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1059 - Der Scharfrichter

1059 - Der Scharfrichter

Titel: 1059 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er.
    »Vielleicht vor Quintons Rückkehr?«
    Der Wirt schwieg. Er preßte die Lippen zusammen, starrte mich an, und ich sah die kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn. »Tut mir leid, aber ich muß mich um meine Gäste kümmern.«
    »Die sind gut versorgt, McMillan. Sie bleiben. Haben Sie das verstanden?«
    »Warum, zum Teufel…«
    Ich gab das Versteckspiel auf und holte mit einer raschen Bewegung meinen Ausweis hervor.
    McMillan konnte lesen, nur behielt er die Worte nicht für sich und flüsterte stotternd: »Scotland Yard?«
    »Genau.«
    »Das ist… das habe ich nicht …«
    »Das ist überhaupt nicht tragisch«, sagte ich. »Mein Erscheinen hier ist nicht zufällig. Ich bin gekommen, um das Verschwinden der drei Personen aufzuklären.« Von den Pinters sagte ich nichts.
    »Auch der Pfarrer befindet sich darunter, und seine Vorgesetzten machen sich ebenfalls Sorgen. Ich könnte mir vorstellen, daß ein gewisser Quinton damit zu tun hat.« Schnell stellte ich eine Frage.
    »Gehen Sie in die Kirche, Mr. McMillan?«
    »Ma… manchmal.«
    »Dann werden Sie ja wissen, wer in diese Kirche eingedrungen ist. Auch wenn Sie nicht selbst dabeigewesen sind.«
    »Ich habe davon gehört«, gab er zu.
    »Es war Quinton!«
    »Aber der ist tot!« McMillan hatte den Satz scharf geflüstert.
    Ich verzog die Lippen. »Nicht ganz. Und nicht immer ist das tot, was auch tot aussieht.«
    »Scheiße!« Der Wirt schlug die Hände vors Gesicht. »Das packe ich nicht.«
    »Kann ich mir denken, aber die Rückkehr des Scharfrichters ist eine Tatsache, davon müssen Sie ausgehen. Und er hat auch mit dem Verschwinden der Menschen zu tun. Es gibt keinen anderen Grund. Akzeptieren Sie es, dann sehen wir weiter.«
    »Verdammt, wir haben Angst.«
    »Das weiß ich auch, Mr. McMillan. Nur können Sie nicht immer mit der Angst leben. Sie müssen etwas tun.«
    »Was denn?«
    »Zum Beispiel die Vergangenheit aufarbeiten.«
    »Davon wissen wir doch nichts.«
    »Irrtum. Sie und auch die anderen wissen, was damals mit dem Scharfrichter geschehen ist.«
    »Ja, ja!« stöhnte er und nickte auch. »Er wurde aus dem Ort gejagt, weil man ihn nicht mehr brauchte. Einer wie er war nirgendwo angesehen. Man brauchte ihn, aber man verachtete ihn auch. Ich kann die Menschen verstehen, die das getan haben.«
    »Ich irgendwie auch, da bin ich ehrlich. Nur haben Ihre Vorfahren dabei einen Fehler begangen. Sie haben ihn nicht nur aus Mayne hinausgejagt, nein, sie haben ihn auch betrogen. Sie haben ihm seinen Lohn vorenthalten. Das hat er nicht vergessen. Und deshalb will er Rache. Sie haben ihm wahrscheinlich auch sein Land genommen, auf dem er wohnte. Ebenfalls ein Unrecht.«
    »Aber er ist tot!« keuchte der Wirt. »Verflucht noch mal, das ist alles im letzten Jahrhundert passiert. Er kann nicht mehr leben. So was gibt es nicht.«
    »Stimmt, in der Regel nicht.«
    »Aber Sie behaupten das Gegenteil.«
    »Sie haben ihn doch gesehen.«
    McMillan senkte den Kopf und schüttelte ihn. »Nein, nicht ich. Andere, ich war nicht in der Kirche. Ich habe nur davon gehört. Auch ich kann die Angst nachvollziehen, die meine Mitbewohner empfunden haben. Da bin ich ehrlich, Mr. Sinclair.«
    »Sie ist auch nichts Unnormales. Ich bin gekommen, um den Scharfrichter zu fassen.«
    »Einen Geist…?« Die Frage klang schon nicht mehr erstaunt, sondern ungläubig.
    »Ja. Aber wer sagt Ihnen, daß er ein Geist ist?«
    »Die Zeugen. Sie haben auch etwas Kaltes gespürt und von einem unsichtbaren Knochenmann gesprochen.«
    »Das kann Ihnen niemand verdenken, auch ich nicht. Für mich jedenfalls ist wichtig, daß ich weiß, wo dieser Scharfrichter sein Land bekommen hat.«
    »Das gibt es. Sogar noch seine alte Hütte. Darin hat niemand wohnen wollen.«
    »Verständlich. Und wo finde ich das Land und die Hütte?«
    »Ganz einfach. Etwas außerhalb von Mayne. Am Rand. Genau am alten Weiher. Da steht auch die Hütte. Es ist dort etwas sumpfig. Man hat den Flecken Erde auch nicht kultiviert.«
    »Danke«, sagte ich und fügte eine Frage hinzu. »Ist niemand aus dem Ort in der Hütte gewesen?«
    »Nein, nein, wo denken Sie hin. Die ist tabu. Da… da … traute sich niemand hin.«
    »Dann wird es jetzt eine Ausnahme geben!« erklärte ich und blickte in die großen Augen des Wirts. Er konnte nicht fassen, daß ich mich auf den Weg machte.
    »Sind Sie lebensmüde?«
    »Bisher noch nicht. Ich möchte nur, daß Sie wieder in Ruhe leben können. Sagen Sie das auch Urbansky, wenn Sie ihn

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