Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
107 - Turm der Menschenmonster

107 - Turm der Menschenmonster

Titel: 107 - Turm der Menschenmonster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
um ein überdurchschnittlicher Chirurg
zu werden. Darüber hinaus befaßte ich mich mit Studien des menschlichen Leibes,
die über die herkömmliche Anatomie hinausgehen. Es genügte mir nicht,
Transplantationen vorzunehmen, kranke Organe zu entfernen oder Tumore, die zu
unförmigen Fleischklumpen im menschlichen Körper anwachsen können,
herauszuschneiden. Jedes Organ hat ein eigenes Leben. Jede Zelle hat es. und
der Körper ist die Gesamtheit dieser Zellen und Organe, die unter der Haut
zusammengeschlossen sind. Der Organismus ist ein wunderbares Räderwerk, wo ein
Rädchen ins andere greift. Eines kann ohne das andere nicht sein. Meinte man
immer. Und doch stimmt das nicht. In unserem Jahrhundert ist es gelungen,
Herzen außerhalb des Körpers am Schlagen zu halten. Es wurden Nerven isoliert,
es wurden Nieren und Leber am Leben erhalten, ja, ganze Hirne in Nährflüssigkeiten
über Wochen und Monate hinweg konserviert, als der .Stammleib“ bereits im Grab
lag. Es ist schwierig, heutzutage Forschungen zu betreiben, die über ein
gewisses Maß hinausgehen. Es gibt zuviele Studenten, und die Leichen in den
Anatomiesälen der Universitäten sind knapp. Manchmal mußten wir uns zu zehnt
einen Kopf teilen, haben Muskeln herauspräpariert, die Sinnesorgane und so
weiter und so weiter . . . das alles ist nicht so wichtig, aber ich muß darauf
eingehen, um Ihnen meine Beweggründe und Motive klarzumachen. Eben weil ich
weiterkommen wollte, ging ich ungewöhnliche Wege, krumme Wege, um es genau zu
sagen. Ich besorgte mir widerrechtlich Leichen und studierte an deren Organen.
Auch die Diebstähle aus der Organbank seinerzeit gingen auf mein Konto.
Nachgewiesen werden konnte mir allerdings nie etwas. Heute ist es mir egal, ob
ich damit noch in Verbindung gebracht werde oder nicht. Für das Ganze ist das
unwichtig. Die Dinge liegen weit zurück ...“
    „Erst wenige Monate ..
    „Was sind Monate oder Jahre, Miß Ulbrandson -
im Vergleich mit der Ewigkeit? Der Mensch - oder die Zellenverbände, aus denen
er besteht - kommt aus der Ewigkeit und geht in die Ewigkeit... und alles von
ihm ist Leben und kann leben, auch wenn der große Verband zerfällt, den wir
Körper nennen.“
    Es klang ein bißchen verworren, und Morna kam
nicht ganz mit dem mit, was Bill Hampers ihr da plausibel machen wollte.
    Seine Augen flackerten. Der Ausdruck des
Wahnsinns in ihnen war unübersehbar. „Damit wären die alten Fälle geklärt“, sagte
Morna gelassen. „Aber es gibt neue. Und die haben noch zu größerer Beunruhigung
geführt. Der Fall Susan Malitt... die Ermordung Lionel O’Maines. Was haben Sie
damit zu tun, Doktor?“
    Sein Lächeln war immer gleich. Er sprach
leise, als genieße er jedes einzelne Wort. Und sein Blick war in eine
unwirkliche Ferne gerichtet, obwohl er Morna anschaute. Doch die Schwedin war
überzeugt davon, daß Hampers sie gar nicht wahrnahm.
    „Nicht viel . . . genaugenommen: überhaupt
nichts. Ich weiß eben nur davon. Oder trauen Sie mir zu, daß ich meine
chirurgischen Eingriffe so perfektioniert habe, daß ich an ein Organ heran
könnte, ohne die äußere Hülle zu öffnen? Der Wunschtraum eines jeden Chirurgen
ist das doch! Das habe ich oft mit van Helsing diskutiert. Wir waren gut aufeinander
eingespielt, und wir verstanden uns prächtig.
    Und van Helsing war es auch, der mir eines
Tages sagte, daß es so etwas in der Tat mal gegeben haben müsse. Ein Patient
aus Lanak hätte in Narkose von einer Druidin gesprochen, die in den geschlossenen
Körper blicken und den Zustand von Organen beschreiben konnte. Aber nicht nur
das. Sie sei auch imstande gewesen, Operationen durchzuführen, zum Beispiel
Nieren-, Gallen- und Blasensteine zu entfernen, ohne daß eine Körperöffnung
stattfand.
    Dieser Patient, von dem ich spreche, mußte
sich bereits der vierten Nierensteinoperation unterziehen, und in Narkose
plauderte er aus, daß er alles versucht habe, mit der Druidin Kontakt zu
bekommen. In ihrer Verzweiflung und Angst kommen die Menschen manchmal auf die
merkwürdigsten Ideen. So jedenfalls dachte ich damals.
    Aber van Helsing ging der Sache nach und
weihte mich ein. Ich glaube, ich habe schon gesagt, daß wir ein sehr gutes
Verhältnis miteinander hatten. Als der Patient gesundete, sprachen wir ihn auf
die Druidin an, von der er erhofft hatte, gesund gemacht zu werden. Dabei
erfuhren wir, daß hier in diesen Orten östlich von Glasgow eine alte Legende
lebendig ist. Öffentlich wagt keiner, von der Druidin zu

Weitere Kostenlose Bücher