1064 - Horror-Line
war.
»Ich sehe aus wie ein Schwein!« flüsterte er.
Das Blut war in seiner unteren Gesichtshälfte verschmiert. Es klebte auf den Lippen, auch darüber und ebenfalls darunter. Er bot einen schrecklichen Anblick und ekelte sich beinahe vor sich selbst.
Auch das hellblaue Hemd hatte rote Flecken bekommen, und am Kragen zeichneten sich ebenfalls die Spritzer ab.
Das Hemd weg. Das Unterhemd ebenfalls. Überhaupt alles weg. Vor dem Spiegel stehend, zog er sich aus. Mit wütenden Bewegungen riß er sich die Kleidung vom Leib, schaute sich dabei zu und sah sich einem Mann in den besten Jahren gegenüber, dessen dunkles Haar noch sehr dicht war. Ein Gesicht, das sehr männlich war mit seinen harten Linien und der kurzen, geraden Nase. Sonnenbraune Haut, ein kräftiges Kinn, breite Schultern, das alles wies auf einen attraktiven Mann hin, der genügend Frauen haben konnte, und es eigentlich nicht nötig hatte, auf Telefonsex zurückzugreifen.
Über die psychologische Seite seines Hobbys wollte er gar nicht nachdenken. Er nahm es so hin wie es war, und damit hatte es sich für ihn.
Eine Dusche gab es auch. Sie war leicht zu betreten. Er brauchte nur noch die Glaswände zur Seite zu schieben. Wenig später gab er sich den warmen Strahlen hin. Er genoß sie. Sein Körper blühte auf. Die Schmerzen waren verschwunden, und er hielt sein Gesicht den Strahlen entgegen, damit auch der letzte Blutrest von der Haut abgespült wurde. Es tat ihm gut, diese Dusche zu genießen, und nach wenigen Minuten fühlte er sich wirklich sauber.
Er hatte sich eingeseift, spülte den Schaum nun ab und strich die Haare zurück, bevor er die Dusche verließ und sich in ein Badetuch wickelte.
Die Spiegelfläche war durch den Dunst beschlagen. Er mußte sie erst freiputzen, um sich anschauen zu können.
Das Blut war weggespült worden. Verschwunden im Abfluß. Es gab keinen Hinweis mehr darauf.
Zumindest an seinem Körper nicht. Nur noch im Büro. Das würde er wegwischen.
Er zog andere Kleidung an. Seine vorherige stopfte er in einen Wäschekorb. Er würde sie später reinigen lassen. Nach oben ging er nicht, sondern er blieb im unteren Bereich, wo es genau das gab, was er jetzt brauchte.
Einen kräftigen Schluck.
Die Bar befand sich ins seinem Büro. Er brauchte nur eine Schiebetür zur Seite zu drücken, dann konnte er unter einigen Flaschen auswählen. Er entschied sich für einen Calvados und goß das Glas ziemlich voll. Jeder Wirt hätte dafür den dreifachen Preis genommen. Er hatte sich mehr Lampen eingeschaltet. So wurde auch die Sitzgruppe mit den hellen Ledermöbeln beleuchtet.
Dort fand er seinen Platz und streckte die Beine aus. Den Schreibtisch und auch den Teppich wollte er später säubern. Zunächst brauchte er den Schluck, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
Wieso hatten ihn die Schmerzen so stark erwischt? Was war der Grund für diese plötzliche Attacke gewesen?
Je länger er darüber nachdachte, um so weniger wußte er es. Morgan konnte es sich nicht normal erklären. Es mußte einfach mit seinem Anruf in Zusammenhang stehen und damit auch mit Candy.
Okay, er kannte sie.
Er hatte sie schon öfter angerufen. Sie war einfach super. Zumindest ihre Stimme. Dieses rauchige und leicht verruchte Timbre, genau das glatte Gegenteil zur Stimme seiner Frau. Dann ihre Wortwahl. So verdammt obszön, aber einfach wunderbar für ihn. Die Erinnerung daran trieb ihm wieder den Schweiß auf die Stirn.
Ob sie so aussah, wie sie sich beschrieben hatte, wußte er nicht. Es war nicht wichtig für ihn. Überhaupt nicht wichtig. Er hatte sich in ihren Körper und in die Stimme verliebt, und er war sicher, Candy irgendwann zu sehen.
Er war sich jedoch nicht mehr sicher, ob er sich jetzt noch darüber freuen sollte. Es hatte sich einiges verändert. Er sah Candy jetzt mit anderen Augen an. Sie war nicht mehr die Göttin für ihn mit dem Traumköper, sie war etwas anderes, aber was? Auch darüber war Eric sich nicht im klaren. Er fand für ihre letzten Worte keine Erklärung. Da hatte sie von einem anderen gesprochen. Sie hatte ihn als einen Fürsten bezeichnet, und das war für Eric nicht mehr faßbar. Ein Fürst, der zudem nichts mit den normalen Royals zu tun hatte. Er wußte einfach nicht, wen man sonst noch als einen Fürsten bezeichnen sollte.
Es war seltsam. Er gab sich selbst die Schuld, wenn er ehrlich war. Durch seine Anrufe hatte er sich auf ein Gebiet begeben, das ihm bisher fremd gewesen war. Er hatte es versucht. Es war
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