1052 - Die Nekropole
die beiden noch in den Mauern, aber das war wirklich von bestimmten Dingen abhängig. Er überlegte schon, wie er ihnen entgegentreten sollte. Auf jeden Fall als sehr besorgter Kollege, und er traute sich zu, ihnen so etwas vorspielen zu können.
Vor dem Eingang blieb er stehen. Seine Waffe steckte unter der Jacke. Mit der rechten Hand streichelte er darüber hinweg und spürte so etwas wie eine Beruhigung.
Aus dem Haus hörte er nichts. Weder Musik noch Stimmen, Es lag still wie ein großes Grab mit viereckigen Öffnungen in den Wänden vor ihm.
Mit der linken Hand drückte er die Tür auf.
Im Haus war es kaum heller als draußen. Eher milchiger, damit der Schmutz verdeckt wurde.
La Roche hatte einen Blick für bestimmte Dinge. So fiel ihm auch der Mann auf, der der Eingangstür gegenüber auf dem Boden lag, ziemlich groggy war und leise vor sich hinstöhnte.
Betrunken war der Knabe nicht. La Roche schätzte, daß er den Zuhälter Joujou vor sich hatte. Bevor er auf ihn zuging, schaute er sich um. Er sah die Treppe, aber keine Mädchen oder Frauen. Bis auf Joujou war die Umgebung hier im Eingangsbereich menschenleer.
Dicht neben ihm bückte er sich und schüttelte den Mann durch, der noch mehr stöhnte und wie im Halbschlaf mit einer Hand um sich schlug. La Roche wollte sich nicht lange mit ihm abgeben und machte kurzen Prozeß. Er faßte zu und rollte ihn aus der seitlichen Lage herum, so daß er auf dem Rücken liegen blieb.
Trotz des miesen Lichts entdeckte er an der linken Halsseite die Schwellung. Da mußte ihn ein Schlag erwischt haben, der nicht von schlechten Eltern gewesen war.
»He, Joujou!« La Roche schüttelte ihn wieder durch. »Wach auf, verdammt.«
Der Zuhälter stöhnte. Er faßte sich an den Hals. Dabei öffnete er den Mund und gab gurgelnd klingende Laute ab.
La Roche wollte sich nicht zu lange mit ihm abgeben. Er entschied sich für die rauhe Methode. Mit einem Ruck zerrte er den Mann in die Höhe und setzte ihn so hin, daß der Rücken die Wand berührte und der Typ Halt bekam.
»Hörst du mich?«
»Wer bist du?« Langsam öffnete er die Augen. »Wer ich bin und wie ich heiße, spielt keine Rolle, verdammt noch mal. Aber du kannst mich als deinen Freund ansehen, Joujou. Man hat dich umgehauen, wie?«
»Ja.«
»Hast du den Typ gesehen?«
»Es waren zwei. Ein Schlitzauge. Der hat mir auch das Ding verpasst.«
»Weiter, Mann!«
»Nein, kann nicht mehr sagen. Es war aus. Die Lichter verloschen. Ich habe nichts mehr gesehen.«
»Dann weißt du nicht, wohin sie gegangen sind?«
»Keine Ahnung.«
»Wer ist oben?«
»Keiner.«
»Und die Nutten?«
»Kommen erst in einigen Wochen. Ist nichts los.«
»Was wollten die beiden denn?«
»Keine Ahnung.«
La Roche schlug dem Zuhälter ins Gesicht. »Doch, Joujou, du hast Ahnung. Du willst es mir nur nicht sagen, verflucht! Du weißt genau, was sie hier gewollt haben.«
»Sie suchten wohl einen.«
»Mann, Frau oder wie? Scheiße, laß dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.«
»Nein, einen Jungen«, gab der Zuhälter stöhnend zu. »Aber ich habe keinen gesehen…«
Er sprach noch weiter, doch La Roche hörte nicht mehr zu. Einen Jungen, dachte er. Den Jungen, also doch. Ich habe es gewußt. Sie haben schon Kontakt gehabt, sonst hätten sie ihn nicht zu suchen brauchen. Sie kennen sich also, und das ist nicht gut.
»He, wer bist du überhaupt?« Joujou merkte allmählich, daß er ausgefragt worden war, doch darum kümmerte sich La Roche nicht.
Ihm ging es einzig und allein um die Zukunft, die gar nicht mehr rosig aussah. Als der Zuhälter nach seinem Arm faßte, um sich dort festzuhalten, schlug La Roche ihn zur Seite und zog gleichzeitig seine Waffe hervor.
Joujou bekam Angst. Er rechnete mit dem Schlimmsten, aber La Roche machte es gnädig.
»Schlaf weiter«, sagte er leise und schlug zu.
Diesmal wurde Joujou direkt am Kopf erwischt. Die Haut an seiner Stirn platzte auf, dann war für ihn der Käse zum zweitenmal an diesem Tag gegessen.
Bewusstlos sackte er zusammen, und La Roche sah keinen Grund mehr, sich um ihn zu kümmern. Es ging jetzt um andere Dinge.
Auch er stellte sich wieder normal hin, drehte sich nach rechts, wobei der Beginn der Treppe in sein Blickfeld geriet.
Plötzlich stand er regungslos! Sein Mund blieb vor Staunen offen, denn mit diesem veränderten Anblick hatte er nicht gerechnet.
Auf der dritten Stufe stand der Junge!
La Roche hätte schreien können, aber er blieb still. Die Luger hielt er mit
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