1056 - Blutsauger Costello
hinten, weil wieder einmal das Gebilde der Wolken aufgerissen war, um dem vollen Mond freie Bahn zu geben.
Er schien auf die Erde und auch auf ihr Gesicht. Sie schien sein Licht regelrecht zu trinken und zeigte sich sehr zufrieden. Costello hörte die entsprechenden Laute.
Tronk schob den Rollstuhl. Kesslee wartete an seiner rechten Seite. Erst als Tyra das Zeichen gab, schob Tronk den Stuhl wieder an und auch über die Schwelle hinweg. Sie wippten nach draußen in die Kühle der Nacht.
Die Luft war nicht klar. Ein leichter Dunst hatte sich ausgebreitet und wehte auch klebrig über Costellos Gesicht. Der hatte sich mit seinem Schicksal zwar nicht abgefunden, sich allerdings hineingefügt. Er wußte, daß er nichts dagegen unternehmen konnte. Er kam nicht gegen die Blutsauger an, die allesamt stärker waren als er. Wie Tiere würden sie über ihn herfallen und ihm das Blut bis auf den letzten Tropfen aus den Adern saugen.
Vom Haus weg führte ein plattierter Weg in die Tiefe des Parks hinein. Die einzelnen Platten waren dicht zusammengelegt worden. Es gab so gut wie keine Ritzen, und so rollten die Räder glatt darüber hinweg.
Tyra ging vor. Sie bewegte sich sicher. Wie eine Person, die den Park genau kannte. Jeder Schritt wirkte wie abgezirkelt. In der Dunkelheit bewegte sie sich nach rechts. Weg von der freien Fläche und dorthin, wo die meisten Bäume standen. Ziemlich dicht wuchsen sie in die Höhe, aber nicht so dicht, als daß sie einen kleinen Wald hätten bilden können. Es gab dazwischen noch immer genügend Raum, um auch einen Rollstuhl hindurchschieben zu können.
Es war auch weiterhin sehr ruhig in der Umgebung. Selbst von den Grundstücken der Nachbarn war nichts zu hören, auch wenn dort ebenfalls der Strom fehlte.
Er würde irgendwann wieder angestellt werden, das wußte auch Costello. Nur würde er davon nichts mehr haben. Die Dunkelheit war Balsam für die Vampire. Da erwachten ihre Kräfte, da wurden sie zu den blutsaugenden Monstren, die auf Menschenjagd gingen.
Der Rollstuhl holperte jetzt mehr über den unebenen Grasboden hinweg. Costello wurde durchgeschaukelt, was er mit stoischer Gelassenheit hinnahm.
Er schaukelte von einer Seite zur anderen. Die Lehnen stützten ihn immer wieder ab. Sein Körper war leicht zusammengesunken, und der Kopf befand sich in einer ständigen Pendelbewegung. Unter dem Jackett trug er eine Schußwaffe. Costello wußte auch, daß sie ihm nichts brachte. Es wäre ein lächerlicher Versuch gewesen, einen Vampir mit einer normalen Kugel töten zu wollen.
Jedenfalls war er reingelegt worden. Daran gab es nichts zu rütteln. Er hatte sich auf ein riskantes Spiel eingelassen, ohne die Trümpfe in der Hand zu halten.
Die Baumgruppe rückte näher. Sie wirkte hoch und wuchtig, obwohl das Geäst noch kahl war. Ein finsterer Schattenblock in der spätabendlichen Dunkelheit, der sich auch sehr gut als Versteck eignete.
Costellos Augen waren nicht mehr die besten. Trotzdem versuchte er, die Umgebung der Bäume mit seinen Blicken auszuloten. Er wollte Bewegungen erkennen und auch Mallmann sehen, der eigentlich aufgrund seines Zeichens auf der Stirn, dem roten D, nicht zu übersehen war.
Er sah ihn nicht.
Er sah gar nichts und wurde wieder angehoben, als der Rollstuhl durch eine Mulde fuhr. Sie war zwar weich, die Stöße bekam er trotzdem mit. Mit beiden Händen mußte er sich festklammern, um nicht nach vorn zu rutschen.
Der Boden war recht weich, so daß auch die luftbereiften Räder Spuren hinterließen, die später keinen mehr interessieren würden. Auch das war ihm klar.
Wer würde schon nach ihm suchen? Seine eigenen Leute nicht, denn die gab es nicht mehr als normale Menschen. Sie waren zu Blutsaugern geworden und würden es so lange bleiben, bis sich jemand fand, der sie mit der entsprechenden Waffe erlöste.
Im Sommer standen nahe der Baumgruppe die Sitzelemente um die Tische. Zu dieser Zeit war alles still. Nur auf dem Standplatz war ein Teil des Rasens verschwunden. Dort brach die braune Erde durch.
Sie fuhren darüber hinweg. Ein wenig zu schnell, denn das Gefährt wackelte, aber es kippte nicht um. Tronk gab noch einmal Druck, dann hatten sie ihr Ziel erreicht.
Sie standen.
Costello schaute in die Höhe. Es war alles dunkel. Erst nach einer Weile war er in der Lage, das Astwerk zu erkennen, das sich wie ein Gemälde über seinem Kopf ausbreitete. Da hatte ein Maler mit verschieden dicken Pinseln in die Finsternis hineingezeichnet, in der sich, hoch
Weitere Kostenlose Bücher