Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1066 - Gesils Punkt

Titel: 1066 - Gesils Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
finden.
    Darum habe ich einen anderen Plan angefertigt.
    Das aber nur, weil Bescam mich bedrängte, es zu tun. Er hat auch einen solchen Plan und behütet ihn wie einen Schatz. Seit wir das Versteck entdeckt haben, ist sein Interesse an Gesil fast völlig erloschen, der Rest mag Heuchelei sein. Wahrscheinlich tut er es nur mir zuliebe. Seine Abkehr von Gesil zeigt mir auch, daß ihr an ihm gar nichts liegen kann. Bescam hat nicht mehr ihre Gunst, ich bin alleiniger Favorit ..."
    Atlan hielt das Band an und betrachtete die Stillstandprojektion des Lageplanes, der auf dem Bildschirm erschienen war.
    „Das ist es!" sagte er. „Jetzt wissen wir, wo wir Bescam finden können."
     
    *
     
    Sie fanden Bescam nicht in den von Melborn erwähnten Räumen, sondern in einem ausgebauten Hohlraum hinter einer Konsole. Er hatte ein halb zusammengebautes Funkgerät bei sich und ließ gerade ein Band durch ein Bild-Ton-Gerät laufen. Der Bildschirm blieb jedoch dunkel, aus dem Lautsprecher kam ein Rauschen.
    „Ich habe nichts getan", beteuerte er, als man ihn aus seinem Versteck holte. „Ich habe auch nichts entwendet. Die Bestandteile waren hier in einem Raumanzug versteckt. Ich habe sie nur zusammengebaut." Und mit Enttäuschung in der Stimme fügte er hinzu: „Aber das Band ist leer. Und ich habe so sehr gehofft..."
    Er verstummte. Atlan hatte ihn aussprechen lassen, jetzt befragte er ihn. Es stellte sich heraus, daß Bescam zusammen mit Melborn hier war. Danach wollten sie ihre Entdeckung und den Fund des Funk- und des Abspielgeräts feiern. Doch sie kamen vom Weg ab und fanden sich auf einmal in der Nähe von Gesils Kabine.
    Bescam bekam einen ängstlichen Gesichtsausdruck.
    „Mir wurde erst hinterher bewußt, daß das nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann", sagte er. „Gesil muß uns zu sich gerufen haben, ohne daß wir es merkten. Ihr wißt, daß sie das kann."
    „Ihr folgtet also ihrem Ruf und suchtet ihre Kabine auf", sagte Atlan. „Und weiter?"
    „Aber nein", widersprach Bescam. „Wir kamen nur in die Nähe ihrer Unterkunft, und ich merkte gar nicht, wo wir waren. Plötzlich hat es Melborn erwischt. Er wurde wie von unsichtbaren Kräften erfaßt, seine Glieder zuckten konvulsivisch. So sah ich ihn eine endlos scheinende Zeit vor mir, bevor er zusammenbrach. Ich war ratlos. Wußte mir nicht zu helfen. Konnte mir nicht erklären, was mit Mel passiert war. Auf einmal tauchte Gesil auf, und da erst dämmerte mir, daß sie irgend etwas mit ihm gemacht haben mußte."
    „Und das alles passierte außerhalb ihrer Kabine?" fragte Atlan.
    „Ich habe sie nicht betreten, sondern bin Hals über Kopf geflüchtet, als sie sich an Mel zu schaffen machte", sagte Bescam. „Ich dachte, ihre lodernden Blicke würden mich sonst verzehren. Darum bin ich in dieses Versteck geflohen."
    „Hast du gesehen, was Gesil mit Melborn machte?" fragte Atlan.
    „Ich sah, wie sie sich über ihn beugte und unter das Oberteil seiner Kombination griff", erzählte Bescam weiter. „Mir schoß alles mögliche durch den Kopf - lauter Unsinn. Ich war eben in Angst und bildete mir ein, sie lautlos sagen zu hören: ,Gib es mir! Gib es mir!’ Einige Male. Erst später fiel mir ein, daß Mel das vergilbte Foto unter die Kombination gesteckt hatte. Das muß sie sich geholt haben."
    „Was für ein Foto?" fragte Atlan erregt.
    „Es zeigt das Gesicht irgendeines Mannes", antwortete Bescam. „Wir fanden es mit dem Raumanzug. Es war hinter die Sichtscheibe des Helmes geklemmt."
    Das genügte Atlan.
    Bescams Geschichte hatte zwar nicht alle Rätsel gelöst, aber Atlan glaubte sie ihm aufs Wort. Und es mochte sein, daß dieses ominöse Bild der auslösende Faktor für die seltsamen Vorfälle war. Melborns Worte fielen ihm ein.
    „Bescam hat nicht mehr ihre Gunst." Es mochte Bescams Glück gewesen sein, daß Gesil ihn aus ihrer Abhängigkeit entlassen hatte. Das dürfte ihm ein ähnliches Schicksal wie Melborn erspart haben.
    Jetzt mußte er ein ernstes Wort mit Gesil reden.
    Aber je näher er ihrer Unterkunft kam, desto mehr schwand seine Entschlossenheit.
    Sein Schritt wurde langsamer. Sein Atem ging immer schwerer. Er bekam kaum noch Luft. Die Luft wurde schneidend dick, sie bot ihm Widerstand.
    Das nützt dir nichts, Gesil, dachte er. Du kannst mich nicht aufhalten.
    Er vermeinte, durch einen dicken Brei zu waten, der immer zäher wurde und ihn bald völlig einschloß.
    Aber da war ihre Kabine.
    Er kämpfte sich bis zur Tür durch, öffnete

Weitere Kostenlose Bücher