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107 - Turm der Menschenmonster

107 - Turm der Menschenmonster

Titel: 107 - Turm der Menschenmonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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ein
einzelnes Auge. Kalt und seelenlos starrte es Tony an.
    Ein dünner Gewebesack, an dem ein
ausgesprochen schöner Mund hing, von dem wiederum zuckende, sich öffnende und
schließende Nervenbahnen abstanden, rutschte durch die entstandene Öffnung.
    Ein dumpfer Laut entstand, als das Augenwesen
auf dem Ledersitz vor Tony landete - und dann wie eine Hand seinen längsten
Nervenfaden ausstreckte, um den Sicherungsknopf der Fahrertür zu greifen und
emporzuziehen. Mit zwei anderen Tentakeln drückte es , gleichzeitig den Türgriff nach innen, so daß der Riegel zurückschnappte.
    Leise schwang die Tür auf.
    Es ging alles so schnell, daß der entsetzte,
vor Schreck gelähmte Junge gar nicht mehr zu sagen vermochte, wie sich die
Dinge im einzelnen entwickelten.
    Die Tür wurde nach draußen gezogen. Kalte
Nachtluft und feuchter Nebel strömten in das Innere des Wagens, und mit der
Kälte kamen sie. Wie eine Flut ergoß es sich in den Austin.
     
    ●

 
    „Jetzt haben wir‘s gleich geschafft, Miß“,
sagte der Fahrer und grinste von einem Ohr zum anderen. „In Rekordzeit
erreichen Sie Ihr Ziel, wenn man bedenkt, was draußen für ein Wetter herrscht.“
    Morna atmete tief durch. „Wie weit ist es
noch?“ fragte sie matt. Sie saß etwas kläglich in ihrem Sessel zusammengesunken.
Die Schwedin hatte schon manche wilde Autofahrt hinter sich, aber das hier war
die reinste Höllenfahrt. Der Chauffeur konnte die Art und Weise, wie er bei den
herrschenden Sichtverhältnissen sein Fahrzeug lenkte, nicht verantworten.
    „Die Gegend hier kenn“ ich wie meine
Hosentasche, Miß. Noch fünf Minuten, dann sind wir an der Kreuzung. Und gleich
dahinter ist es. ,Brown Cottage“ - ein seltsamer Ort, Miß.“
    „Seltsam? Wieso?“
    „Es kommt selten jemand hierher. Es ist
bestimmt Jahre her, seitdem ich diese Strecke gefahren bin. Das heißt: die
Straße nach Motherwell oder Lanak fahre ich sehr oft. Deswegen kenne ich sie ja
so gut...“, er blickte Morna aus den Augenwinkeln heraus an und grinste wieder,
„ ... aber Brown Cottage - das verlangt kein Mensch mehr. Daß Sie um diese Zeit
dorthin fahren, ist eigentlich verwunderlich.“
    „Was ist daran verwunderlich? Es ist ein
öffentliches Gasthaus.“
    „War ... einmal... aber das ist schon lange
her.“
    „Was reden Sie da für einen Unsinn?“ Morna
setzte sich aufrecht.
    Der Fahrer wurde etwas, langsamer, zum ersten
Mal auf der langen Strecke, und Morna wurde es gleich wohler. „Nun sagen Sie
ehrlich, Miß: das Ganze ist doch ein Witz, den Sie sich .mit mir gemacht haben,
nicht wahr?“
    „Ich verstehe Sie nicht, Mister
. .. was reden Sie da für einen Unsinn?“ wiederholte die Schwedin.
    „Ich meine, das geht mich eigentlich
überhaupt nichts an ... ich bringe Sie hierher und nehme Sie auch wieder mit zum ,Excelsior “. Die Hauptsache ist, daß die Kohlen stimmen.
Sie sehen nicht so aus, als ob Sie nicht zahlen könnten, sonst hätte ich mich
auf dieses nächtliche Abenteuer überhaupt nicht eingelassen.“
    „Abenteuer?“ echote Morna. Nun verstand sie
überhaupt nichts mehr - oder doch alles...? Sie schloß einen Atemzug lang die
Augen. Der Mann war betrunken! Daß sie das nicht gleich gemerkt hatte. Sein
ganzer Fahrstil! Der Schotte nahm weder Rücksicht darauf, seine Fahrerlizenz zu
verlieren, noch nahm er Rücksicht auf das Leben seiner Fahrgäste.
    „Nun, es ist schließlich kein Vergnügen, bei
Nacht und Nebel zum Brown Cottage zu fahren. Ich habe Sie - ehrlich gestanden -
anfangs auch nicht ganz ernst genommen. Ich dachte: da ist jemand, die hat
Krach mit ihrem Mann oder ihrem Freund und macht dem eine Szene, hat ihm
gedroht, zum Cottage hinauszufahren. Oder sie hat eine Wette abgeschlossen.
Geht‘s um ‘ne Flasche Champagner oder um einen dreißig Jahre alten Whisky Miß?“
    Morna Ulbrandson konnte das Grinsen des
Taxifahrers fast nicht mehr ertragen.
    „Es war mein tiefster Ernst und ist es noch“,
stieß sie hervor. „Ich will zum Cottage, ja. Ich bin dort mit jemand
verabredet.“
    Da konnte der Chauffeur nicht mehr an sich
halten. Er mußte lachen. Die Tränen stiegen ihm in die Augen. „Entschuldigen
Sie! Das habe ich nicht erwartet, ich...“ Ein neuer Lachanfall unterbrach seine
Ausführungen. „Ich konnte wirklich- nicht ahnen, daß es Ihnen ernst ist.' .« wenn ich das natürlich gewußt hätte ...“
    „Was wäre dann gewesen?“ Morna verstand
überhaupt nichts mehr.
    „Dann hätte ich mich nie dazu bereiterklärt,
sie

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