1067 - Am Rand des Nichts
unerwartet", antwortete Ahrrhed.
„Was denn? Heraus damit!" rief Icho Tolot mit dröhnender Stimme, als der Phygo auch jetzt noch zögerte.
„Ich möchte es als mentalen Schlag bezeichnen." Ahrrhed lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Schrank, ließ die Arme an den Seiten baumeln und trommelte mit den Fingern nervös gegen den Schrank. „Ich wäre fast wahnsinnig geworden. Für eine kurze Zeit bin ich einer mentalen Kraft ausgesetzt gewesen, die viel stärker war, als ich mir je eine derartige Kraft habe vorstellen können. Ich bin zusammengebrochen, habe das Bewußtsein jedoch nicht verloren. Irgendwann war es dann ebenso plötzlich vorbei, wie es begonnen hatte."
Bruke Tosen erbleichte, als der Haluter ihm diese Worte übersetzte. Unwillkürlich griff er sich an den Kopf, weil er meinte, die Drohung körperlich fühlen zu können.
Allzu frisch war die Erinnerung noch an die Vorfälle im halutischen Schiff, bei denen er es Icho Tolot zu verdanken gehabt hatte, daß er die Schwelle zum Wahnsinn nicht überschritten hatte. Tosen wußte mit aller Deutlichkeit, daß er einen solchen mentalen Schlag, wie Ahrrhed ihn beschrieben hatte, nicht überstehen würde.
„Wo war das?" fragte er mit bebender Stimme. „War es an einem bestimmten Ort, oder hat es dich überraschend dort getroffen, wo du dich mit deinen Freunden aufgehalten hast?"
„Nein", antwortete der Phygo, nachdem Icho Tolot übersetzt hatte. „Ich war allein, und ich war auch nicht in einem der Aufenthaltsräume, in denen wir praktisch gefangen waren. Ich kann diesen Ort nicht beschreiben. Alles war so anders, so fremdartig. Nein, ich kann es nicht näher sagen."
„Wir müssen fliehen stammelte Tosen. Sein Gesicht war von Furcht gezeichnet. „Wir dürfen nicht hier bleiben. Ich will nicht an diesen Ort weil ich genau weiß, daß ich den mentalen Schlag nicht überstehen würde. Helft mir."
„Ich dachte auch, alles sei vorbei entgegnete der Phygo leichthin „aber dann ging es doch gut. Im Gegenteil, jetzt bin ich damit zufrieden daß ich diesen mentalen Schlag einstecken mußte."
„Du bist im nachhinein damit einverstanden?" forschte Icho Tolot überrascht.
„Allerdings, denn seither bin ich immun gegen die Manipulation durch Seth-Apophis", eröffnete ihm Ahrrhed mit sichtlichem Vergnügen. „Ich bin kein Sklave von Seth-Apophis mehr. Wer auch immer mir den mentalen Schlag versetzt hat, er hat mich befreit. Zunächst glaubte ich, daß Seth-Apophis es getan hätte, aber das kann wohl nicht sein."
Ahrrhed weiß also, daß er und sein Volk von der Superintelligenz manipuliert werden, dachte der Haluter.
„Was ist danach geschehen?" fragte er.
„Nichts." Der Phygo eilte einige Schritte hin und her, blieb dann ruckartig stehen und sagte: „Ich will weg. Ich will zurück nach Phynascour, zu meiner Heimatwelt. Dort muß ich mein Volk aufklären über das, was geschieht. Ich muß ihm helfen, damit niemand mehr von uns an diesen schrecklichen Ort muß, an dem ich den mentalen Schlag erhalten habe."
Die Stimme des Phygos wurde immer lauter und quäkender. Icho Tolot zweifelte nicht daran, daß Ahrrhed Angst hatte, noch einmal wieder an jenen Ort versetzt zu werden, der offenbar mit erheblichen Schrecken verbunden war.
Ahrrheds Idee, aus der Anlage zu fliehen, ein Raumschiff zu starten und dann zu seiner Heimatwelt zurückzukehren, war absurd und undurchführbar. In seiner Angst vor einem weiteren mentalen Schlag schien er völlig vergessen zu haben, daß nicht nur er, sondern auch sein Raumschiff manipuliert worden war.
Icho Tolot blickte Bruke Tosen an, der sich auf den Boden gesetzt und das Gesicht in den Händen vergraben hatte. Er konnte sich vorstellen, was in ihm vorging.
Ich muß ihm helfen, dachte der Haluter. Ich muß verhindern, daß ihm irgend jemand den mentalen Schlag versetzt. Er würde den Verstand verlieren, und danach wäre er bestimmt nicht mehr zu retten.
Er selbst fürchtete sich vor diesem Schlag nicht, da er sich sagte, daß er ihn ebenso überstehen werde, wie es Ahrrhed getan hatte. Allerdings war er sich nicht ganz sicher, ob der Phygo geistig wirklich völlig gesund geblieben war oder ob er einen geistigen Schaden davongetragen hatte. Seine Vorstellung, von der Plattform in seine Heimatwelt fliehen zu können, ließ so etwas vermuten.
„Wie seid ihr hier hergekommen?" fragte er. „Hat jemand euer Raumschiff manipuliert?"
„Es muß wohl so sein", erwiderte Ahrrhed mit quäkender Stimme. Er öffnete den
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