107 - Das Monster aus der Todeswolke
Wannenrand fest. »Hör auf damit, okay? Der Champagner ist zu warm. Stell das bitte ab, Jerry.«
Der Amerikaner lachte. »Von zu warm kann noch lange keine Rede sein, Baby. Er muß kochen.«
»Aber doch nicht, wenn ich drinsitze.«
»Warum nicht?«
»Jerry, treib den Spaß nicht zu weit«, sagte Iris ängstlich. Sie wollte trotz seines Verbots aufstehen, doch er ließ es nicht zu. Ihre Finger rutschten aus einem unerfindlichen Grund ab, und die Temperatur des Champagners stieg gleichzeitig weiter an. Die Hitze trieb dem Mädchen den Schweiß auf die Stirn.
Jerry LeRoy blutete plötzlich aus der Nase. Sein Gesicht war zu einer bösen Grimasse verzerrt.
Ich muß hier raus! dachte Iris entsetzt, doch jeder Versuch, die Wanne zu verlassen, scheiterte. Iris begriff, daß sie Hilfe brauchte. Ulrich und Marlies mußten ihr beistehen. Der Amerikaner mußte den Verstand verloren haben.
»Hör auf damit!« keuchte Iris. »Hör sofort auf, Jerry. Es ist genug. Es tut weh.«
»Das soll es.«
»Bitte, Jerry!« flehte Iris.
Etwas Schwarzes flog auf sie zu. Im ersten Augenblick sah es aus wie eine Zigarre. Das Ding blieb vor Iris in der Luft hängen.
Es war ein Rasiermesser!
Jetzt klappte es auf, und blitzende Reflexe tanzten auf der breiten, scharfen Klinge. Dem Mädchen stockte der Atem.
Die Hitze nahm ständig zu, war schon nicht mehr auszuhalten. Iris mußte schreien. Als sie es tat, zuckte das Messer heran.
Sie spürte die Berührung, aber es tat nicht weh. Der Champagner färbte sich rot. Schwärze legte sich auf die Augen des Mädchens. Langsam brach ihr Blick.
***
Während sich Jerry LeRoy mit Iris im Bad »vergnügte«, sprachen Ulrich Wied und Marlies tüchtig dem Alkohol zu.
»Bin gespannt, wie lange das noch dauert«, sagte Wied mit schwerer Zunge. »Ich will auch sehen, was in der Badewanne läuft.«
»Warum lassen wir beide uns inzwischen nicht ein nettes Spielchen einfallen?« fragte Marlies.
Wied grinste. »Ja, warum eigentlich nicht? Mach einen Vorschlag. Ich bin zu jeder Schandtat bereit.«
»Wie wär’s mit…« Sie neigte sich vor und wollte es ihm ins Ohr flüstern, als Iris im Badezimmer einen Schrei ausstieß.
Ulrich Wied sprang auf. »Verdammt, was stellt er denn mit Iris an?«
Der Schrei riß ab, doch Wied beruhigte sich nicht. Ihm fiel ein, wie Jerry LeRoy den Macho fertiggemacht hatte, Sein amerikanischer Freund schien heute seinen brutalen Tag zu haben.
»Der bricht Iris doch hoffentlich keine Verzierung ab«, sagte Marlies ängstlich.
Ulrich Wied machte drei unsichere Schritte. Seine Augen waren glasig, die Lippen feucht, das Haar in Unordnung, und der Krawattenknopf hing auf halbmast.
»Jerry?« rief er.
LeRoy antwortete nicht. Wied warf Marlies einen unsicheren Blick zu, schürzte die Unterlippe und zuckte mit den Schultern.
»Sieh mal nach, was sie treiben«, empfahl ihm Marlies.
»Er wird sie mit irgendwas erschreckt haben«, sagte Wied und wies grinsend auf eine bestimmte Stelle seines Körpers.
»Damit kann man Iris nicht erschrecken«, behauptete Marlies und kicherte.
Wied schaukelte aus dem Wohnzimmer. Er leckte sich die Lippen und faßte sich an die Schläfen. »Mann. Mann. Heute hast du ein bißchen zu schnell getankt. Paß auf, daß du nicht vorzeitig abstürzt. Wäre schade um die Party.«
Er erreichte die Badezimmertür, klopfte.
»Jerry? Iris? Alles in Ordnung?« erkundigte er sich.
Weder das Mädchen noch sein amerikanischer Freund antworteten.
Wied lachte. »Ihr sprecht wohl nicht mit jedem, was?«
Niemand reagierte auf seine Worte. Er drückte die Klinke nach unten, doch die Tür ließ sich nicht öffnen.
»Sagt mal, ihr Spinner, weshalb habt ihr euch denn eingeschlossen?« fragte Ulrich Wied.
Da sie ihn immer noch ignorierten, rüttelte er an der Klinke. »Jerry, würdest du bitte mal aufmachen?« Er vernahm ein leises Gurgeln und Sprudeln. »He, habt ihr aus meiner Badewanne einen Hot Whirl Pool gemacht? Warum sagt ihr denn nichts? Ist was passiert? Iris! Jerry! Verdammt, man kann’s auch übertreiben! Hör zu, Jerry, du machst jetzt sofort die Tür auf und läßt mich rein.« Schließlich holte Ulrich den Steckschlüssel, mit dem er den Riegel hochstellen konnte.
Nun ließ sich die Tür öffnen. Es dampfte so sehr im Badezimmer, daß Wied in diesem Nebel zunächst nichts sehen konnte. Erst als ein Teil des Dampfs durch die Tür entwichen war, lichtete sich der Nebel etwas.
Als erstes fiel Wied der offene Spiegelschrank auf. Dann bemerkte er
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