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106 - Schatten des Krieges

106 - Schatten des Krieges

Titel: 106 - Schatten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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austragen kann.«
    »Kein Problem«, antwortete McGovern. In einer fließenden Bewegung legte er dem Mann die Hände um den Kopf und brach ihm das Genick.
    Der zweite Wachposten taumelte erschrocken zurück. Einer der Soldaten stoppte ihn mit einem Messer im Rücken und einer Hand auf dem Mund. Beinahe sanft ließ er den Sterbenden zu Boden gleiten.
    Es war eine Gewaltexplosion, die ebenso schnell vorbei war, wie sie begonnen hatte. McGovern zog die beiden Leichen in einen Raum hinter der Barriere und gab den Soldaten lautlos und gestenreich Kommandos. Juanita lehnte sich gegen die Wand und atmete tief durch. Ihre Finger zitterten und sie spürte den Herzschlag wie ein Hämmern in ihrer Kehle. Noch nie hatte sie einen Menschen sterben sehen. Der Anblick schockierte sie mehr, als sie erwartet hätte. Sie dachte an McGoverns starke schlanke Hände und schüttelte sich innerlich.
    Crow muss erfahren, was hier geschieht , dachte Juanita. Sie griff nach dem Funkgerät an ihrer Seite, aber ein klickendes Geräusch hinter ihr stoppte sie.
    Das Geräusch kannte sie nur zu gut. Es war das Klicken eines entsicherten Drillers.
    Juanita hob die Hände.
    ***
    Die Skyline von Amarillo zog Honeybutt an wie ein Magnet, und je näher sie ihr kam, desto deutlicher zeichneten sich die Hochhäuser auf dem ehemaligen Universitätsgelände ab.
    Auch ohne Aikos Beschreibungen hätte sie sich zuerst im Süden der Stadt umgesehen. Dort funkelten intakte, über alle Stockwerke reichende Fensterfronten im Sonnenlicht. Ganz im Gegensatz zu den mehrgeschossigen Bauten des Zentrums, die nur noch aus offenen, grün bewachsenen Betongerippen bestanden, sofern sie überhaupt noch in die Höhe ragten.
    Die ehemalige Interstate 40, auf der sie dem Ziel ihrer Reise entgegen fuhren, verlief wie ein gerader Schnitt durch die grüne Prärie, weil sich unter der festen Sanddecke noch der alte, seinerzeit zugewehte Teerbelag verbarg.
    Honeybutts Hände und Arme schmerzten von den dauerhaften Anstrengungen der letzten Tage, trotzdem behielt sie die Geschwindigkeit bei und gönnte sich keine Pause. Nicht nur, weil für Aiko jede Minute zählte, sondern auch, weil sie bei einer Rast sofort in stundenlangen Tiefschlaf gefallen wäre.
    Zum Glück - wenn man es so nennen wollte - sandte ihr verquollenes, durch die Schläge der Pales gezeichnetes Gesicht ein stetes dumpfes Pochen durch ihre Nervenbahnen, das sie wach hielt.
    An einem mehrspurigen Kreisel nahm sie die Abzweigung, die direkt in den Südteil der Stadt führte. Reifenabdrücke oder andere Zeichen der Zivilisation waren nirgends auszumachen, aber das hatte nichts zu bedeuten. Honeybutt wusste, dass die Unsterblichen, wie man die Cyborgs hier nannte, Schwebegleiter besaßen, die keine Spuren hinterließen.
    Überhaupt schien Aikos Sippe daran interessiert, ihre Existenz gut wie möglich zu verheimlichen. Des Nachts verdunkelten sie die Fenster des ehemaligen Medical Science Center, ihres Hauptquartiers, damit der Wolkenkratzer nicht Hunderte von Kilometer ins Umland leuchtete.
    Als das Trike die ersten Ruinen passierte, spürte Honeybutt ein warnendes Kribbeln zwischen den Schulterblättern, und das aus gutem Grund. Auf offener Prärie war es beinahe unmöglich, sie bei Tag zu überraschen. Hier, zwischen dem unübersichtlichen Gewirr aus bewachsenen Fassaden, Mauern und Autowracks konnte man ihnen überall auflauern, besonders wenn der Gegner nicht mehr als dreißig mal fünfzig Zentimeter maß.
    Ein heller Energiestrahl, der von einem Dach herab jagte und keine drei Meter vor ihnen einschlug, bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.
    Honeybutt nahm sofort das Gas zurück, griff in die Bremsen und schlug den Lenker ein. Der Vorderreifen radierte über den sandbedeckten Teer. Staub wölkte hinter ihnen auf, doch das brachiale Manöver zeigte Erfolg. Das Trike stellte sich quer und kam so schon nach wenigen Metern zum Stehen.
    Beide Hände um die Bremshebel gekrampft, sah Honeybutt in die Höhe.
    Direkt auf einen Metallkasten in der Größe eines Schuhkartons, der auf zwei Antriebsketten nahe der Dacheinfassung ruhte. Auf der Oberseite des wendigen Minipanzers ragte ein schwenkbarer Lauf empor, während Front, Heck und beide Seitenteile mit beweglichen Kameras ausgerüstet waren. Als Honeybutt den Motor abstellte, konnte sie hören, wie eines der Objektive surrend auf sie zu zoomte.
    Gleichzeitig fuhr ein weiterer Minipanzer hinter einem rostige Mercedeswrack hervor und nahm sie von vorne aus ins

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