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1059 - Der Scharfrichter

1059 - Der Scharfrichter

Titel: 1059 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sein?«
    Urbansky war nervös geworden. Er wischte ein paarmals über sein Gesicht und bewegte auch die Augen, um sich umzuschauen.
    Dabei suchte er nach Worten. Innerhalb der Hütte hatte die Dunkelheit zugenommen, denn draußen bereitete die Dämmerung bereits die Dunkelheit vor.
    Endlich hatte er sich wieder gefangen. »Ahm… ich … ich … habe mir schon meine Gedanken gemacht.«
    »Ich höre.«
    »Das war nicht der alte Scharfrichter. Er muß so etwas wie einen Sohn gehabt haben. Der hat dann wieder Kinder bekommen, und diese Enkel. Bis zum heutigen Tag. Der neue ist dann hier erschienen, um seinen Ahnherrn zu rächen. Er hat sich als Scharfrichter verkleidet, um uns zu zeigen, was wir oder unsere Vorfahren für Verbrecher und Mörder gewesen sind.«
    »Wäre eine Möglichkeit.«
    »Stimmt sie denn?«
    »Ich denke nicht. Es ist der alte Quinton, der zurückgekehrt ist. Er ist beseelt von einer Kraft, die wir beide nicht in uns haben, die es aber leider gibt. Ich habe mich mit derartigen Fällen beschäftigt, Mr. Urbansky. Es ist gewissermaßen mein Job, und ich habe ähnliches schon des öfteren erlebt.«
    »Dann ist Quinton ein Zombie?«
    Ich nickte. »Wenn Sie so wollen, ja.«
    Der Urbansky schloß für einen Moment die Augen. »Ich habe das alles ganz anders gedacht und gesehen«, flüsterte er nach einer Weile. »Es ist für mich ein klares Bild gewesen. Einer seiner Nachkommen. Er war ja nicht nur hier. Quinton kann überall einen Sohn oder auch eine Tochter gezeugt haben, die seine Kette dann fortsetzten. An eine Möglichkeit, wie Sie sie mir gesagt haben, dachte ich nie im Leben. Das will mir auch jetzt nicht in den Kopf, weil es dafür keine richtige Erklärung gibt. Da fehlt mir die Logik.«
    »Manchmal muß man die vergessen, Urbansky. Ich gehe davon aus, daß sich Quinton mit einem Dämon, möglicherweise auch dem Teufel verbündet hat. Sie haben dann ein Geschäft abgeschlossen. Der Teufel garantiert ihm seine Existenz, von Leben will ich erst gar nicht reden, und Quinton sorgt dafür, daß die Seelen der Ermordeten dem Satan zukommen. So könnte das Geschäft gelaufen sein.«
    Urbansky schüttelte den Kopf. »Als Kind habe ich so etwas in Märchen gelesen. Daß jemand dem Teufel die Seele verkauft. Aber in der Wirklichkeit ist…«
    Ich ließ ihn nicht ausreden. »Die Wirklichkeit übertrifft oft genug alle Märchen oder Geschichten. Glauben Sie mir. Die Wirklichkeit kann schlimm und grausam sein.« Ich ging einen Schritt auf ihn zu.
    »Deshalb werde ich Ihnen jetzt einen guten Rat geben, den Sie befolgen sollten. Verschwinden Sie von hier, Mr. Urbansky. Gehen Sie weg, bitte. Sie werden es nicht schaffen. Sie sind allein nicht in der Lage, diesen Scharfrichter zu töten, glauben Sie mir das!«
    Er wollte noch nicht und fragte: »Sie denn?«
    »Ich denke schon.«
    »Das… das … kann ich nicht fassen. Wir sind zu zweit doch viel stärker als einer allein.«
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, Mr. Urbansky, daß es mein Beruf ist, mit derartigen Erscheinungen umzugehen. Deshalb bringen Sie sich in Sicherheit.«
    »Nein!« Er ging zurück. »Ich habe es meiner Mutter versprochen, verdammt!«
    Ich wollte etwas sagen, aber ein Geräusch draußen riß mir die Worte von den Lippen. Auch Urbansky hatte das leise Plätschern vernommen. Er stand plötzlich unbeweglich und starrte an mir vorbei auf den Eingang.
    Ich drehte mich um.
    Bis zur Tür war es nur ein Sprung. Ich glitt leichtfüßig über den Boden, duckte mich dann und drehte mich nach draußen.
    Es war dunkler geworden. Zwischen den Weiden hockten die Schatten. Ihre großen, an Pilze erinnernden Kronen verschwammen miteinander. Da gab es kaum noch einen sichtbaren Zwischenraum.
    Und es hatte sich Dunst gebildet. Er schwebt als feines Gespinst über der Wasserfläche des Weihers, die nicht mehr so ruhig dalag wie bei meiner Ankunft. Sie bewegte sich. Es waren Wellen geschaffen worden. Als Folge eines Steins, den jemand in den Teich hineingeworfen hatte.
    Außer uns war niemand hier gewesen. Es war auch kein Mensch am Ufer zu sehen.
    Der Wellenschlag mußte eine andere Ursache haben. Er mußte im Teich selbst entstanden sein.
    Urbansky stand neben mir. »Was ist da passiert, verdammt?« flüsterte er. »Das ist doch nicht normal…«
    »Ja und nein«, gab ich zu.
    »Ähm… ich …«
    »Bitte seien Sie ruhig.«
    Er hielt tatsächlich den Mund. Mir war schon etwas aufgefallen.
    In der Teichmitte war die Bewegung stärker geworden. Es brodelte dort

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