1058 - Vampir-Chaos
hat?« flüsterte sie. »Oder blufft er nur?«
Es war kein Bluff.
Das bewies Costello Sekunden später, denn plötzlich zerrissen die harten Schüsse einer Maschinenpistole die Stille…
***
Eine Disco. Nicht ganz voll, aber zu voll für mich im Moment. Ich mußte schnell sein, sonst war der DJ verloren. Bisher hatte keiner bemerkt, was hier abgelaufen war. Glücklicherweise, sonst wäre es zu einer Panik gekommen. Auch andere Vampire hielten sich versteckt. Tyra führte sie an, und ihr sollte der erste Biss gestattet sein.
Die jungen Gäste waren mit sich selbst beschäftigt. Sie hörten die Musik, sie bewegten sich wie sie es wollten. Dabei kam es nicht so genau auf den Takt an, aber sie versperrten mir den Weg zum Podest, dem Thron des Discjockeys.
Ich mußte sie aus dem Weg räumen, damit der kürzeste Weg auch der schnellste war. Manche rutschten aus und fielen hin. Andere drehten sich weiter. Niemand beschwerte sich, denn diese Unterbrechungen schienen sie gewohnt zu sein, besonders dann, wenn es in dieser Disco sehr voll war.
Ich verlor den Ort des eigentlichen Geschehens mehrmals aus dem Blick. Immer wieder zuckten die schattenhaft anmutenden Gestalten vor meinen Augen. Ich sah die ungewöhnlich geschminkten Gesichter der weiblichen Gäste, was mit einem normalen Make-up nichts zu tun hatte. Ich hörte das Mitsingen, manchmal auch ein Lachen oder Schreien. Wilde, zuckende Bewegungen von Armen und Beinen, entrückte Blicke. Ich nahm den Schweiß- und Parfümgeruch wahr, diese so typische Mischung für eine Diskothek, und ich erlebte, wie sehr sich die Zeit strecken konnte, die zwar normal ablief, mir allerdings dreimal so lang vorkam.
Und ich sah die anderen Vampire!
Sie fielen einfach auf, wenn sie die dunklen Stellen verließen und in das Licht eintauchten. Die bunte Welt paßte nicht zu ihnen. Sie ließ sie aussehen wie böse Clowns, die nur für einen Moment zu sehen waren, bevor sie wieder verschwanden, als ich weiterlief.
Kümmern konnte ich mich nicht um sie. Tyra war wichtiger. Ein kurzer Weg war es nur bis zu ihr, und trotzdem kam er mir so verdammt lang vor. Die Hindernisse, meine eigene Furcht, die anderen Blutsauger, das alles summierte sich.
Aber ich kam durch.
Zwei letzte Tänzer, die mir den Weg versperrten, schob ich zur Seite. Anschließend lag die Umgebung des DJs vor mir. Sein Arbeitsplatz auf dem Podest, angestrahlt, damit das Zentrum auch erkannt werden konnte. Die Anlage, auf der sich das Licht verteilte, die Ständer mit den CDs, aber auch ein Plattenspieler, der so etwas wie einen Hauch von Nostalgie andeutete.
Die letzte Stufe, der letzte Sprung. Ich war da!
Beide lagen auf dem Boden. Der DJ hatte sich gewehrt und war auch noch dabei, sich zu wehren. Trotzdem lag er auf dem Rücken.
Tyra hatte ihn einfach umgewuchtet. Aber er war nicht ausgeschaltet. Der junge Mann mit dem schwarzen T-Shirt, der weißen Hose und den Turnschuhen wehrte sich verzweifelt. Immer wieder trat er zu und versuchte, Treffer im Unterleib der Blutsaugerin zu landen.
Er kämpfte verzweifelt. Das glatte Gesicht war angstverzerrt. Ich konnte für einen winzigen Moment in die dunklen Augen schauen.
In seinem Blick paarten sich Angst und noch ein Nichtbegreifen.
Tyra hatte ihren Spaß. Sie nahm die Tritte hin, die ihr nichts taten.
Sie lachte sogar, ließ ihn weitertreten. Auch sie trat. Sie rammte einen Fuß nach unten. Der junge Mann wehrte den Tritt nicht ab. Er schrie erstickt auf. Sein Kopf bewegte sich. Die Luft war ihm knapp geworden. Er krümmte sich zusammen, und ich hörte das Lachen der Untoten.
Ich war nahe bei ihr. Ob sie mich schon gehört oder gespürt hatte, war nicht festzustellen. Sie verließ sich auf ihre Stärke, wollte endlich zum Biss kommen.
Deshalb bückte sie sich auch.
In der Vorwärtsbewegung bekam ich sie zu packen. Mit beiden Armen griff ich zu. Ich umklammerte ihren Körper und wuchtete sie in die Höhe. Plötzlich schwebten ihre Beine über dem Boden.
Sie strampelte, war wirklich überrascht, und ich drehte mich nach rechts, um sie dann zu Boden zu schmettern. Weg von der Anlage, weil ich Platz brauchte, und den fand ich an der anderen Seite.
Mir gelang ein Seitenblick auf den DJ. Der lag da, war fassungslos und hatte seine Schmerzen vergessen. Er bekam auch mit, wie Tyra in die Höhe schnellte. Und er sah, wie ich mein Kreuz nahm. Ich wollte mich hier nicht auf einen langen Kampf einlassen, sondern kurzen Prozeß machen. Das Kreuz würde Tyra vernichten, und
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