106 - Der Tod aus der Zauberkugel
die Luft und schwebten langsam auf die Hexe zu. Vor ihr landeten sie.
„Euch dreien werden wir jetzt das Blut aussaugen. Ihr werdet nicht sterben. Noch nicht. Aber wir werden euch soviel Blut aussaugen, daß ihr euch verändern werdet. Ihr werdet dahinsiechen. Langsam. Euer Tod wird lange dauern. Unendlich lange, das verspreche ich euch."
Diana quollen die Augen fast aus den Höhlen, als die Hexe sie gierig ansprang. Verlangend trank sie das Blut der Fernsehsprecherin, dann überließ sie das halb ohnmächtige Mädchen ihren Dienern.
Liz Button war aus ihrer Ohnmacht erwacht. Die bildschöne Schauspielerin schrie, als würde sie geröstet. Im Augenblick war von ihrer Schönheit nichts zu bemerken. Auch ihr saugte die Hexe das Blut aus.
Vor Paul Kildare zuckte die Hexe zurück.
„Er ist verrückt geworden", zischte sie und wich einen Schritt zurück. „Seine Ausstrahlung ist entsetzlich."
Doch für ihre Vampirdiener war die Ausstrahlung nicht unerträglich. Sie verbissen sich in Kildares Hals, der die ganze Zeit, bis er starb, nur irre lachte.
Diana Crawford und Liz Button atmeten schwach. Ihre Kleider hingen in Fetzen von ihren Leibern. Beide waren totenbleich und stöhnten gelegentlich.
Den toten Paul Kildare warfen die Fledermausmenschen zu den Knochen. Die Wand schloß sich. Tony Vernon glaubte, Fieber zu haben.
„Wir müssen uns um die beiden Mädchen kümmern", sagte er.
Jedes Wort fiel ihm schwer. Er versuchte, aufzustehen, doch er brach zusammen und schlief augenblicklich ein.
Kaum je zuvor war es mir schwerer gefallen, keine Reaktion zu zeigen. Mein Inneres war ein Vulkan. Liebend gern hätte ich mich auf die alte Hexe gestürzt und sie mit meinem Kommandostab gepfählt. Doch das wäre höchst unklug gewesen. Ich hatte beschlossen, die Gefangenen zu befreien; und mein Eingreifen hätte ihren sicheren Tod bedeutet. Nun wußte ich wenigstens, wo sie gefangengehalten wurden. Morgen konnte ich sie leicht befreien und zu ihrem Schiff führen.
Zwei der Gefangenen hatte ich erkannt. Liz Button war eine bekannte Schauspielerin, die immer wieder die Spalten der Illustrierten füllte.
Paul Kildare hatte ich mal in einem Fernsehfilm gesehen, war jedoch von ihm nicht sehr begeistert gewesen. Aber darüber, welchen Schauspieler man mochte, ließ sich stundenlang streiten. Für Liz Button und das blonde Mädchen sah es schlecht aus. Für sie gab es wahrscheinlich keine Rettung mehr, während den anderen noch zu helfen war, wenn sie rechtzeitig zu einem Arzt kamen, der sich auf die Behandlung von Vampirbissen verstand.
Innerlich bebte ich vor unterdrückter Wut, als sich die Hexe mir zuwandte und mich angrinste. Ihre blassen Lippen waren blutbeschmiert.
„Nun, wie hat dir das Schauspiel gefallen, Kappa?" fragte sie.
„Nur mäßig", antwortete ich. „Außerdem wäre es mir lieber gewesen, wenn du den Mann nicht hättest töten lassen. Ich bin hungrig. Ich hätte ihn gern ertränkt. Seine Eingeweide hätten mir sicherlich gemundet."
„Daran habe ich nicht gedacht, Kappa. Aber das nächste Opfer soll dir gehören. Komm mit! Wir gehen jetzt zur O-tuko-San. Und vergiß nicht, wenn du ihr das Geheimnis entlockst, dann bist du frei."
„Ich werde es nicht vergessen."
Ich folgte der Vampirin. Es ging eine steile Wendeltreppe hoch. Ein paar Fledermausmenschen folgten uns. In einem kleinen Raum blieben wir stehen. Durch eine Luke in der Decke fiel silbernes Mondlicht.
„Im Nebenraum ist die O-tuko-San", sagte die Hexe. „Ich lasse dich allein mit ihr. Du kannst aus dem Raum nicht entkommen. Aber ich warne dich, Kappa, wenn du die O-tuko-San zerstörst, dann bedeutet das deinen sicheren Tod. Verstanden?"
„Verstanden", antwortete ich.
Die Wand öffnete sich, und ich trat ein.
Der Puppenkopf stand auf einem Tisch aus Lavagestein. Hinter mir schloß sich wieder die Wand. Trotz der völligen Dunkelheit konnte ich sehen. Langsam schritt ich auf den Puppenkopf zu.
„Ich bin es, der Kappa, der dich gerettet hat", sagte ich.
„Die Hexe hat mich gequält", sagte die Puppe. „Ich will nicht mehr leben. Ich will in Ruhe sterben." „Sie ist hinter deinem Geheimnis her, O-tuko-San."
„Ich weiß es", flüsterte der Puppenkopf.
„Kann ich dir helfen, O-tuko-San?"
„Niemand kann mir helfen."
„Mir auch nicht", sagte ich leise.
„Was ist mit dir los?"
„Die Hexe will mich töten. Sie hat mich betrogen. Sie versprachen mir die Freiheit, doch den Dämonen ist nicht zu trauen. Ich muß sterben,
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