1058 - Vampir-Chaos
wieder weg. Karina hatte sich von ihm entfernt und sich etwas in der näheren Umgebung umgeschaut. Sie hob die Schultern. »Einen Wachtposten haben sie wohl nicht zurückgelassen. Dann müssen sie sich sehr sicher fühlen.«
»Meine ich auch. Ich glaube sogar, daß wir hier ihr neues Hauptquartier entdeckt haben.«
»Das will mir nicht in den Kopf. Ich weiß doch, daß Costellos Leute zu Vampiren gemacht worden sind. Und Vampire wollen Blut. Aber diese Umgebung hier ist leer. Außer uns gibt es keinen. Was bekommen die Blutsauger zu trinken?«
Suko konnte diesen Gedankengang kaum nachvollziehen. »Da mach dir mal keine Sorgen, Karina, die wissen schon, was sie tun. Ich kann mir nicht vorstellen, daß in diesem Club ohne Personal gearbeitet wurde. Costello wird es bestimmt nicht weggeschickt, sondern es als lebende Nahrung seinen eigenen Leuten überlassen haben.«
»Verdammt, daran habe ich gar nicht gedacht.«
Suko zuckte mit den Schultern. »Es gehört eben zu meinem Job, so zu denken.«
»Gehen wir? Und bleiben wir auch zusammen?«
»Wäre am besten.«
Karina Grischin zog ihre Waffe. Es war Sukos Beretta. Im Magazin steckten geweihte Silberkugeln. Das ideale Mittel gegen Vampire und andere Unholde.
Der Parkplatz war ziemlich groß und leer. Es waren auch keine weiteren Autos abgestellt worden. Durch diese Leere wehte der Wind und blies ihnen kühl in die Gesichter. Er brachte keinen fremden Geruch mit, mehr den einer normalen Feuchtigkeit.
Die Bäume deckten die Rotunde vor fremden Blicken. Im Sommer war es bestimmt ein Vergnügen, im Club zu sitzen und in die Natur zu schauen. In dieser finsteren Nacht wirkte die Umgebung allerdings wie eingeschwärzt und unheimlich.
Sie hörten nur die eigenen Schritte. Das leise Knirschen der Steine.
Das vorsichtige Aufsetzen brachte nichts, aber die Beschaffenheit des Bodens änderte sich, je näher sie den Bäumen kamen. Ihre Stämme wuchsen wie die Beine mächtiger Urweltriesen in die Höhe. Das Dach aus Zweigen und Ästen breitete sich aus, als wollte es jedem, der darunter hinwegging, einen Schutz geben.
Die Gestirne wurden durch Wolken verdeckt. Auch von der vorn entlangführenden Straße waren nur wenige Geräusche zu hören.
Für Suko wurde die Rotunde immer mehr zu einem Mausoleum. Er hatte diese Form schon des öfteren gesehen, und nicht nur in Kirchen.
Unter den Ästen fanden sie ihren Weg. Rasen breitete sich aus und dämpfte ihre Tritte. Kein Vogel flatterte durch die Luft. Die nächtliche Ruhe lag wie Blei auf ihnen.
Vor ihnen malten sich die wuchtigen Mauern des Spielclubs ab. Es gab auch Fenster, die aber waren so hoch angelegt worden, daß von außen her niemand in sie hineinschauen konnte.
Karina bewegte sich etwas nach rechts. Sie wollte später direkt auf den Eingang zugehen. Er lag höher. Eine Treppe mit breiten Stufen führte zur Doppeltür hin, die nichts Elegantes oder Filigranes an sich hatte und einfach nur kompakt war. Das stand in glattem Kontrast zu den Eingängen anderer Kasinos.
Sie blieben neben der Treppe stehen. Etwas kratzte über den Boden hinweg. Nur altes Laub, das vom Wind bewegt worden war.
Nichts deutete auf ein Vorhandensein der Vampire hin. Die Stille empfanden beide als sehr belastend.
»Sollen wir einmal herumgehen oder es sofort versuchen?« fragte Karina leise.
»Hätte es einen Sinn, wenn wir noch suchen?«
»Das weiß ich nicht. Vielleicht eine Sicherheit.«
»Die gibt es sowieso nicht.«
In diesem Augenblick hörten sie das leise Knacken. Es war ein normales und trotzdem ungewöhnliches Geräusch. Möglicherweise trug auch die Stille dazu bei, daß sie es so empfanden. Sie reagierten sofort. Karina ging nach rechts und Suko nach links weg. So entstand zwischen ihnen eine Lücke.
Ein Tier? Ein Mensch? Ein Vampir?
Sie konnten es sich aussuchen, obwohl die letzte Möglichkeit schon wahrscheinlicher war.
In den folgenden Sekunden passierte nichts. Da hatte die Stille wieder das Kommando übernommen.
Plötzlich war er da!
Suko stand ihm am nächsten. Er sprang ihn von der Seite an. Suko bekam es aus dem Augenwinkel mit. Der Boden schien an dieser Stelle aufgeklappt zu sein. Es war Wahnsinn. In der Finsternis sah er die düstere Gestalt und auch das bleiche Gesicht. Seine Augen hatten sich an das Licht gewöhnen können. Der Blutsauger glotzte ihn an, als er auf ihn zufiel und in Sukos Hieb hineinlief.
Es war ein echter Hammer. Er schleuderte den Blutsauger zurück.
Dabei verschwand er in der
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