1061 - Beherrscher des Atoms
ein - und hatte das Gefühl, als würde sich alles um ihn drehen.
Als er die Augen nach einem Zehntausendstel Tag wieder ausfuhr, befanden Kerma-Jo und er sich auf einem Hügel und schauten in ein trockenes, fast vegetationsloses Tal hinab, auf dessen Grund zwei riesige hellgrün schimmernde eiförmige Raumschiffe standen. An der grünen Färbung sowie an den blutroten Schriftzeichen erkannte er sie als Raumschiffe von Raach. Der Form nach hätten es auch Schiffe der Llagiisa oder eines anderen Volkes von protosaurischen Intelligenzen sein können, denn alle ihm bekannten Protosaurier bevorzugten bei ihren Raumschiffen die Eiform.
Aber irgend etwas an den Schiffen störte ihn - bis er erkannte, daß es die Porosität der sechs Triebwerke war, die an kurzen Auslegern am Heck der Dogaach-Schiffe befestigt waren. Sie sahen aus, als würden sie im nächsten Moment zerbröckeln.
Und nicht weit von den beiden Schiffen entfernt standen zwei Dargheten in großen Keramikschalen, deren Böden mit Wasser bedeckt waren. Die starr auf je eines der Raumschiffe gerichteten hyperempfindlichen und der Suggestivität dienenden Fühler verrieten Sagus-Rhet, daß die beiden Dargheten Materie-Suggestoren waren und daß sie mit ihrer Gabe die Veränderungen an den Triebwerken der Dogaach-Schiffe bewirkt hatten.
Aber warum hat sich die Besatzung nicht gewehrt?
Kerma-Jo hatte sich das offenbar auch gefragt, denn er sagte nachdenklich: „Sie müssen zuerst die Besatzungen lahmgelegt haben, Sagus-Rhet."
„Aber wie?" erwiderte Sagus-Rhet und versuchte, sich um die Beantwortung der Frage zu drücken.
„Ich würde aus harmlosen Virenstämmen solche formen, die alles Leben angreifen, das sich nicht auf Dargheta entwickelt hat", erklärte Kerma-Jo.
Sagus-Rhet erschrak über die Skrupellosigkeit seines Partners.
„Ich könnte das nicht fertig bringen", erwiderte er. „Das wäre doch Mord."
„Wenn es darum geht, die Existenz aller Dargheten gegen Fremde zu verteidigen, müssen Materie-Suggestoren ihre Hemmungen, intelligentes Leben zu vernichten, überwinden", erklärte Kerma-Jo. „Aber selbstverständlich hätte ich die Viren so manipuliert, daß sie mühelos abgetötet werden können - beispielsweise durch pflanzliche Wirkstoffe."
„Ich verstehe", erwiderte Sagus-Rhet. „Wenn unsere Vorfahren so weit vorausdenken und entsprechend handeln konnten, mußte ihre geistige Entwicklung trotz fehlender Technik recht weit fortgeschritten gewesen sein. Aber ich frage mich, wie sie ohne technische Vorkenntnisse wissen konnten, daß sie die Triebwerke, unbrauchbar machen mußten, um eine Flucht der Dogaach zu verhindern. Denn sie mußten die Flucht verhindern, wenn sie nicht zulassen wollten, daß die Dogaach die manipulierten Viren auf Raach einschleppen und damit ein Massensterben verursachen."
„Sie müssen sehr lernfähig gewesen sein", überlegte Kerma-Jo laut.
„Das ist richtig", sagte Sagus-Rhet. „Es erklärt auch, warum der erste Kontakt mit einer fremden Technik genügte, um eine eigene Technologie zu entwickeln."
„Da kommt ein Dogaach!" rief Kerma-Jo.
Sagus-Rhet hatte im gleichen Augenblick bemerkt, daß sich am Heck eines der Schiffe eine Schleuse geöffnet hatte. Eine Rampe wurde ausgefahren, und auf ihr stand ein Dogaach, ein dem Prototyp aller Saurier ähnelnder Echsenabkömmling.
Der Dogaach wurde von zwei Robotern gestützt, die wie er fast vier Längeneinheiten groß waren und Protosauriern ähnelten.
Der Dogaach wurde mehr geführt, als daß er ging. Er trug eine grüne Raumkombination, aber keinen Druckhelm - und er war auch nicht bewaffnet. Sein haarloser gelbbrauner Schädel schwankte hin und her, und der kurze dicke Schwanz hing kraftlos herab.
„Er will verhandeln", flüsterte Kerma-Jo.
Sagus-Rhet beobachtete aufmerksam, wie der Dogaach zu den beiden Materie-Suggestoren ging und wenige Längeneinheiten vor ihnen stehenblieb. Er hielt einen scheibenförmigen Gegenstand in seinen Händen. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Translator.
Die beiden Schüler wußten, daß es ein im Programm eingebauter Trick war, als sie hörten, was der Dogaach und die beiden Dargheten sagten.
„Ich heiße Uachnez", sagte der Dogaach.
Sagus-Rhet und Kerma-Jo sahen sich bedeutungsvoll an, denn aus den allgemein zugänglichen Geschichtsinformationen wußten sie, daß das Erste Bündnis mit einem Dogaach namens Uachnez geschlossen worden war. Sie erlebten also die Rekonstruktion eines historischen Augenblicks
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