1052 - Die Nekropole
Wegstrecke in unserem Taxi hin- und hergeschüttelt wurden, so daß es mir schwergefallen war, einen klaren Gedanken zu fassen.
Man hatte hier weiträumig gearbeitet. Ein großes Gelände war zu einem Zeugen der Vergangenheit geworden. Tiefe Täler, die mit Ruinen gefüllt waren. Die alten Hafenanlagen, die mal direkt an der Küste gelegen hatten. Im Laufe der Zeit allerdings hatte sich das Gebiet verändert. Zwar sahen wir das Meer wie einen sich leicht bewegenden und türkisfarben schimmernden Teppich, aber bis zum Wasser hätten wir doch noch eine Weile gehen müssen.
Die alten Hafenanlagen oder deren Reste interessierten uns nicht.
Wir wollten die Nekropole erreichen und sie durchsuchen. Wir hofften, doch die verschwundenen Kinder zu finden. Wobei ich nicht einmal wußte, wie viele es waren.
Ich hatte dem Fahrer noch einmal erklärt, wohin er fahren sollte.
Er hatte auch verstanden, einige Male genickt und war dann von der Hauptstrecke abgebogen.
Es waren Andenkenbuden und Touristenstände aufgebaut worden. Die primitiven Bauten standen auf dem hellbraunen Lehmboden, aber die Geschäftsleute selbst konnten nur traurig aus der Wäsche schauen, weil kaum etwas los war. Touristen ließen sich nur wenige blicken, und einige Besitzer hatten es schon aufgegeben. Sie waren dabei, ihre Geschäfte zu schließen.
Kaffeestände verteilten sich ebenfalls in einem bestimmten Gebiet.
Andenken kaufte auch niemand, und die Führer hatten ebenfalls so gut wie nichts zu tun. In dem mächtigen Ruinenwirrwarr hatten wir bisher nur eine Gruppe gesehen, die sich einem der Führer angeschlossen hatte. Von einem Gatter umfriedet standen graue, staubige Esel und warteten auf irgendwelche Reiter.
Die große Totenstätte, die zu einem Tempel gehörte, lag nicht unmittelbar an den Hafenanlagen. Man hatte sie damals schon abseits gebaut, mehr nach Süden hin, und daran hatte sich auch heute nichts verändert.
Unser Fahrer bog noch einmal vom normalen Weg ab und fuhr in die Nähe einer Absperrung, die auch als Touristentreffpunkt diente, wie die dort aufgestellten Schilder verrieten. Hier war auch der Ort, an dem die Führer ihre Gruppen sammelten. An diesem Tag hatten sie nichts zu tun. Sie waren erst gar nicht erschienen.
Der Mann hinter dem Lenkrad bremste. Wir schaukelten noch leicht nach, bevor die Sache erledigt war. Grinsend schaute er uns zu, wie wir ausstiegen, und fühlte sich noch bemüßigt, uns eine Warnung mit auf den Weg zu geben.
Ohne Führung durfte kein Fremder und auch kein Einheimischer das Gelände betreten. Aus Schutz- und Sicherheitsgründen.
»Das wissen wir«, rief ich zurück.
»Gut. Au revoir.«
Er düste davon. Unter den Reifen quoll der Staub hoch, der sich allerdings in Grenzen hielt. Im Sommer, wenn die Hitze das Land in eine Hölle verwandelte, sah es bestimmt anders aus.
Es hatte irgendwann vor kurzem geregnet. So hatten die Pflanzen eine Chance bekommen, sich zu zeigen. Grün und auch blühend waren sie an einigen Stellen aus dem Boden gekrochen. Palmen standen wie große Wedel da und schufen durch die breiten Blätter Schatten. Sogar Insekten führten schon jetzt ihre Tänze auf, als wollten sie der allmählich untergehenden Sonne einen letzten Gruß zuschicken.
Es gab auch Andenkenstände in der Nähe. Sogar eine Bushaltestelle sahen wir. Nur herrschte kein Betrieb, und die Buden waren geschlossen. Niemand interessierte sich für diesen Teil der Ausgrabungen, abgesehen von uns.
Vor der großen, tiefer liegenden Anlage kamen wir uns etwas verloren vor. Man hatte früher groß und sehr mächtig gebaut und auf irgendwelche Absperrungen keine Rücksicht zu nehmen brauchen.
Manch einer, der vor den Absperrungen stand, hätte sicherlich nicht wenig gestaunt. Wir hatten uns darauf eingerichtet und zudem vom Fahrer einige Informationen erhalten, wie wir uns zu benehmen hatten. Er wußte Bescheid, ohne daß wir ihn hätten aufklären müssen.
Er hatte uns auch von den Wächtern berichtet, die bei Einbruch der Dunkelheit hier erschienen und die Absperrungen kontrollierten.
Die Anlage lag vor uns und auch tiefer. Wir konnten einen Weg oder eine ziemlich holprig aussehende Treppe nehmen, um das eigentliche Ziel zu erreichen.
Suko und ich entschieden uns für den Weg. Wir hatten beschlossen, zusammenzubleiben. Es gab keinen Grund, uns zu trennen und die Anlagen von zwei Seiten zu untersuchen.
Die Zeichnung war für uns wichtig. Wir hatten uns vorgenommen, den Ort zu finden, den jemand stilisiert
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