1065 - Die Superviren
man ihm mit, daß die Wissenschaftlerin im Augenblick unauffindbar wäre.
Quiupu schaltete sich in das Gespräch ein und bat dringend darum, sich auf die wichtige Arbeit zu konzentrieren. Da Yoorn den Virenmann nicht unnötig reizen wollte, fügte er sich in dessen Begehren.
Er selbst lenkte auf Quiupus Anweisung die Kogge genau über die zentrale Kuppel. Vom oberen Dach bis zu dem Raumschiff betrug der Abstand nun nur noch knapp einhundert Meter.
Yoorn verfolgte die Umgebung über die zahlreichen Monitoren der Kommandozentrale.
Die Bedienungsmannschaften standen an ihren Arbeitsplätzen und warteten auf weitere Anweisungen.
„Ich habe die Dachkuppel gleich abgelöst", berichtete Quiupu. „Wenn die letzten Verbindungen gelöst sind, hebt die obere Kappe ab und legt sie irgendwo nieder. Für diese Zeit muß ich auf alle Schutzschirme verzichten. Arbeitet also bitte schnell und sorgfältig."
Yoorn bestätigte den Empfang.
„Ein Unwetter zieht auf", meldete eine Frau aus dem kleinen Observatorium der Kogge.
„Aber das ist doch unmöglich", schimpfte der Kommandant. „Unsere Wettervorhersagen sind doch inzwischen sehr genau. Danach kann das nächste Unwetter frühestens in einer Woche hereinbrechen."
Noch während er sprach, schaltete er weitere Außenbordkameras ein, die die ferne Umgebung des Sumpftals zeigten. Er pfiff leise durch die Zähne, als er die pechschwarzen Wolken entdeckte, die sich auf allen Seiten des Tales mit hoher Geschwindigkeit in die Höhe schraubten.
„Du mußt Quiupu warnen", verlangte einer von Yoorns Piloten. „Wer weiß, wie sich ein Wolkenbruch auf sein komisches Produkt auswirkt."
„Dazu sehe ich keine Veranlassung", widersprach der Kommandant. „Bis das Unwetter hier ist, vergehen noch mindestens zwei Stunden. Wir haben doch unsere Erfahrungen mit der Natur Lokvorths. Und wenn es wirklich zu regnen beginnt, bauen wir eine Schirmglocke auf, die den gesamten Bereich um die LUZFRIG und die Kuppel abdeckt.
Selbst der heftigste Sturm kann uns dann nichts ausmachen."
Er erhielt keine Antwort, denn jetzt meldete sich wieder der Virenmann aus der Zentralkuppel.
„Die Dachverschraubung ist gelöst", teilte er mit. „Hebt die Halbkugel zur Seite, aber achtet darauf, daß eure Traktorstrahlen nicht in das Innere der Kuppel reichen."
„Hält der uns für Anfänger?" brummte Yoorns Zweiter Funker.
Die Traktorstrahlen faßten nach dem Kuppeldach und zogen es erst langsam und dann immer schneller in die Höhe. Der Pilot der LUZFRIG lenkte das Keilschiff ein Stück zur Seite, wo eine freie und trockene Fläche zwischen den zahlreichen Gebäuden lag.
Dort wurde das Dach behutsam abgesetzt.
Demos Yoorns Mannschaft arbeitete genau und schnell, so daß alles reibungslos verlief.
Um so verblüffter war man, als plötzlich ein wilder Schrei aus Quiupus Kehle (der fast an sein morgendliches Iliatru erinnerte, aber doch erregter und unkontrollierter klang) aus den Lautsprechern dröhnte.
„Was ist los?" fragte der Kommandant. „Wir haben doch saubere Arbeit geleistet."
„Ich meine euch doch nicht", klagte Quiupu. „Macht schneller! Kommt zurück und bergt das Fragment."
Fast zufällig fiel Yoorns Blick auf die Aufnahmen der zusätzlichen Außenbordkameras.
Er zuckte zusammen, als er entdeckte, daß sich die Wolkenbänke bereits über dem Sumpftal geschlossen hatten.
Ein Vorgang, der selbst bei dem wildesten Unwetter mindestens eine gute Stunde gedauert hatte, war in weniger als zehn Minuten abgelaufen.
Das war es, was Quiupu so nervös machte!
„Keine Panik, Quiupu", sprach der Kommandant rasch in sein Mikrofon. „Wir kommen zurück und legen eine energetische Schirmglocke über alles. Dann können wir in Ruhe deine Kugel an Bord nehmen. Der Laderaum mit den von dir erbetenen Abschirmungen ist schon vorbereitet."
„Beeilt euch", flehte der Virenmann. „Sie macht sonst alles kaputt."
Sie?
Demos Yoorn brauchte nicht lange zu überlegen. Also hatte Sarga Ehkesh sich doch nicht geirrt, als sie vermutete, Quiupu würde sich vor dem verschwundenen Mädchen fürchten.
Zum erstenmal an diesem Tag begann Yoorn zu ahnen, daß die so einfach aussehende Arbeit doch noch schwierig werden würde.
Er gab dem Piloten einen Wink, die Kogge rasch wieder an ihren ursprünglichen Ort über der geöffneten Kuppel zu bringen.
„Schirmglocke auf Teillast", ordnete er gleichzeitig an.
„Das wird ein Unwetter, wie wir es noch nie erlebt haben", warnte die Mannschaft aus dem
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