wenn es ihr einfällt, hier hereinzuleuchten ..."
Mit leisem Knirschen geriet ein Teil der Pyramidenstufe in Bewegung. Zwei Steinplatten glitten auseinander und entblößten eine Treppe, die zur Oberkante der Stufe hinaufführte.
Oben hatte sich inzwischen eine Tür aufgetan. Mattes Licht zeichnete ein schräges Viereck auf den Boden.
„Tretet ein", sagte der Krane.
Nachdem die Tür sich geschlossen hatte, schaltete er die Beleuchtung auf volle Stärke.
Sein Blick blieb auf dem Arkoniden haften.
„Wen sendet Uns der Herzog?" Ein deutlich mißbilligender Unterton schwang in seiner Stimme. „Das ehemalige Orakel!"
Der Arkonide hielt dem Blick mit kühler Gelassenheit stand.
„Der Herzog hat euch den geschickt, den er für am geeignetsten hält", sagte er.
Er verstand die Reaktion des Kranen. Die kranische Öffentlichkeit war, nach den Ereignissen der vergangenen Wochen, bereit, sich weiterhin vom Orakel leiten zu lassen - solange einer der ihren diese Position innehatte.
„Verzeih", sagte der Krane. „Ich wollte dich nicht kränken. Du weißt, daß ..."
„Ja, ich weiß", fiel ihm Atlan kurzerhand ins Wort. „Wer bist du?"
„Ich heiße Serigaal. Ich bin - hm, war der Leiter der Versuchsstation Ngetu."
„Wie ist die Stimmung unter den Gefangenen?"
„Verzweifelt." Die Antwort kam rasch und mit Nachdruck. „Die Mehrzahl ist in diesem Gebäude eingesperrt. Der Raum ist so eng, daß wir einander auf die Füße treten. Mit denen, die anderswo untergebracht sind, haben wir keinen Kontakt."
„Wie wollt ihr euch weiterhin verhalten?" erkundigte sich der Arkonide.
Die Augen des Kranen leuchteten auf. „Du meinst: gibt es Pläne, der Bruderschaft Widerstand zu leisten? Auszubrechen und zu fliehen? Nein. Wir sind unbewaffnet. Auf einer biologischen Versuchsstation gibt es keine Waffen. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten, bis sich das Problem von selbst löst." Er wandte den Blick beiseite. „Wir sind keine Krieger. Wir wissen nicht, wie man sich in einer solchen Lage verhält.
Wirst du uns helfen können?"
Er sah auf den Xildschuk hinab, und ein Ausdruck der Verzweiflung stahl sich in seine Miene, als Pantschu den Blick aus großen, traurigen Augen treuherzig erwiderte.
„Man gelangt oft zum falschen Schluß, wenn man ein Wesen nur nach Äußerlichkeiten beurteilt", tadelte der Arkonide. „Wir sind gekommen, um euch zu helfen. Ob wir unsere Absicht durchführen können, wird sich zeigen. Laß uns darüber beraten. Handelst du alleine, oder gibt es hier so etwas wie einen... Krisenstab?"
Serigaal bleckte die Zähne und gab ein schnalzendes Geräusch der Belustigung von sich.
„Wir sind nicht gänzlich unorganisiert", antwortete er. „Komm mit. Man wird ohnehin neugierig sein, wen ich da aufgetrieben habe."
*
Serigaal hatte nicht übertrieben: die Enge im Innern der großen Pyramide war qualvoll.
Die Quartiere waren überfüllt. Der Raummangel hatte verschiedenenorts zu grotesken Notmaßnahmen geführt: Räume, die für Kranen gemacht waren, hatten provisorische Zwischenböden erhalten, so daß sich mehr Prodheimer-Fenken darin unterbringen ließen.
Die kleinen Blaupelze mit ihren hochentwickelten medizinischbiologischen Kenntnissen bildeten neben den Kranen das stärkste Kontingent der Ngetu-Mannschaft. Mitglieder aller Völker des Herzogtums waren vertreten. Es herrschte eine Spannung, die selbst dem weniger sensitiven Gemüt auffiel. Atlan und seine Begleiter wurden überall angestarrt, und obwohl Serigaal bei ihnen war, fiel manche zornige, manche abfällige Bemerkung über den Arkoniden.
Der Krane führte seine Gaste ins oberste Geschoß der Pyramide hinauf. Auf Kran bestanden die Spitzen der pyramidenförmigen Bauwerke gewöhnlich aus transparentem Material. Auf Ursuf hatte sich diese Art des Bauens wegen der, intensiven Sonneneinstrahlung von selbst verboten. Auch so war die Atmosphäre im Innern des Gebäudes warm und feucht genug. Das Klimasystem,
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