1055 - Vampire, Karina und wir
schlucken würden. »Dann sieh mal zu, Franco!«
»Danke.« Der Angesprochene reagierte sofort. Versini bekam zuerst nicht mit, was mit ihm geschah, denn er wurde herumgewuchtet und erhielt einen heftigen Stoß gegen die Brust. Der katapultierte ihn bis an die Wand. Sein Gesicht verzog sich. Der Hinterkopf war ebenfalls schutzlos gegen das harte Hindernis geprallt.
Wahrscheinlich sah Versini Sterne, und es war ihm nicht möglich, sich noch auf den Füßen zu halten.
Er fiel zusammen, den Mund wie zum Schrei geöffnet. In dieser Lage erhielt er einen Tritt, der ihn einfach umwarf. Und Franco holte erneut aus. Er war dafür bekannt, daß er Menschen fertigmachen und erniedrigen konnte, bis diese jegliche Selbstachtung und auch ihre Würde verloren.
Das wollte Costello in diesem Fall nicht zulassen. »Nein, Franco, laß es sein.«
»Aber er hat uns betrogen!«
»Das weiß ich genau! Wir sollten auch an unsere Freunde denken. Deshalb öffne den Vorhang.«
Franco schlug sich gegen die Stirn. »Ich hatte es im Moment vergessen.« Er schickte den am Boden liegenden Versini einen kalten und wissenden Blick zu.
Versini bekam nicht mit, was um ihn herum geschah. Groggy lag er auf dem Boden, die Arme halb erhoben, um sein Gesicht vor weiteren Schlägen und Tritten zu schützen. Er kassierte keine mehr, denn Franco kümmerte sich um den Vorhang.
Er zog ihn zur Seite.
Er tat es gern, er hatte seinen Spaß, das war zu sehen. Als wäre er der Mann auf einer Bühne, auf den es allein ankam. Immer mehr enthüllte er von dieser anderen und finsteren Welt, in der das graue Licht eine nur schummerige Atmosphäre schuf und die Vampire aussahen wie lebendige Schatten.
Costello war mit seinem Rollstuhl ein Stück zurückgefahren und hatte ihn auf der Stelle so gedreht, daß er jetzt nach vorn auf diese »Bühne« schauen konnte. Er war der einzige Zuschauer, und er würde diese Szenen genießen.
Tyra, Kesslee und Tronk hatten längst gemerkt, daß sie wieder unter Beobachtung standen. Zunächst hockten sie noch auf dem Boden, die Blicke auf das Gitter gerichtet. Dann standen sie langsam auf. Ihre schrecklichen Gesichter gehörten zwar noch in den menschlichen Bereich, doch sie wirkten wie die Mäuler wilder Tiere. Weit aufgerissen, bereit für den Blutbiß.
Franco hatte ihnen nur einen knappen Blick zugeworfen. Er wußte, daß er sich beeilen mußte. Das Gitter lief zwar von Wand zu Wand. An der linken Seite aber war innerhalb des Gitters die schmale und nicht sehr hohe Tür eingelassen worden. Nicht mehr als ein brusthoher Durchschlupf in die Hölle.
Er war normalerweise versperrt. Für das Schloß brauchte man einen normalen Schlüssel, und den holte sich Franco von seinem Chef ab. Costello hielt ihn bereit. Er zögerte jedoch, ihn Franco zu übergeben. »Sei nur vorsichtig!« flüsterte er ihm zu. »Ich will nicht, daß sie ihr Gefängnis verlassen.«
»Si. Sie können sich auf mich verlassen, Don Logan.« Er war wieder in den förmlichen Tonfall zurückgefallen. Das passierte immer wieder. Es kam eben auf die Situation an.
Marco Versini lag stöhnend am Boden. Um ihn brauchte sich Franco nicht zu kümmern. Er würde aus eigener Kraft kaum auf die Füße kommen. Dafür hatte es ihn zu hart erwischt.
Auch die Blutsauger wußten, daß ihnen eine Veränderung bevorstand. Wieder war es Tyra, die sich als erste auf das Gitter zubewegte. Diesmal ging sie nicht so schwankend. Ihre Bewegungen waren geschmeidiger geworden. Sie hielt den Kopf nach vorn gestreckt. Wie jemand, der versucht, eine Gefahr zu wittern.
»Schaff sie weg, Franco. Sie wird dich behindern!«
Der Killer hatte verstanden. Er war abgebrüht genug, um Tyra bis dicht an das Gitter herankommen zu lassen. Als sie nach den Stäben faßte, rammte Franco seine Faust durch eine Lücke. Er traf die Blutsaugerin am Hals.
Der Stoß schleuderte sie nicht nur zurück, er wuchtete sie auch gegen die anderen beiden Blutsauger, die sich ebenfalls erhoben hatten und auf das Gitter zuliefen.
Tronk wurde zu Boden gerissen, als Tyra Halt an ihm suchte.
Kesslee konnte sich noch halten, mußte sich aber an der Wand stützen. Man sah ihnen ihre Schwäche an. Trotzdem waren sie nicht weniger gefährlich den Menschen gegenüber.
Costello blieb äußerlich ruhig. Nur an seinen Handflächen spürte er den leichten Schweißfilm. Es war ein Zeichen seiner Nervosität, denn noch stand nicht fest, daß sie gewonnen hatten.
Er konnte sich auf Franco verlassen. Der Mann bewegte sich
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