1056 - Blutsauger Costello
über den Bäumen, der Mond abmalte.
Er stand da als bleicher Kreis und sorgte in diesem Fall für das ideale Vampirwetter.
Die drei Vampire schwiegen. Sie umstanden den Stuhl in einem angedeuteten Kreis. Sie sprachen nicht, sie machten auch keine Anstalten, Costello anzufallen. So wie sie aussahen, erinnerten sie an Personen, die auf etwas Bestimmtes warteten.
Costello konnte sich leicht vorstellen, wie das Ergebnis aussah, denn einer fehlte noch in der Runde.
Ausgerechnet die Person, der er getraut hatte. Er hatte darauf gebaut, daß sie auf seiner Seite stand, und er war dann verraten worden.
Das Haus war kaum zu sehen. Wenn, dann nur als unförmiger Schatten. Costello kam es so weit weg wie der Mond von der Erde. Er merkte in diesen Augenblicken, daß auch er ein Mensch war, in dem Gefühle steckten. Logan Costello kam der Blick auf das Haus vor wie ein Abschied. Als normaler Mensch würde er es nie mehr betreten können, denn Dracula II führte seine Pläne eiskalt durch.
Und er kam!
Oberhalb des Astwerks entstand eine Bewegung. Costello konnte sie durch die Lücken erkennen.
Genaues war nicht zu sehen. Er suchte nach einem Vergleich. Ihm kam der Gegenstand vor wie eine Decke, die in die Luft geschleudert worden war. Sie schwang auf und nieder. Der Wind bewegte sie normalerweise, unterstützt von ihrem eigenen Antrieb.
Schwingen wehten auf und nieder. Zu hören war nichts. Dazu flog das Wesen noch zu hoch. Kein Brausen und kein Windzug erreichte den Erdboden, aber das Wesen verlor an Höhe und näherte sich dem Erdboden, um dort zu landen.
Es war weg von den Bäumen geflogen und bewegte sich im Freien, so daß es gut sichtbar war.
Auch für Logan Costello, der plötzlich erkannt hatte, um wen es sich dabei handelte.
Es war eine Fledermaus!
Keine normal große. Eine mächtige. Eine ins Riesenhafte gewachsene, die immer tiefer sank und sich mit der Landung Zeit ließ. Sie kam auch näher.
Costello wischte über seine Augen hinweg. Er hatte etwas gesehen, was er nicht wahrhaben wollte.
Zwischen den Schwingen, wo sich auch normalerweise der Kopf einer Fledermaus befindet, malte sich ebenfalls etwas ab.
Auch ein Kopf.
Ein Gesicht!
Und ein roter Fleck!
Der Mafioso umklammerte die Lehnen des Rollstuhls so hart, als wollte er sie zerbrechen. Er starrte ins Leere, schaute nicht mehr zu, wie die Fledermaus landete und bekam auch nicht mit, daß die Verwandlung in einen Menschen noch im Flug begann.
Die beiden Schwingen zogen sich zusammen. Sie klappten nach vorn hin zu und verdeckten das Gesicht.
Zwei Vampire schauten ebenfalls zu und waren von diesem Vorgang fasziniert. Costello hörte sie keuchen oder fauchen. Dieses Geräusch wiederum erlöste ihn selbst aus seiner Apathie, so daß er den Blick hob und wieder hinschaute.
Vor ihm sank eine gestreckte Masse zu Boden. Sie war schwer und sah aus wie eine übergroße Wabe, denn die beiden Schwingen lagen noch immer aufeinander.
Doch sie veränderten und verwandelten sich. Aus ihnen schälte sich eine Gestalt hervor. Dunkel, mit menschlichen Formen. Als sich die ehemaligen Schwingen jetzt zur Seite bewegten, da sah Costello, daß es Arme waren.
Arme, die zu einem Menschen gehörten, der nur wenige Meter vor ihm stand. Ein blasses Gesicht schaute ihn an. Dunkle Augen. Dunkle Haare, die nach hinten gekämmt waren und einen relativ hohen Stirnansatz freiließen. Unter ihm wuchs die leicht gekrümmte und trotzdem knochig aussehende Römernase, unter der sich wieder schmale Lippen abzeichneten, die dicht zusammengepreßt waren.
Das alles interessierte Costello im Prinzip nicht. Er konnte seinen Blick nicht von der Stirn der Gestalt abwenden, denn dort malte sich das oder sein Zeichen ab.
Es war das blutrote D!
Das D für Dracula II.
Und Logan Costello, der große Mafiaboß, war plötzlich klein, sehr klein geworden. Es gab Sieger und Verlierer im Leben. Bisher hatte er immer auf der Seite der Sieger gestanden.
Nun nicht mehr.
Und das ließ die kalte Angst in ihm hochsteigen…
***
Das Haus des Logan Costello war uns fremd. Nicht aber Karina Grischin, die seit etwas mehr als einem Monat hier als Leibwächterin des Mafioso gearbeitet hatte. Sie kannte sich aus, und ihr hatten wir auch die Führung überlassen.
Noch immer konnte ich es kaum fassen, wobei es Suko bestimmt ähnlich erging, wie sich der Fall entwickelt hatte. Für mich hatte er praktisch in St. Petersburg begonnen. Dort hatte mir mein russischer Freund Wladimir Golenkow die zur
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