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1052 - Die Nekropole

1052 - Die Nekropole

Titel: 1052 - Die Nekropole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zusammengezuckt war. Dann verzerrte sich das Gesicht des Jungen in einer direkten Boshaftigkeit. Dieser Ausdruck erinnerte La Roche an einen optischen Racheschwur. Er konnte sich nicht erklären, wie es möglich war, daß der Jungen noch auf den Beinen stand, obwohl ihn die Kugel getroffen hatte. Er hätte zusammenbrechen müssen. Das wäre normal gewesen, aber nicht das, was folgte.
    Die Gestalt des Jungen veränderte sich. Innen und außen weichten die Konturen allmählich auf. Er wurde so etwas wie durchsichtig oder durchscheinend.
    La Roche begriff so gut wie nichts mehr. Er stand mit offenem Mund auf der Stelle und suchte noch immer nach einem Hinweis auf dieses Phänomen. Dabei nahm er wahr, wie die Gestalt ständig schwächer wurde und ausdünnte. Sie verwandelte sich in einen Schatten und war im nächsten Augenblick verschwunden.
    La Koches Waffenarm sank nach unten. Er hätte gern noch ein zweites Mal geschossen, aber er wußte auch, daß diese Kugel nichts gebracht hätte. Er war einem Phänomen begegnet, aber er wußte auch, daß diese Kugel nichts gebracht hätte. Er war einem Phänomen begegnet, mit dem er nicht zurechtkam, weil es nicht rational erklärbar war.
    Nach einer Weile fand sich La Roche wieder zurecht. Er stand nicht mehr neben sich, wie noch vor kurzer Zeit. So näherte er sich behutsam und mit gesetzten Schritten der Treppe. Vor der ersten Stufe blieb er stehen. Er sah aus wie ein Blinder, der sich nach vorn tastete, als er beide Arme anhob und dorthin fühlte, wo der Junge noch vor kurzem gestanden hatte. Da war nichts mehr zu fühlen.
    Kein Rückstand, keine Energie, die sich gehalten hätte. Es gab ihn einfach nicht mehr. Sein Körper hatte sich aufgelöst.
    Hamed La Roche wußte nicht mehr, was er davon halten sollte.
    Dieses Problem war ihm über den Kopf gewachsen. Der Junge war sein Feind. Er stand weder auf seiner, noch auf Baals Seite. Er mußte seinen Platz irgendwo dazwischen gefunden haben, um eine bestimmte Aufgabe zu übernehmen.
    La Roches Zukunft war klar. Er und all seine Hintermänner wollten, daß die uralten Zeiten wieder anbrachen und die Menschen dem Götzen Baal huldigten. Dagegen mußte der Junge etwas haben.
    Er wollte die Herrschaft des Götzen nicht.
    La Roche war klar, daß es jetzt auf ihn ankam. Er allein hatte das Phänomen als Zeuge erlebt. Er würde die Konsequenzen ziehen und womöglich andere warnen müssen, Es war gut gedacht. Nur ließ es sich nicht in die Tat umsetzen. Die Zeit war einfach zu stark fortgeschritten, denn in der folgenden Nacht sollte sich alles ändern.
    Wenige Stunden Galgenfrist. Die Spanne reichte nicht aus, um alles herumzuwerfen.
    Retten, was noch zu retten war. Dabei die alten Pläne trotzdem nicht aus den Augen verlieren. Mit diesen Gedanken zog sich La Roche zurück. Es hatte keine weiteren Zeugen gegeben. Der Zuhälter lag am Boden und ›schlief‹ noch immer. Und die Mädchen, die hier ihrem Dienst nachgingen, waren ebenfalls in den Zimmern geblieben, vorausgesetzt, sie arbeiteten auch. Zitternd und am gesamten Körper mit Schweiß bedeckt, zog sich La Roche wieder zurück. Sein Blick war unstet geworden. Er fühlte sich verfolgt, von unsichtbaren Feinden umgeben. Umklammert, beobachtet und umzingelt. Erst in der Gasse wurde ihm bewußt, daß er die Pistole noch festhielt. Hastig steckte er sie weg.
    In der normalen Umgebung kam er allmählich wieder zu sich.
    Jetzt wurde ihm bewußt, aus welchem Grund er den Weg überhaupt eingeschlagen hatte. Er hatte seine beiden Kollegen gesucht und sie nicht gefunden. Dafür den Jungen. La Roche ging weiterhin davon aus, daß auch Sinclair und Suko den Jungen kannten, ihn gesehen und sicherlich auch mit ihm gesprochen hatten.
    »Von meinem Doppelspiel ahnen sie nichts«, flüsterte La Roche vor sich hin. Das wollte er ausnutzen. Der Plan lief weiter. Er mußte einfach weiterlaufen.
    Er nickte vor sich hin. Er hatte einen Entschluß gefaßt. Und er würde ihn nicht allein in die Tat umsetzen. Es war wichtig, daß er Unterstützung bekam. Da gab es im Moment nur eine Person, die eingeweiht und für ihn auch greifbar war.
    Hassan, der Besitzer des Cafés. Er würde seinen Laden schließen müssen. Die gemeinsam zu verändernde Zukunft war jetzt wichtiger als alles andere.
    La Roche blieb bei diesem Plan. Er hatte es sehr eilig, wieder zu Hassan zurückzulaufen…
    ***
    Die Nekropole!
    Auf der Fahrt zu den Ruinen hatte ich immer wieder daran gedacht, auch wenn wir auf der nicht eben idealen

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