106 - Der Tod aus der Zauberkugel
Wimpel, der das Monogramm des Kokuos zeigte.
„Ihr bekommt mich nicht lebend, ihr Hunde!" schrie ich zurück.
Zwei gingen gleichzeitig auf mich los. Das Schwert hielt ich in der rechten Hand. Ich bewegte es so schnell, daß das Auge der Bewegung nicht folgen konnte.
Einem Krieger trennte ich den Leib mit einem Ryokuruma-Schlag in zwei Hälften, dem zweiten spaltete ich mit einem Schlag den Kopf bis zum Hals. Das Schwert war so scharf, daß es mühelos Panzer, Helm und Rüstung durchschlug.
Ich lachte wild. Jetzt war ich wieder der alte Schwarze Samurai, der keine Angst kannte. Ein wahrer Blutrausch riß mich mit. Jeder Hieb, den ich anbrachte, saß.
Den dritten Krieger durchbohrte ich mit meinem Schwert, dem vierten schlug ich mit einem gewaltigen Hieb den Kopf vom Rumpf. Den fünften erledigte ich mit einem Okesa-Hieb, der den Oberkörper schräg in zwei Hälften spaltete.
Nun blieb nur noch der Anführer, der an mir vorbeiritt. Sein Schwert wirbelte durch die Luft. Ich konnte seinem Hieb ausweichen, doch er trennte mir den Zopf vom Leib. Das war der Verlust meiner Ehre und machte mich rasend.
Der Samurai ergriff die Flucht. Ich setzte ihm augenblicklich nach, erreichte und köpfte ihn.
Dann riß ich das Pferd herum und ritt zurück. Liebend gern hätte ich meinem Leben ein Ende gesetzt, doch das war mir leider verwehrt. Mein Wunsch, daß ich im Kampf fallen würde, hatte sich nicht erfüllt. Zu sehr hatte mich die Kampfeslust mitgerissen, und während der Auseinandersetzung hatte ich nicht eine Sekunde daran gedacht, daß ich ja eigentlich den Tod suchte.
Tomoe kam mir entgegengelaufen. Ich fing ein Pferd ein und half ihr beim Aufsteigen.
„Du bist nicht gestorben", sagte sie. „Aber das habe ich auch nicht erwartet. Ich weiß, wo wir uns befinden - von der Familie Tadaziki. Ganz in der Nähe ist die Stadt Hamada. Dort wohnt ein Mönch, dessen Güte sprichwörtlich ist. Er wird mich sicherlich aufnehmen. Bringe mich hin, Tomotada! Dann bin ich in Sicherheit, und du kannst deinen Kampf gegen den Kokuo in Ruhe fortsetzen. "
Ihr Vorschlag hatte etwas für sich. Ich war einverstanden.
Gegen Abend hatten wir Hamada erreicht. Ich wagte nicht, die Stadt zu betreten.
Tomoe erkundigte sich bei einem Händler nach dem Mönch. Er erklärte ihr genau den Weg.
Es wurde dunkel, als wir das Haus des Mönches erreichten.
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„Komm in drei Tagen wieder, Tomotada!"
Ich verabschiedete mich von ihr und wartete, bis sie das Haus des Mönchs erreicht hatte. Erst, als sie im Inneren verschwunden war, ritt ich los.
Drei Tage hatte ich mich in einem verlassenen Haus verborgen gehalten. Während der Nächte hatte ich einsame Bauernhöfe überfallen und einige Nahrungsmittel geraubt. Immer noch fürchtete ich, daß sich der Kokuo über meine Maske mit mir in Verbindung setzen würde. Tagsüber hatte ich die Maske abgenommen und mit magischen Zeichen versehen, die dem Kokuo eine Kontaktaufnahme mit mir unmöglich machen sollten; ich konnte nur hoffen, daß es mir gelungen war.
Ich traf Tomoe, die mir sagte, daß sie der Mönch gut aufgenommen hatte. Es ging ihr gut und unser Sohn entwickelte sich prächtig. Ich sollte in einer Woche wiederkommen.
Pünktlich war ich zur Stelle. Doch ich mußte ziemlich lange auf Tomoe warten.
„Endlich!" sagte ich erleichtert, als sie gekommen war. „Ich hatte Angst um dich."
„Ich bin so froh, daß du gekommen bist, Tomotada!" sagte sie glückstrahlend. „Ich habe gute Nachrichten für dich."
„Und die sind?"
„Der Mönch hat eine Amme für unseren Sohn gefunden. Dort ist er sicher. Auch Kokuo kann ihn da nicht finden. Aber das ist nicht alles. Ich sprach mit dem Mönch über dich. Er kann dir helfen."
„Mir kann niemand helfen", sagte ich.
„Er kann es", sagte sie lachend. „Er ist ein Yamabushi."
„Was soll ich mit einem Teufelsaustreiber? Ich bin nicht vom Teufel besessen."
„Er kann dich von deinem Fluch erlösen. Du kannst dann Harakiri begehen."
„Wenn unser Sohn in Sicherheit ist, dann brauche ich nicht Selbstmord zu begehen."
„Denk daran, daß du in deinem Kampf gegen den Kokuo unterliegen könntest! Er könnte dich dazu zwingen, den Aufenthaltsort deines Sohnes zu verraten."
Ich dachte nach. Viel versprach ich mir ja nicht von einem Besuch bei einem Teufelsaustreiber. Ich hielt überhaupt nichts von Mönchen. Aber schaden konnte es nicht. Außerdem wollte ich noch einmal unseren Sohn sehen. Im Augenblick drohte mir keine Gefahr. Dem Kokuo war es
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