1055 - Vampire, Karina und wir
reicht aus, um zwei Kanonen hervorzuholen und sie über den Teppich zu werfen.«
»Okay, ich tue, was du willst.«
»Das wirst du immer tun. Zuckst du einmal falsch, breche ich dir den Arm. Das soll sehr schmerzhaft sein, habe ich mir von anderen sagen lassen, an denen ich es ausprobiert habe.«
Karina glaubte ihm jedes Wort. Franco war ein Sadist, ein Schwein, ein Hundesohn. Aber sie verfluchte auch sich selbst. Sie hatte sich überschätzt und darauf gebaut, daß sie besser war. Klar, sie hatte auch keine Niederlagen hinnehmen müssen. Nicht in der harten Ausbildung, bei den ersten Jobs auch nicht, und hier in London hatte es ebenfalls keine Schwierigkeiten gegeben.
Und doch mußte ihr ein Fehler unterlaufen sein, sonst hätte dieser Franco nicht so hart reagiert. Was habe ich getan? fragte sie sich. Was denn, verdammt noch mal? Sie war sich keines Fehlers bewußt. Auch dachte sie daran, daß ihr Franco und somit Costello nichts beweisen konnten. Mehr als einen Verdacht konnte er nicht haben. Und darauf würde er seine Befragung aufbauen.
Sie bewegte vorsichtig ihren rechten Arm. Franco schaute dabei zu. Zuerst zog sie den Revolver aus dem Halfter an der linken Seite, dann an der rechten, was ihr, durch die Lage bedingt, schwerer fiel.
Das Gewicht des Körpers lastete darauf.
Sie schaffte es trotzdem und schleuderte auch den zweiten Revolver aus dem Handgelenk weg. Der Killer hatte ihren Arm noch immer in die Höhe gerissen und so gebogen, daß die Frau kurz vor der Grenze der erträglichen Schmerzen stand.
Er war zufrieden, als er sie waffenlos sah. Lange wartete er nicht mehr. Dann riß er sie hoch.
Wieder biß Karina die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien.
Franco ließ sie für einen Moment los. Allerdings nur, um ihr ins Gesicht zu schlagen.
Die Russin stolperte zur Seite. Sie riß noch einen Sessel zur Seite, bevor sie von einem fast leeren Regal gestoppt wurde.
Sofort war der Killer bei ihr. Er hielt sich nicht vor ihr auf, sondern trat ihr die Beine weg. In diesem Augenblick schämte sich Karina Grischin. Sie war so gut getestet und vorbereitet worden.
Trainiert für extreme Situationen, doch jetzt, wo es wirklich darauf ankam, die Theorie in die Praxis umzusetzen, hatte sie alles vergessen.
Durch den heftigen Tritt landete sie am Boden. Sie federte den Aufprall ab und wollte sich zur Seite rollen, um die Beine des Killers zu packen, aber er war schneller und stemmte ihr einen Fuß auf die Brust. So, daß die Spitze noch ihren Hals berührte und ihr zunächst einmal die Luft nahm.
Er stand. Schaute von oben auf sie herab. Sein Gesicht war das gleiche geblieben. Karina allerdings kam es vor wie das des Teufels, das sie jetzt angrinste.
»So«,, flüsterte er und nickte ihr zu. »Jetzt werden wir die Unterhaltung auf meine Art und Weise führen, das kann ich dir versprechen. Ich möchte alles wissen. Und du wirst es mir sagen. Nicht dein Wille ist mehr ausschlaggebend, sondern meiner. Ich spüre, daß du eine Verräterin bist, und ich will und werde es von dir selbst hören, damit ich Logan Costello die Beweise liefern kann.«
Er zog seinen Fuß etwas zurück, damit Karina atmen konnte. Sie hätte vor Wut schreien und heulen können. Die Lage kam ihr so erniedrigend vor. Das war sie nicht gewohnt. So etwas kannte sie nicht. Sie hatte Mühe, die Fassung zu bewahren.
»Ich höre!« zischte Franco.
»Und ich habe dir alles gesagt!«
Er glotzte sie an. Schüttelte den Kopf, starrte ihr ins Gesicht.
»Nein, das hast du nicht. Ich glaube dir nicht. Du willst uns hier alle hintergehen.«
»Nein, nein! Warum denn? Ich war doch froh, einen Job bekommen zu haben. Costello hat mich angefordert. Er hat seine Beziehungen spielen lassen. Ich bin von Rußland hierher gekommen. Verdammt noch mal, wie sollte ich denn ein falsches Spiel treiben? Wie denn?« schrie sie und strengte sich wahnsinnig dabei an. Sie konnte auch nicht vermeiden, daß ihre Worte in einem Gurgeln endeten.
»Das weiß ich.«
Karina mußte husten. »Dann denk mal nach, verflucht!«
Er schwieg. Auch Karina sagte nichts mehr. Sie mußte sich erholen, die Folgen des harten Armgriffs und der Schläge überwinden.
Sich erst wieder zurechtfinden, um dann eine Chance zu suchen, sich aus dieser Lage zu befreien.
Außerdem mußte sie Zeit gewinnen. John, Suko und sie hatten einen Termin verabredet. Um zwanzig Uhr würden die Lichter ausgehen. Draußen hatte sich die Finsternis bereits ausbreiten können.
In den Räumen brannten
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