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1059 - Fels der Einsamkeit

Titel: 1059 - Fels der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Spezialisierung der Arten wäre wieder intakt."
    „Auf welcher Ebene zum Beispiel?" mischte Wido Helfrich sich in die Unterhaltung.
    „Du mußt nicht immer so scharf gezielte Fragen stellen, Wido", tadelte die Mutantin. „Ich hab' keine Ahnung. Ich will nur sagen, daß wir viel zu wenig über die Amöben wissen."
    Narktor hatte die ganze Zeit über kein Auge von der Anzeige des Em-Scanners gelassen.
    „Ich habe eine Spur", sagte er.
     
    *
     
    Carfesch jonglierte das kleine Schaltgerät, mit dem er sein Experiment zu aktivieren gedachte und nahm ein paar letzte Ablesungen vor. Die Versuchsanordnung bestand aus einem Sender und einem Empfänger, die mit großer Vorsicht am Ost- und am Westufer in den See getaucht worden waren. Der Sender strahlte elektrische Impulse wählbarer Frequenz ab. Aus dem Betrag an elektrischer Leistung, die der Empfänger registrierte, konnte auf die Leitfähigkeit der Seeflüssigkeit geschlossen werden.
    „Ich verstehe noch immer nicht, wozu das Experiment gut ist", sagte Alaska. „Wir haben mehrere Flüssigkeitsproben eingebracht. Warum kann man die Leitfähigkeit nicht mit ihrer Hilfe bestimmen?"
    „Mich interessiert weniger die Leitfähigkeit als solche als das Verhalten des Sees", antwortete der Sorgore. „Ich will wissen, ob es Resonanzen gibt, wenn wir die Frequenz variieren. Ich brauche einen großmaßstäblichen Versuch - nicht eine Labormessung an ein paar Kubikzentimetern Flüssigkeit. Übrigens, die Temperatur beträgt zweihundertzehn Grad absolut."
    „Ist das wichtig?" fragte Alaska.
    „Nein, aber interessant. Bequem weit vom Schmelzpunkt entfernt, so daß keine Vereisung zu befürchten ist. Noch weiter weg vom Siedepunkt. Der Ammoniak-Dampfdruck wird auf ein Minimum reduziert. So verhält sich ein See, der seine Form nicht verändern und möglichst wenig von seiner Substanz verlieren will."
    „Du redest auch schon, als brächte er das alles aus eigener Kraft zuwege", brummte der Transmittergeschädigte.
    „Aus wessen Kraft sonst?" antwortete Carfesch zur Verwunderung aller, die seine Worte empfingen. „Ich beginne jetzt mit dem Versuch."
    Sie standen zehn Meter vom Ufer entfernt. Drüben, auf der Westseite, beobachtete eine zweite Gruppe von Technikern den Empfänger. Carfesch nahm die erste Schaltung vor.
    Er begann mit einer Frequenz von 20.000 Hertz.
    „Wie sieht's drüben aus?" erkundigte er sich über Helmfunk.
    „Null", antwortete einer der Techniker.
    „In Ordnung, ich gehe auf fünfzehntausend", sagte Carfesch.
    Der See begann erst bei 8000 Hertz zu reagieren. Der Empfänger registrierte eine winzige Spur elektrischer Leistung. Der Sorgore schaltete auf 6000, dann auf 5000 Hertz.
    Der Empfänger reagierte stärker. Carfesch ließ eine Minute verstreichen, dann halbierte er die Frequenz.
    Es ging alles unwahrscheinlich schnell. Eine Stichflamme schoß nahe dem Ostufer in die Höhe, trockener, knatternder Donner rollte durch das Tal. Ein paar zerfetzte Metallteile wurden ans Ufer geschleudert. Wellen breiteten sich aus und zerliefen träge, als beständen sie aus Öl. Alaska blickte zum Westufer hinüber. Dort hatte sich offenbar dasselbe Drama abgespielt. Die Techniker waren zu Boden gegangen, um von den Metallsplittern nicht getroffen zu werden.
    „Donnerwetter...", sagte eine verblüffte Stimme.
    „Die Temperatur, schnell!" rief Carfesch.
    Hüben und drüben eilten Männer zum Seeufer und tauchten Spezialthermometer in die Flüssigkeit, die sich überraschend schnell wieder beruhigt hatte.
    „Zwonulleins", kam die Meldung vom Westufer.
    „Einsneunfünf", meldete der Mann am Ostrand.
    Der Sorgore deutete auf eine hauchdünne Eisschicht, die sich dort gebildet hatte, wo vor kurzem noch der Sender gewesen war. Sie lebte nicht lange. Sekunden später hatte sie sich unter dem Einfluß der wärmeren Flüssigkeit in ihrer Umgebung aufgelöst.
    „Interessant, interessant", murmelte Carfesch.
    „Was, zum Teufel, ist da explodiert?" wollte Alaska wissen. „Unser harmloser, kleiner Sender ging in die Luft wie eine Bombe. An dem ganzen Ding war kein Milligramm explosiver Substanz."
    „Der See hat ihn vernichtet", antwortete der Sorgore. „Und den Empfänger ebenfalls."
    „Vernichtet? Womit?"
    „Mit Energie. Die Temperatur der Seeflüssigkeit ist sprunghaft um neun beziehungsweise fünfzehn Grad gesunken. Sieh dir den See an! Wie viel Ammoniak enthält er? Nimm seine Wärmekapazität und multipliziere sie mit zwölf - das ist der Mittelwert zwischen neun

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