1060 - Der Planet Vulkan
Büsche waren zu schwach, um den Steinregen aufzuhalten, und Bäume gab es nicht genug. Kleinere Senken hingegen boten einigermaßen Schutz, wenn der Schwung die Steine über sie hinwegfliegen ließ.
Natürlich war ManSander davon überzeugt, daß den Vierhörnern eine völlig neue Kriegslist eingefallen war. Er hatte angenommen, die Mauer sei nur zu ihrem Schutz da, nun aber stellte es sich heraus, daß sie einem ganz anderen Zweck diente, wie er heimtückischer und hinterlistiger überhaupt nicht mehr sein konnte. Die Hangsiedler warfen einfach ihre Mauer auf die Angreifer!
Und das war noch nicht alles.
*
Trotz seines maßlosen Erschreckens über den schwankenden Boden und die einstürzende Mauer erkannte Kuril sehr schnell, daß der Angriff der Parias gestoppt worden war. Er rief seinen noch immer fassungslosen Kriegern ermutigende Worte zu und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
„Das war Vater Pursadan! Er hat es mir ja gesagt!"
„Er hat uns wahrhaftig geholfen!" stimmte Michoeg ihm zu, der auf allen vieren herbeigekrochen kam und dem Häuptling auf die Beine half. „Die Ausgestoßenen ziehen sich zurück. Aber wir haben jetzt keine Mauer mehr."
„Wir brauchen auch keine mehr", stöhnte Kuril und wollte sich auf einen Stein setzen, aber der rollte ihm unter dem Hinterteil weg und verschwand zwischen den Büschen am Hang. Kuril blieb auf der Erde sitzen, und das war gut, denn der zweite Schock hätte ihn sicherlich abermals stürzen lassen.
Der Berg erhob seine Stimme!
Zuerst war es nur wie ein fernes Grollen, ähnlich jenem, das Kuril in seiner Höhle vernommen hatte. Aber jetzt konnte es jeder hören, laut und deutlich sogar. Der Boden begann erneut zu schwanken, aber diesmal heftiger und ruckartig. Eine in der Nähe stehende Steinhütte brach mit Gepolter in sich zusammen. Die Bewohner hatten sich zu ihrem Glück in eine Höhle zurückgezogen, und später stellte sich heraus, daß keine einzige der zahlreichen Höhlen eingestürzt war.
Aus dem anfänglichen Grollen war ein ohrenbetäubendes Donnern geworden, das den ganzen Zorn Vater Pursadans verriet. Über dem Gipfel begann sich der nun wieder sternenklar gewordene Himmel erneut zu verfinstern, aber nicht durch heranziehende Wolken, sondern durch eine gewaltige Masse Staub, die aus dem Krater quoll und sich schnell ausbreitete.
„Asche! Es ist Asche!" stellte Kuril bestürzt fest und strich sich mit der Hand durch sein Fell. „Sie fällt langsam auf uns herab."
Die Maringos kannten keinen tätigen Vulkan, obwohl sie an seinen Hängen wohnten. So konnte ihnen auch nicht bewußt werden, in welch großer Gefahr sie sich befanden. Wäre der Wind nicht gewesen und hätte den Aschenregen schnell davongetrieben, wären die Hänge und die Ebene von einer meterhohen Schicht bedeckt worden. Aber der Ausbruch erfolgte genau im richtigen Moment, so als hätte ihn jemand vorsorglich programmiert.
Niemand kümmerte sich mehr um die verscheuchten Angreifer, die ihr Heil nun in eiliger Flucht suchten. In der Ebene konnten die rollenden Steine sie nicht mehr einholen, und auch das Schwanken des Bodens hörte hier auf. Einige Kilometer vom Fuß des Berges entfernt, der einen schaurigprächtigen Anblick bot, sammelten sie sich.
Es hatte immerhin einige Verluste gegeben.
Michoeg half Kuril endgültig auf die Beine.
„In die Höhlen!" befahl der Häuptling. „Dort sind wir sicher!"
Noch immer grollte Vater Pursadan, aber sein Zorn schien sich nach der Beendigung der kaum begonnenen Schlacht zu legen. Zwar quollen noch immer Rauchwolken aus dem Krater, aber die Erde bebte nicht mehr. Einige weitere Steinhäuser waren eingestürzt.
„Morgen", stöhnte Kuril, von dem unerwarteten Eingreifen des Berggottes noch immer stark beeindruckt, „morgen werden wir die Einhörner endgültig verjagen. Sie werden nie mehr hierher zurückkehren, so wahr ich Kuril heiße."
„Wir werden sie jagen wie die Hoppier!" stimmte Michoeg ihm zu und schob ihn in den Höhleneingang, wo er von einem Dutzend Frauenarmen in Empfang genommen wurde.
Noch die ganze Nacht über rauchte der Berg, dann hörten Wind und Aschenwolken zur gleichen Zeit plötzlich auf.
Ein letztes, zorniges Grollen, dann war Stille.
4.
„Mich dünkt", sagte Kommandant Marcello Pantalini zu dem eben die Hauptzentrale betretenden Geoffry Abel Waringer, „Perry ist diesem undisziplinierten Mausbiber gegenüber zu nachsichtig. Das Tierchen verfügt, wie ich zugeben muß, über
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