1064 - Horror-Line
dort und rann auch über den Rand hinweg. Dunkel, nicht schwarz. Rot!
Blut!
Blut, das von ihm stammte, das aus seinen Nasenlöchern geflossen war und nun auf der Tischplatte lag.
Eric sackte zusammen. Plötzlich löste sich auch das Telefon von seinem Ohr. Es prallte auf die Sessellehne, bekam Übergewicht und fiel zu Boden.
Das aus dem Apparat dringende schaurige Lachen nahm er nicht mehr wahr…
***
Eric Morgan wußte nicht, wie lange er in seinem Sessel gehockt und vor sich hingestarrt hatte. Er wußte auch, daß er geweint hatte, aber das war ihm alles so egal geworden. In seinem Innern war nichts mehr in Ordnung. Es tobte eine kleine Hölle. Sie setzte sich aus Gedanken und Erinnerungen zusammen. Er kam damit nicht zurecht. Er war leer und hoffte, daß alles nur ein böser Traum gewesen war.
Ein Irrtum, denn er brauchte nur nach vorn zu schauen, um die Wahrheit zu erkennen.
Auf der Schreibtischplatte klebte das Blut, sein Blut. Es war ihm aus der Nase gelaufen. Es hatte sein Ziel gefunden. Es lag auf der Platte. Dicke, rote Tropfen, vergleichbar mit zerplatzten, dunkelroten Blüten.
Es dauerte lange, bis er sich wieder bewegte. Er stützte sich mit dem Rücken an der Lehne ab. Seine Hände begannen zu zittern, denn jetzt kehrten die Erinnerungen zurück. Das verfluchte Telefongespräch. Die Worte, die Candy ihm gesagt hatte. Ihre Lockungen, ihr Flüstern, das alles war für ihn wieder so existent geworden.
Er schaute an sich herab, sah seine verrutschte Kleidung, schämte sich dafür und richtete sie. Etwas anderes aber war viel schlimmer für ihn gewesen. Das hatte ihn so wuchtig und schmerzvoll getroffen. Die Veränderung in seinem Kopf. Dieser wilde und brutale Schmerz, gegen den er nicht hatte ankämpfen können. Es hatte für ihn auch keinen Grund gegeben. Er jedenfalls war sich dessen nicht bewußt gewesen. Und doch hatte er ihn erwischt. So grausam und hart, wie aus dem Nichts. In seinem Kopf mußte sich einiges verändert haben. Er brauchte nur auf das Blut zu schauen.
Daran hielten sich seine Gedanken fest. Es war sein Blut, und es war aus seiner Nase geströmt. Es mußte etwas in seinem Kopf passiert sein, was zu dieser Reaktion hatte führen können. War eine Ader geplatzt? Hatte sie dem Druck der irrsinnigen Schmerzen einfach nicht standhalten können?
Eric Morgan konnte die Frage nicht beantworten. Es war ihm einfach unmöglich. Mit logischem Denken kam er da nicht klar. Aber den Grund kannte er schon.
Er mußte mit dem Telefonat zusammenhängen und möglicherweise auch mit Candys Stimme.
Eric drehte den Kopf. Der Apparat lag rechts neben dem Sessel. Er beugte sich zur Seite, streckte den Arm aus und nahm den Hörer.
Tot war die Leitung…
Morgan umklammerte den Apparat mit hartem Griff. So hart, als wollte er ihn zerbrechen. Er haßte dieses Ding und war nahe daran, es gegen die Wand zu schmettern.
Das tat er dann nicht, sondern legte ihn auf den Tisch. Danach erhob er sich. Eric hatte nie Probleme gehabt, normal und locker aufzustehen. In diesem Fall schon. Da kamen ihm die Beine wie eingerostet vor. Das gleiche war auch mit den Armen passiert. Er mußte sich schon abstemmen, um endlich normal stehenbleiben zu können.
Auf der Oberlippe und auch am Kinn war der feuchte Film des daran klebenden Bluts zu spüren. Es widerte ihn an, er schüttelte den Kopf, aber er konnte es auch nicht ändern. Mit einer müden Bewegung drehte er sich um und ging mit ebenso müden Schritten durch sein Büro auf die geschlossene Tür zu.
Morgan war froh, allein in der großen Wohnung zu sein. Seine Frau hatte ihn für einen Monat verlassen. Sie besuchte Verwandte in Frankreich und würde erst in zehn Tagen zurückkehren. Sie durfte von all diesen Dingen nichts wissen. Wenn herauskam, was er getan hatte, dann würde sie durchdrehen.
Er ging mit schleppenden Schritten durch den breiten Flur, blieb für einen Moment neben der nach oben führenden Treppe seiner zweigeschossigen Wohnung stehen und dachte daran, hoch in das Bad zu gehen, um sich zu säubern.
Er ließ es, denn in diesem unteren Bereich der Wohnung gab es ein zweites Bad. Es war für Gäste bestimmt, aber Eric benutzte es diesmal selbst.
Er öffnete die Tür, machte Licht und schüttelte zunächst den Kopf, wobei er die Augen schloß. Die plötzliche Helligkeit blendete ihn. Sie war wie ein Stoß, den er erhalten hatte.
Er ging auf den breiten Spiegel zu, der über dem Waschbecken hing. Schon beim ersten Blick sah er, was mit ihm los
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