1067 - Er killt für den Satan
einfach nicht zu übersehen. Rechts und links auf seiner Stirn waren die beiden Beulen zu sehen. Er erinnerte sich an den Druck und konnte ihn nun verstehen. Aus dem Innern seines Kopfes hervor hatte sich etwas nach vorn geschoben, war aber noch nicht so stark gewesen, um die Haut an der Stirn zu durchbrechen. Dafür standen jetzt zwei Beulen hervor, als hätten ihn dort Schläge getroffen.
Er winkelte die Arme an und schaute auf seine Hände.
Verdammt, auch sie hatten die Farbe gewechselt. Die Finger waren lang geworden. Die Haut schimmerte rötlich, als wäre Feuer darüber hinweggehuscht. Er blickte auf seine Nägel. Auch sie zeigten nicht mehr das gleiche Aussehen. Sie waren dunkler geworden und schimmerten violett.
Ryback verstand die Welt nicht mehr. In seinem Kopf herrschte großes Durcheinander, aber er verfiel nicht in Panik und brachte es fertig, seine Gedanken auf den Teufel zu konzentrieren.
Er wollte werden wie er. Das war sein Ziel. Und wer werden wollte wie der Höllenherrscher, der mußte sich auch seinen Gesetzen unterwerfen, Wie es bei ihm der Fall war.
Ryback grinste plötzlich. Seine Augen strahlten, auch wenn sie anders aussahen. Es war einfach wunderbar gelaufen. Der Teufel hatte ihn erhört. Den ersten Mord hatte er hinter sich gebracht und schon einen Teil seiner Belohnung erhalten. So und nicht anders mußte er über seine Veränderung denken.
Es tat ihm gut. Dieser innerliche Wechsel richtete ihn wieder auf. Wunderbare Zeiten lagen vor ihm, denn nun war er schon ein Stück näher an den Höllenherrscher herangekommen.
Und er würde sich weiter verändern, dessen war er sich sicher. Er würde ein Teufel sein, der auf Erden wandelte, und er würde über die Menschen Angst und Schrecken bringen.
Ja, das war gut. Das tat ihm gut. Noch immer in den Spiegel schauend, überlegte er, wie er sich nun fühlen sollte. Als Mensch oder mehr als Teufel?
Eine Lösung wußte er nicht, deshalb wollte er abwarten. Der Pfarrer war nur der erste Tote. Er würde weitermachen und sich immer mehr dem Teufel angleichen.
Er hob die Arme an. Schaute auf seine Finger. Sie waren schon gewachsen und auch spitzer geworden. Das waren schon keine Nägel mehr, sondern Krallen.
Ein Blick in die Augen. Nein, sie hatten sich kaum verändert. Vielleicht waren sie etwas dunkler geworden, ansonsten waren sie gleich geblieben. Doch auch mit ihnen würde noch etwas passieren, davon war Ryback überzeugt.
Er drehte sich um. Hier im Haus hatte er nichts zu suchen. Der Pfarrer war tot, und er konnte sich daranmachen, das nächste Opfer auszusuchen. Er war bereit, das Haus zu verlassen, als er mit einem letzten Blick den Tisch streifte, auf dem der Aschenbecher stand.
Er sah die Kippen.
Und er sah den Lippenstift!
Ein unerklärbares Gefühl der Spannung stieg in ihm auf. Im Kopf schrillten die Alarmsirenen, denn eines war sicher: auch wenn der Pfarrer geraucht hatte, er benutzte bestimmt keinen Lippenstift, und der klebte blaßrosa an den Filterenden.
Was folgte daraus?
Der Pfarrer war nicht allein im Haus gewesen. Es mußte eine zweite Person geben, und die hielt sich möglicherweise noch in einem der anderen Räume auf.
Ryback zog wieder seine nadelspitze Waffe…
Zuerst hatte Julia Sanders die kleine Küche tatsächlich durch den Hinterausgang verlassen wollen, dann besann sie sich anders, und das Gefühl der Neugierde siegte. Sie stammte aus dem Dorf. Sie wollte sehen, wer zu dieser Morgenstunde James Draxon besuchte.
Deshalb machte Julia kurz vor dem Hinterausgang kehrt und ging wieder zur anderen Tür zurück. Sie war dabei sehr leise und folgte da einfach ihrem Gefühl. Die junge Frau bewegte sich in einer fremden Umgebung und mußte darauf achten, daß sie nirgendwo anstieß und kein verräterisches Geräusch verursachte.
Warten vor der Tür. Lauschen. Es war nichts zu hören, und deshalb öffnete Julia die Tür einen schmalen Spalt. Auch jetzt war sie darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen. Der Instinkt riet ihr, vorsichtig zu sein.
Auch jetzt hörte sie nichts. Draxon befand sich außerhalb des Zimmers.
Wahrscheinlich im Flur, noch an der Tür. Es konnte auch sein, daß er den Besucher dort abfertigte. Da wäre ihre Neugierde dann grundlos gewesen.
Der Pastor kehrte nicht zurück. Waren es andere Geräusche, die sie vernahm? Julia konnte es nicht sagen. Jedenfalls unterhielt er sich nicht.
Still war es auch nicht. Es war ihr nur unklar, was sich im Flur nahe der Tür abspielte. Aber ihr Gefühl
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