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1063 - Die Nacht vor Walpurgis

1063 - Die Nacht vor Walpurgis

Titel: 1063 - Die Nacht vor Walpurgis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte, ebenso wie der oberste Diener des Bösen, Luzifer oder das Böse überhaupt, war damals als die erste Hure des Himmels bezeichnet worden. So jedenfalls stand es in den alten Überlieferungen der Religionsmystik zu lesen.
    Wikka hatte sich auf Luzifers Seite gestellt. Nach der Trennung von Gut und Böse war sie mit ihm zusammen und all den anderen in die Gefilde der Verdammnis gefahren. Sie war zu einem Geschöpf der Finsternis geworden, aber sie hatte nie aufgegeben zu kämpfen. Immer wieder versuchte sie – ebenso wie die anderen – etwas aus ihrer neuen Existenz zu machen. So war es ihr gelungen, Aufgaben zu finden, die sie weiterbrachten. Sie war die Mutter aller Hexen. Auf ihre Existenz basierten die alten Kulte, die sich bis in die Neuzeit gehalten hatten und in den letzten Jahren immer stärker geworden waren.
    Wikka war die Königin der Hexen. Sie hatte sich ein eigenes Reich aufgebaut, aber nicht nur das, sondern auch eine eigene Totenwelt, wie Jane nun hatte erfahren müssen.
    »Warum bist du so erstaunt?« fragte Zora.
    »Das bin ich tatsächlich. Ich… ich habe nicht gewußt, daß es Wikkas Totenwelt gibt.«
    Zum erstenmal hörte Jane die andere lachen. Ein Hexengelächter.
    Es klang kichernd und sehr hoch. Abrupt brach es ab. »Das kann ich dir sogar nachfühlen. Du bist uns lange Zeit fremd gewesen, aber wir haben dich nicht vergessen. Wärst du weiterhin bei uns geblieben, wären dir diese Dinge hier nicht neu gewesen. So aber mußt du sie in Kauf nehmen, Jane Collins, und du wirst dich daran gewöhnen müssen. Denn wir haben auch für die neue Aufgaben entwickelt. Wer einmal bei uns war, der kann sich nie mehr zurückziehen. Das ist eine Tatsache, an die du dich halten solltest.«
    »Aber du bist tot, Zora. Ich weiß, daß man dich vor langer Zeit verbrannt hat. Auf einem Hügel bist zu einem Opfer der Flammen geworden…«
    »Das stimmt. Ich verbrannte…«
    »Und trotzdem stehst du vor mir.«
    »Ja, dank Wikka.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Wie?« fragte sie, »wie hat sie es nur schaffen können? Dein Körper ist unversehrt, wie ich es sehe. Oder bist du gar nicht Zora, sondern eine andere Person, die sich nur ihren Namen angeeignet hat?«
    »Keine Sorge, ich bin es schon.«
    »Und die Flammen?«
    Zora lachte. »Ich habe sie überlebt. Es war ein normales Feuer. Es konnte mir nichts anhaben. Es hat viele Menschen vernichtet, aber mich konnte es nicht schaffen.«
    »Nein«, sagte Jane, »das glaube ich dir nicht. Feuer ist einfach zu stark. Es ist vernichtend. Da hat sich seit Jahrtausenden auch nichts geändert. Ich habe es aus den alten Überlieferungen gehört. Auf dem Hügel hat man dich dem Flammentod übergeben. Eines stimmt schon. Dein Herz ist nicht verbrannt. Es existiert noch oder soll existieren. Es muß tief im Hügel liegen und sendet seine Botschaft aus, die von deinen und Wikkas Anhängern gehört werden. Deshalb haben sie sich entschlossen, die Walpurgisnacht auf eine besondere Art und Weise zu feiern. Ich kann mir auch denken, was sie dabei vorhaben, Zora.«
    »Ach ja? Was denn?«
    »Das Herz. Sie werden dir möglicherweise dein Herz zurückgeben wollen. Oder warum hätte man es sonst so lange Zeit aufbewahren sollen? Gib mir eine Antwort!« forderte Jane.
    Zora schaute sie nur an. Sie hielt sich zurück. Sie lächelte. Wieder fragte sich Jane, ob sie es tatsächlich mit einer Hexe in menschlicher Gestalt zu tun hatte oder nicht doch mit einem anderen Wesen, das nur die Rolle übernommen hatte. Noch war es zwischen ihnen zu keinem direkten Kontakt gekommen. Der Wunsch, Zora anzufassen, verstärkte sich in Jane immer mehr. Gleichzeitig war sie vorsichtig und wollte Zora nicht durch eine unbedachte Bewegung erschrecken.
    »Darf ich dich anfassen?« fragte sie.
    »Ja – bitte.«
    Jane entschied sich für den linken Arm. Die Haut sah normal und weich aus. Jane stellte fest, daß sie es auch war. Selbst die Temperatur stimmte. Sie war auch nicht stockig oder trocken. Sie war so wie die eines Menschen. Jane mußte zugeben, daß sie nicht schlauer geworden war. Eher noch unsicherer.
    Zora lächelte. »Na, bist du zufrieden?«
    »Das weiß ich nicht genau, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß du verbrannt bist und nur dein Herz überlebt haben soll. Ich weiß nicht, wie es geschehen ist.«
    Zora lächelt sie milde an. »Du mußt es anders sehen und versuchen, dich in die Menschen von damals hineinzuversetzen.«
    »Das kannst du?«
    »Ich habe es erlebt.«
    »Dann kläre mich

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