106 - Der Tod aus der Zauberkugel
und Ruth Gilbert schienen den Schock am besten überwunden zu haben. Diana Crawford stierte teilnahmslos vor sich hin, während Liz Button sich wie eine Verrückte hin und her warf. Den Männern ging es allen den Umständen entsprechend gut - mit Ausnahme von Paul Kildare. Der Schauspieler, den seine Fans für einen Superhelden hielten, hockte auf dem Boden und heulte wie ein kleines Kind.
„Reiß dich zusammen, Paul!" sagte Tony scharf. „Trink einen Schluck!"
Der Schauspieler hob den Kopf.
Tränen rannen über seine Wangen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und dunkle Ringe zeichneten sich darunter ab. Er trank einen Schluck, und Tony reichte die Kanne weiter.
„Haben wir das tatsächlich alles erlebt?" fragte Ruth Gilbert leise.
Ihre Bluse hing in Fetzen vom Leib.
„Wir haben es erlebt", sagte Tony. „Wir sind Gefangene eines Vampirs. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, sonst enden wir so wie diese da."
Er zeigte auf die Totenköpfe.
Ruth wandte sich schaudernd ab.
„Nein, ich will nicht sterben!" kreischte Diana auf.
Das Haar hing ihr wirr in die Stirn. Ihr Gesicht war mit winzigen Bißwunden übersät.
Tony achtete nicht auf sie. „Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Wenn uns nichts einfällt, sind wir alle verloren."
„Du hast gut reden", brummte Jim Read. „Wir sind unbewaffnet. Was sollen wir tun?"
„Suchen wir vorerst einmal die Wände ab. Vielleicht finden wir einen Ausgang."
Doch die Suche erbrachte nichts.
„Was nun? Hat irgend jemand Vorschläge?'' fragte der Kapitän.
„Bevor ich mich von dieser Vampirin beißen lasse, bringe ich mich lieber um", flüsterte Liz Button. Tony wandte sich ab. Immer wieder wanderte sein Blick zu den Totenköpfen. Die haben sich wahrscheinlich auch alle den Kopf nach einem Fluchtweg zerbrochen, dachte er bitter. Doch die Flucht ist ihnen nicht gelungen. Sie wurden Opfer der Vampirin. Und uns wird es nicht anders ergehen. Es ist sinnlos, wenn ich mich belüge. Doch er hütete sich, seine Befürchtungen zu erzählen. Für ihn stand eines fest: kampflos würde er sich auf keinen Fall das Blut aussaugen lassen. Er würde gegen die alte Hexe und die Fledermausmenschen kämpfen.
Langsam ging er zum Knochenhaufen. Angeekelt griff er nach einem Knochen.
„Was haben Sie vor, Mr. Vernon?" fragte der Kapitän.
„Ich sehe mich nach einer Waffe um", antwortete der Fernsehproduzent. „Wenn wir einige Knochen zuspitzen, dann können wir auf die Fledermausmenschen losgehen."
„Das hat doch keinen Sinn", meinte Mark Paterson.
„Willst du dir vielleicht kampflos das Blut aussaugen lassen, Mark?"
„Das nicht. Aber mit Knochen werden wir nicht viel erreichen."
„Ein Versuch kann nicht schaden."
„Ich bin dagegen", schrie Paul Kildare. „Damit würden wir nur die Vampirin reizen. Sie wird uns alle töten."
„Diese Absicht hat sie ohnehin, Paul. Deshalb finde ich es besser, wenn wir uns wehren, solange wir noch halbwegs bei Kräften sind. Und die Knochen liefern uns Waffen."
„Und wie stellst du dir den Kampf gegen die Fledermausmenschen vor, Tony?" erkundigte sich Jim Read.
„Wir basteln für jeden einen spitzen Knochen. Dann stellen wir uns rund um die Stelle auf, wo sich die Geheimtür befindet. Sobald die Fledermausmenschen das Gewölbe betreten, stürzen wir auf sie zu."
„Ich mache da nicht mit", sagte Paul Kildare.
„Dann laß es eben bleiben."
„Du bist verrückt! Du kannst gegen die Fledermausmenschen nichts ausrichten."
„Es kommt auf einen Versuch an", sagte Tony bestimmt. „Wer ist für meinen Vorschlag?"
Nur Paul Kildare; Liz Button und Diana Crawford waren dagegen. Die drei führten sich völlig verrückt auf. Sie zitterten vor Angst. Vor allem Paul Kildare, der im Film so strahlende Superheld, entpuppte sich als ausgesprochener Feigling, den alle nur mit Verachtung straften.
Das Zuspitzen der Knochen war alles andere als eine einfache Aufgabe, da sie nur wenige Taschenmesser bei sich hatten.
Tony nahm einige Speichenbeiner an sich, die ziemlich dünn und spitz waren. Er wollte seine Haut so teuer wie möglich verkaufen.
Ich erwachte, als ich hörte, daß der Stein zur Seite geschoben wurde. Blitzschnell sprang ich hoch. Meine Müdigkeit war stärker geworden. Jede Bewegung fiel mir schwer.
„Kappa?" Die schrille Stimme der Hexe war zu hören.
„Ja, was willst du von mir?"
„Klettere heraus! Ich muß mit dir sprechen."
Ich gehorchte. Mühsam kletterte ich die Leiter hoch und stieg über den
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