1058 - Vampir-Chaos
Dunkelheit, aber beide hörten, wie er zu Boden fiel. Karina hetzte heran. Suko hielt sie mit der linken Hand zurück, denn er hatte bereits seine Peitsche gezogen.
Als der Vampir zum zweiten Angriff startete, wurde er von den drei Riemen fast erwischt. Suko hatte wunderbar gezielt und die Riemen dicht an seinem Gesicht vorbeihuschen lassen. Trotzdem war diese Kraft der Waffe für den Blutsauger spürbar gewesen. Er gab einen heulenden Laut ab und wollte wegkriechen.
Das ließ Suko nicht zu.
Mit beiden Füßen zuerst sprang er der Gestalt auf den Rücken und drückte sie nieder. Das Gesicht der Kreatur machte Bekanntschaft mit dem Boden und wurde beinahe in den weichen Rasen hineingedrückt.
Suko blieb auf ihm hocken wie ein Gestalt gewordener Alptraum.
Der Untote wehrte sich. Er blickte auf, er wollte die Last von seinem Rücken wegdrücken, doch das schaffte er nicht. Suko war einfach zu schwer, und er riß den Kopf des Wiedergängers in die Höhe, damit auch das Gesicht frei lag.
Dann beugte er sich selbst tiefer und flüsterte scharf: »Kannst du mich verstehen? Sag nicht nein!«
Der Vampir gab eine Antwort, die mehr aus einem unverständlichen Gurgeln bestand.
»Du kannst sprechen!«
Er bockte hoch, wollte Suko loswerden. Der schlug ihm einige Male das Gesicht gegen den Boden. Karina stand seitlich neben ihm und schaute zu. Auch sie wußte, daß diese Kreatur keine Schmerzen verspürte, denn sie war kein Mensch.
Er blieb starr liegen. Eine Finte, das wußten sie. Suko ging bewußt darauf ein und rutschte von seinem Rücken weg. Er stellte sich hin, was der Vampir merkte. Als hätte er überhaupt nichts gespürt, schnellte er wieder hoch.
Dabei drehte er sich zu Suko hin. Sein Gesicht sah jetzt anders aus.
Auf der Haut klebte der Dreck, vermischt mit Grashalmen und auch kleinen, fauligen Blättern.
Die Dämonenpeitsche hatte Suko angehoben, und von der anderen Seite richtete Karina ihre Waffe auf den Kopf. »Ich blas dir dein untotes Dasein aus dem Schädel, Blutsauger, wenn du auch nur einmal falsch guckst. Klar?«
Er nickte.
Karina lachte. »Er hat mich verstanden. Wie schön. Der ist ja beinahe wie ein Mensch.«
»Aber nur beinahe«, murmelte Suko, bevor er sich wieder der Kreatur zuwandte. »Bist du der einzige Aufpasser hier draußen?«
»Ja.«
»Was ist mit den anderen?«
Der Vampir schwieg. Das paßte Karina nicht. Sie wuchtete ihn herum und schleuderte ihn gegen einen Baumstamm. Bevor er sich wieder fangen konnte, hatte sie ihm die Mündung der Beretta in den offenen Mund hineingepresst. »Jetzt wirst du nur das tun, was ich sage. Oder was mein Freund sagt. Wir beide kennen uns. Du hast so manches Ding für Costello gedreht, das weiß ich. Und du bist auch einer gewesen, der sich oft in Francos Nähe aufgehalten hat. Also einer, der verdammt gut Bescheid weiß und dem man Vertrauen geschenkt hat. Ich kenne das alles, und ich bin mir sicher, daß man dir jetzt auch ein großes Vertrauen geschenkt hat. Deshalb will ich von dir wissen, ob alle in dieser Rotunde stecken. Costello, Mallmann und Fußvolk.« Um ihm eine Chance zur Antwort zu geben, zog Karina die Waffe zurück.
Suko hatte bewußt nicht eingegriffen. Er wußte, wie frustriert Karina Grischin war. Deshalb wollte er ihr einen kleinen Erfolg gönnen. Aber sie war den Umgang mit Vampiren nicht gewohnt, und so mußte sie den plötzlichen Tritt hinnehmen, bei dem sich das Knie des Blutsaugers in ihren Unterleib bohrte.
Es war gut, daß sie nicht abdrückte. Ein Schuss wäre fatal gewesen. Sie taumelte nur zurück, krümmte sich und öffnete den Mund so weit wie möglich. Einen Schrei konnte sie zurückhalten, nur das Ächzen wehte über ihre Lippen.
Der Vampir war wie von Sinnen. Er wollte es jetzt wissen. Er wollte das Blut. Dabei dachte er nicht mehr an Suko und stürzte der Russin entgegen, die noch genug mit sich selbst zu tun hatte. Ein Stamm diente ihr als Rückenstütze, und die Hände hielt sie gegen die getroffene Stelle gepreßt.
Suko sah den Vampir hechten.
Und genau in diesen Hechtsprung hinein wischten von der Seite her die drei Riemen der Dämonenpeitsche. Diesmal trafen sie voll.
Noch in der Luft schüttelten sie den Blutsauger durch, der von einem Augenblick zum anderen irre Schmerzen spüren mußte, sie aber nicht durch Schreie artikulierte und vor Sukos Füßen zu Boden stürzte, wo er zuckend liegen blieb.
Der Inspektor trat nahe an ihn heran. Die Kreatur wollte nicht sterben. Sie kämpfte dagegen an, aber
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