1056 - Blutsauger Costello
war die Tarnung wirklich perfekt.
Locker ging sie in seinem Zimmer auf und ab, als hätte sie es schon in Beschlag genommen. Costello fühlte sich bereits als Verlierer. Nein, er fühlte sich nicht nur so. Er war der Verlierer.
Sie drehte sich wieder zu dem Gelähmten um und winkte an ihm vorbei. Das Zeichen galt den beiden anderen Vampiren. Sie verließen ihre Plätze hinter dem Rollstuhl und bauten sich so auf, daß sie Logan Costello anschauen konnten.
Er sah sie an.
Beide hatten sich verändert!
Der düstere Kesslee wirkte zwar noch immer so, aber seine Gestalt war kräftiger geworden. Auch geschmeidiger. Auf Costello wirkte er wie ein Raubtier auf zwei Beinen, das sich instinktsicher durch die Welt bewegte.
Sogar sein Haar hatte er geordnet. Es hing nicht mehr so wirr um seinen Kopf herum. Er hatte die Strähnen so gut wie möglich zusammengelegt und sie nach hinten geschoben. Sein schmales Gesicht erinnerte Costello auch an das eines Indianers. Seine Bewegungen kamen diesem Vergleich ebenfalls entgegen.
Wenn er ging, war er kaum zu hören. Die Lippen hatte er in die Breite gezogen und zudem nach oben geschoben. So hatte der untere Teil seines Gesichts etwas Wölfisches bekommen. Wobei Costello einfiel, daß zwischen den Vampiren und den Wölfen ein Zusammenhang bestand, über den er jetzt nicht nachdenken wollte.
Kesslee zeigte seine Zunge. Sie umleckte die Lippen. Er starrte nur Costello an, der in seinem Rollstuhl so klein wie möglich geworden war. Nichts mehr erinnerte noch an einen großen Londoner Mafiaboß. Sowie er im Rollstuhl hockte, wirkte er wie ein Häufchen Elend. In Kesslees Augen leuchtete die Gier nach Blut. Er war noch längst nicht satt. Vampire waren eigentlich nie satt. Sie würden immer wieder versuchen, an das Blut der Menschen zu gelangen, wenn sich ihnen die entsprechende Chance bot.
Tyra hielt ihn zurück. Es reichte wiederum nur eine knappe Handbewegung, um Kesslee gehorchen zu lassen. Sie brauchte nicht zu sagen, daß dieser Mann ihm nicht gehörte, denn der Blutsauger nickte und zog sich zurück in die Dunkelheit.
Dann erschien Tronk. Es war wie auf der Bühne. Er kam, um sich Costello vorzustellen. Er war das glatte Gegenteil seines Artgenossen Kesslee.
Ein kleinerer, wuchtiger Mann. Kompakt. Mit einem breiten Schädel und ebenso breiten Schultern, auf dem der hölzern wirkende Kopf mit dem flachen Gesicht saß.
Tronk wirkte wie eine zum Leben erweckte Comic-Figur. Damit hatte er nichts im Sinn. Er war kein Papiertiger, sondern verdammt zäh und gefährlich.
Er schlich an Costello vorbei. So dicht, daß der Mafioso wieder den ekligen Geruch wahrnehmen mußte, der ihm in die Nase drang. Wer immer diese Personen sah, spätestens nach dem Geruch würde der normale Mensch wissen, daß er es nicht mit seinesgleichen zu tun hatte, sondern mit abartigen Widerlingen einer anderen Spezies.
Logan Costello machte sich Vorwürfe. Er hätte viel Geld dafür gegeben, die Zeit noch einmal zurückdrehen zu können. Nur um einen Tag, dann nämlich wären die drei Blutsauger noch im Bunker gewesen. Dort gehörten sie auch hin.
Tyra stand zwischen ihnen. Sie wirkte wie eine Triumphfigur. Die Arme hatte sie angewinkelt und die Fäuste lässig in die Seiten gestützt. So wie sie gab sich ein Sieger.
Logan Costello riß sich zusammen, um eine Frage stellen zu können. »Wie geht es jetzt weiter?« flüsterte er.
»Wir werden dich aus dem Haus schaffen!«
»Warum, wohin?« Costello war erregt und umklammerte hart die beiden Rollstuhllehnen.
»Er will dich sehen!«
Obwohl der Mafioso wußte, wen die Untote gemeint hatte, fragte er nach. »Mallmann?«
»Ja.«
»Hier?«
Sie schüttelte den Kopf und gab den beiden anderen Blutsaugern ein Zeichen.
Tronk und Kesslee reagierten sofort. Sie traten hinter den Rollstuhl. Zwei Hände umklammerten die Griffe. Der Stuhl wurde nach hinten gekippt und konnte gefahren werden.
Costello wußte nicht, wem die Hände gehörten, die den Stuhl festhielten. Es war auch egal. Eine Chance zur Flucht gab es für ihn sowieso nicht.
Sie fuhren ihn zuerst quer durch das große Zimmer und schwenkten dann nach links ab, um auf die breite Tür zuzufahren, die ihnen den Weg ins Freie ermöglichte. Durch den normalen Ausgang fuhren sie nicht. Tyra öffnete die Tür und ging als erste nach draußen, wo sie stehenblieb und sich zunächst umschaute. Sie versuchte dabei, mit ihren Blicken die Dunkelheit zu durchdringen, und sie legte wenig später den Kopf nach
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