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1063 - Ein Hauch von Leben

Titel: 1063 - Ein Hauch von Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ronald Tekener spürte es wie einen Schauer auf der Haut, als er die Zentrale betrat.
    Da liefen Menschen umher und tauschten Informationen aus. Sämtliche Monitoren waren aktiviert und zeigten ständig wechselnde Bilder. Leise Anweisungen wurden gegeben, Daten und Berechnungen übermittelt, Zahlenwerte festgehalten und Analysen erstellt. Das alles verdichtete sich zu einer raunenden Kulisse hinter eine Szene, die sich in dauernder Bewegung befand.
    Wie ein Fels in stürmischer Brandung wirkte dagegen der Kommandant. Mit seiner muskulösen Körperfülle und der nicht unbeachtlichen Größe von einem Meter achtzig bildete er den stabilisierenden Pol inmitten des hektischen Treibens. Er strahlte eine unerschütterliche Gelassenheit aus und erzeugte um sich fast so etwas wie eine neutrale Zone.
    Der ehemalige USO-Spezialist trat auf ihn zu und grüßte knapp.
    Bradley von Xanthen ließ durch nichts erkennen, daß er die Annäherung Tekeners überhaupt registriert hatte. Für die Dauer dieses Einsatzes war er dem Mann mit den Lashat-Pocken und dessen Frau, Jennifer Thyron, direkt unterstellt. Die beiden leiteten das Unternehmen verantwortlich und trafen in Zweifelsfällen die Entscheidungen. Der Kommandant der RAKAL WOOLVER war jedoch ein Mensch, der voll in seinem Beruf aufging, und deshalb war es durchaus verzeihlich, daß er den momentanen Vorgesetzten zunächst einmal übersah.
    Erst als dieser ihm leicht in die Rippen stieß, wurde er endlich auf ihn aufmerksam. Er erwachte wie aus einer Trance, als er sein Augenmerk von den Bemühungen seiner Leute abwandte.
    „Entschuldige, Tek", bat er. Sein sonst so freundliches Gesicht wirkte düster, wie immer, wenn es ernst wurde.
    Tekener winkte ab. Er wußte, wie sehr sich Bradley an den Aktivitäten rings um ihn innerlich beteiligte, und sah keinen Anlaß, ihm deswegen Vorwürfe zu machen.
    „Wie weit seid ihr?" wollte er wissen.
    „Wir haben festgestellt, daß die Bewegung der georteten Objekte, entgegen unserem ersten Eindruck, eine gesteuerte ist", antwortete der Kommandant. „Der Richtungsvektor weist von M3 weg, und die Geschwindigkeit erreicht stark relativistische Bereiche. Wir müssen also davon ausgehen, daß es sich um bemannte Flugkörper handelt."
    „Identifikation?"
    Bradley hob bedauernd die Schultern.
    „Noch nicht möglich." Er trat an einen Monitor und las die darauf eingeblendeten Entfernungswerte ab. „Es kann aber nicht mehr lange dauern, bis die Taster ansprechen."
    Tekener nickte verstehend. Während die Orter Impulse registrierten, die ein Körper selbst erzeugte, die Energieausschüttung eines aktivierten Triebwerks beispielsweise, beschränkte sich die Funktion der Taster darauf, nach Art des historischen Radars Wellen auszusenden, die von dem zu untersuchenden Objekt reflektiert und anschließend über einen Empfänger auf einem Anzeigegerät sichtbar gemacht wurden. Es lag in der Natur der Sache, daß die Ortungsinstrumente eine ungleich größere Reichweite besaßen.
    Die Spannung, die den ehemaligen USO-Spezialisten erfaßte, war ihm äußerlich kaum anzumerken. Lediglich die leicht verzogene Mundpartie deutete darauf hin, daß ihn Dinge bewegten, die einer, der ihn nicht kannte, kaum nachzuvollziehen vermochte. Es war jenes kalte Lächeln, das ihm früher die gefürchtete Bezeichnung Smiler eingebracht hatte.
    „Offensichtlich sind sie auf der Flucht", bemerkte Bradley von Xanthen neben ihm und deutete auf einen Bildschirm, wo sich die beiden Raumschiffe als helle Punkte abzeichneten. „Sie kommen aus M3, aber sie scheinen keine Ahnung zu haben, wo sie sich überhaupt befinden. Ihr Kurs führt in den Leerraum."
    „Was ist daran so sonderbar?" versetzte Tekener. „Wenn sie wirklich vor etwas fliehen, sind sie wahrscheinlich verwirrt und ängstlich. Dann geht es ihnen darum, einer Gefahr zu entkommen, und in einer solchen Situation ist es einem ziemlich egal, wohin man gelangt.
    Hauptsache, man bringt genügend Entfernung zwischen sich und die Bedrohung."
    „Oder aber", meinte der Kommandant gedehnt, „sie sind fremd in dieser Galaxis und wissen, daß sie nirgendwo mit offenen Armen empfangen würden. Auch das wäre ein Grund, nicht den Schutz der Sterne zu suchen, sondern in den Leerraum zu fliehen ..."
    Natürlich; Tekener spielte mit dem Gedanken schon länger. Er fragte sich, was fremde Raumfahrer ohne Wissen der Kosmischen Hanse oder der GAVÖK in einem Gebiet verloren hatten, das erst in jüngster Zeit Gegenstand des

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