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106 - Schatten des Krieges

106 - Schatten des Krieges

Titel: 106 - Schatten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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der Kraft des Einschlages vibrierte, kippte der Krieger schon röchelnd zur Seite. Honeybutt sah nicht, wie er starb. Sie hatte längst auf den Blaster umgestellt und visierte die beiden Kerle an, die gerade vor dem flammenden Busch herumkreiselten, um nach der plötzlichen Brandursache zu forschen. Geblendet, wie sie waren, entdeckten sie die dunkelhäutige Rebellin erst, als ihnen bereits weißglühende Energieblitze entgegen schlugen.
    Honeybutt ließ beiden keine Chance, und sie spürte deshalb weder Freude noch Reue. Sie tat einfach, was getan werden musste, um in dieser Welt zu überleben. Schließlich trug sie nicht nur die Verantwortung für sich, sondern auch für das Leben ihres Geliebten. Um gegen die Übermacht zu bestehen, musste sie jeden sich bietenden Vorteil für sich nutzen.
    Noch während das Duo tot zu Boden sank, spürte sie, dass die Sache schief ging. Die übrigen Pales blieben unsichtbar, obwohl das lodernde Unterholz längst alles im Umkreis von dreißig Metern beleuchtete. Trotzdem hörte Honeybutt die anrauschenden Pfeile, bevor sie die gefiederten Schäfte sah.
    Knapp vor ihrem linken Knie bohrte sich der erste in die Erde.
    Links von ihr schlug der nächste ein.
    Die Pales hatten ihr Versteck ausgemacht, doch sie hielten viel zu kurz. Höchste Zeit, sich seitlich ins hohe Gras zu schlagen und eine neue Position zu beziehen.
    Honeybutt war gewillt, die weißen Indianer mit ihrer eigenen Taktik zu schlagen. Sie einzeln zu orten, sich an sie anzuschleichen und aus dem Hinterhalt zu attackieren. Und wenn es die ganze Nacht dauerte.
    Doch so weit sollte es nicht kommen.
    Kaum dass sie auf allen Vieren die ersten Meter geschafft hatte, teilte sich das Gräsermeer unter dem Ansturm eines heran hechtenden Pale, der sich von hinten an sie angeschlichen hatte. Darum hatten seine Stammesbrüder so kurz vorgehalten! Honeybutt fluchte angesichts der eigenen Dummheit, während sie herumwirbelte und den Armbruster schützend über sich hielt.
    Die eiserne Schneide des Wurfbeils, das auf sie niederging, glitt von dem Kunststoffschaft ab, ohne sie zu verletzten. Die Waffe wurde ihr fast aus den Händen geprellt. Trotz der schmerzenden Handflächen hielt sie eisern fest und teilte zur Seite aus. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, doch seltsamerweise verspürte sie keine Angst, nur den Wunsch, sich zur Wehr zu setzen und den Freund zu schützen.
    Der Armbrusterschaft hämmerte gegen die Kniescheibe des Gegners und ließ ihn zurücktaumeln. Honeybutt gewann dadurch wertvolle Sekunden, in denen sie sich aufrappelte.
    Noch ehe sie den Blaster erneut ausrichten konnte, stürzten weitere Krieger heran.
    Sie sah nicht, von welcher Seite die Kerle kamen, Sie spürte nur, wie sie gestoßen und zu Boden geschleudert wurde. Ein Tritt gegen ihr Handgelenk entwaffnete sie. Der Wille zum Festhalten bestand weiterhin, doch die Waffe entglitt einfach ihren tauben Fingern.
    Dann waren sie auch schon über ihr. Zu viert. Keuchend, fluchend, kehlige Laute der Bosheit und Rachsucht ausstoßend.
    Ihre toten Stammesbrüder, die sich vorzeitig aus der Deckung gewagt hatten, hatten ihren Wagemut mit dem Leben bezahlt.
    Dafür sollte Honeybutt büßen. Nicht mit dem Leben. Dieses Schicksal war ihr nicht zugedacht. Noch nicht.
    Statt sie mit dem Wurfbeil zu erschlagen, zerrten sie die vier in das Licht der brennenden Büsche und warfen sie auf den Rücken. Honeybutt ahnte, was folgen sollte, und wehrte sich nach Kräften. Sie bäumte sich auf, drehte und wand sich, biss zu und versuchte ihre Stirn in die Gesichter der Peiniger zu rammen. Es half alles nichts.
    Zwei von ihnen übernahmen je einen Arm, pressten ihn zu Boden und knieten sich darauf. Die anderen hielten sie an den Beinen fest. In dieser Position konnte ihr nicht viel passieren, doch da gab es noch einen Fünften, offensichtlich den Anführer, der gerade bei Aiko stand. Zwei geschuppte Federn ragten als Zeichen seines Ranges hinter einem schlangenledernen Stirnband hervor, das einige lange, strohblonde Haare im Zaum hielt.
    In Honeybutt krampfte sich alles zusammen. Zwar konnte sie im hohen Gras das Gesicht ihres Gefährten nicht ausmachen, wusste aber genau, wo sie ihn zurückgelassen hatte.
    Prüfend wog der Häuptling das Wurfbeil in der Hand. Doch statt damit zuzuschlagen, versetzte er dem paralysierten Aiko nur einen verächtlichen Tritt und ließ ihn einfach zurück.
    Vermutlich hielt er ihn für schwachsinnig oder mit Drogen abgefüllt.
    Die Schneise, die er im

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