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1063 - Ein Hauch von Leben

Titel: 1063 - Ein Hauch von Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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spürte Widerstand und stieß gegen etwas Weiches, Nachgiebiges. Mit einer hastigen Bewegung, die mehr einem tiefverwurzelten Instinkt als rationaler Überlegung entsprang, machte er einen Satz zur Seite. Als er sah, was dann geschah, blieb er wie gelähmt stehen.
    Die Strohreste entpuppten sich als mächtiger Ballen, der tief in den Untergrund eingegraben war. Jetzt wölbte er sich träge nach oben, bis er etwa Hüfthöhe erreicht hatte. Rundum floß der Sand von den Rändern ab. Ein eiförmiger, bepelzter Körper kam zum Vorschein, der auf acht vielgelenkigen dünnen Beinen ruhte. Das monströse Lebewesen, das einer übergroßen Spinne glich, schüttelte sich so heftig, daß die Strohfetzen nach allen Seiten durch die Luft flogen. Dann ergriff es die Flucht und stakste eilig davon. Die Männer blickten ihm nach, bis es im Schatten eines nahen Trümmerhaufens verschwand. Erst dann entspannten sie sich. Vejlo steckte den Paralysator weg, den er zur Verteidigung gezogen hatte.
    Nuru deutete auf die Mulde, die vom Nest des Geschöpfes übriggeblieben war. Er ärgerte sich über seine Sorglosigkeit.
    „Ich habe einfach nicht nachgedacht", entschuldigte er sich, „sonst hätte ich das nicht für die Reste eines Hauses gehalten..."
    Rhodan lächelte nur nachsichtig.
    „Wir alle denken gelegentlich in der falschen Richtung!"
    „Das ist kein altes Material", bemerkte Vejlo, während er in die Hocke ging und einige Halme prüfend zwischen Daumen und Zeigefinger rieb. „Wenn es Stroh von zerstörten Häusern wäre, müßte es längst verwittert sein. Es ist frisch getrocknetes Gras, das die Spinne irgendwo in der Oase sammelt und zum Nestbau verwendet."
    Nuru sah schweigend zu, wie der Analytiker sich wieder aufrichtete. Fast hatte er den Eindruck, daß Vejlo ihm mit seiner Erklärung demonstrieren wollte, wieviel präziser und folgerichtiger seine Überlegungen waren. Es hätte zu dem Bild gepaßt, das er von diesem Mann inzwischen gewonnen hatte. Oder, fragte er sich tief im Innern, war dieses Bild vielleicht falsch, entsprang es einem Vorurteil, weil Vejlo das sagte, was ihm gerade durch den Kopf ging? Er wußte es nicht und nahm deshalb von einem endgültigen Urteil vorläufig Abstand.
    Rhodan schien dem Jüngeren weniger Nachsicht entgegenzubringen.
    „Hältst du es für möglich", wollte er wissen, „daß auch diese Strohreste konserviert sind?
    Daß es eben kein frisches Material ist?"
    Er schaffte es, den Analytiker damit in Verlegenheit zu bringen, und wahrscheinlich war das sogar seine Absicht.
    „Nun ...", wand sich Vejlo, „... ich kann es nicht ausschließen. Man müßte es genauer untersuchen."
    Rhodan hob lässig eine Hand.
    „Wie ich schon sagte: Niemand ist dagegen gefeit, gelegentlich in einer falschen Richtung zu denken. Ich bin es nicht, Nuru ist es nicht, und du, mein Freund^ bist es auch nicht!"
    Er wandte sich ab und hielt weiter auf die Trümmeroase zu. Einen Moment stand Vejlo starr da und versuchte die Tatsache zu verdauen, daß ein anderer ihm klarmachen mußte, nicht alle Möglichkeiten bedacht zu haben. Dann ging es wie ein Ruck durch seinen Körper. Er straffte sich.
    „Soll ich es feststellen?" rief er Rhodan nach. „Die Instrumente dazu haben wir bei uns!"
    „Laß es gut sein." Der Aktivatorträger winkte ab, ohne sich umzusehen. „Uns interessiert dieser Baum, nicht irgendwelche Strohhalme."
    An der Haltung des Analytikers erkannte Nuru, daß er sich bloßgestellt und übergangen fühlte. Gegen die Erfahrung eines Perry Rhodan kam Vejlo nicht an. Es fehlte nicht viel, und er hätte Mitleid mit ihm gehabt.
    Nuru grinste breit und hieb ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    „Komm schon, Junge!" sagte er burschikos. „Wenn wir den Baum erreicht haben, kannst du beweisen, was in dir steckt."
     
    *
     
    Früher - in einer Vergangenheit, die zu weit zurücklag, um sie in Jahren zählen zu können - mochte es ein für die Verhältnisse des Planeten recht ansehnliches Haus gewesen sein, gebaut aus massivem Holz und roh behauenen Steinen, mit Lehm und Mörtel verfugt und von einer Dichtmasse gegen die Witterung geschützt, das Dach schräg gegen den Himmel verkantet und mit schieferartigen Ziegeln bedeckt.
    Heute durfte man es kaum noch als Ruine bezeichnen. Der Zahn der Zeit hatte an ihm genagt und es irgendwann zum Einsturz gebracht. Unter dem stetigen Einfluß von Wind, Sand, Sonne und gelegentlichen Regenfällen war das Material spröde und rissig geworden, es war

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