1070 - Marens kleiner Horror-Laden
das sich verwandeln oder anpassen konnte.
Das immer dort war, wo man es nicht vermutete, und alles unter seiner Kontrolle hatte.
Auch jetzt!
Der kurze schwarze Lederrock war in die Höhe gerutscht. Maren trug keine Strümpfe, und sie spürte die Feuchtigkeit an ihren Beinen, aber auch unter den Achselhöhlen. Sie kam sich wie in einer Falle hockend vor. Die Luft verschlechterte sich für ihren Geschmack. Sie schmeckte so alt, so verbraucht.
Er war da. Das wußte sie. Oder war es ein Es?
Ich hätte den Spiegel nicht kaufen sollen. Ich hätte es nicht tun sollen!
Zum xtenmal wiederholte sie in ihren Gedanken diese Sätze. Aber sie hatte ihn, und sie schaffte es nicht, ihn loszuwerden. Aus ihm war etwas gekommen, das ihr Leben wollte. War es hier?
Auf dem Hocker sitzend drehte sich Maren langsam um. Ihr Blick schweifte über die Regale hinter der Verkaufstheke. Dort standen die scheußlichsten Masken der Film-und Horrorgeschichte nebeneinander aufgereiht. Von Dracula bis zu Jason war alles vertreten, was auf diesem Gebiet Rang und Namen hatte.
Maren war im Prinzip kein ängstlicher Mensch. Wäre sie es gewesen, dann hätte sie nicht einen derartigen Laden führen können. In diesem Fall allerdings spürte sie Angst. Sie hatte sich in ihr festgesetzt, und die Masken auf dem Regal bekamen plötzlich ein eigenes Leben. Sie bestanden aus Kunststoff oder einem ähnlichen Material. Kein Gedanke daran, daß sie lebten, doch ihr kam es in diesen langen Augenblicken so vor.
Sie grinsten. Sie bewegten sich. Sie zwinkerten ihr zu. Sie verzogen die Mäuler - sie lachten…
Lachen?
Maren schrak zusammen. Sie duckte sich sogar. Aus ihrem Gesicht verschwand auch der letzte Rest an Lockerheit. Kalt rann es über ihren Rücken hinweg, und dieses verdammte Zittern begann wieder.
Es hatte niemand gelacht.
Nicht im Hintergrund des Ladens und auch nicht in ihrer Nähe. Nein, das war ein Irrtum.
Und trotzdem hörte sie es wieder.
So häßlich, so widerlich, triumphierend und teuflisch zugleich. Als wäre der Leibhaftige persönlich der Dirigent dieses ekelhaften Gelächters.
Von Dorian konnte sie keine Hilfe erwarten. Er beschäftigte sich nach wie vor mit seinen Kunden und hielt sich dabei in der Nähe des Eingangs auf. Der Tresen mit der Kasse stand ziemlich im Hintergrund des Geschäfts, praktisch in eine Ecke gedrückt.
Wieder hörte sie das Lachen!
Diesmal hektisch und meckernd. Es war so verdammt nah, als säße der Lacher direkt neben ihr.
Wie unter Zwang bewegte Maren den Kopf und schaute nach unten. Der Raum zwischen der Verkaufstheke und den Regalen war nicht eben breit, aber immerhin breit genug, um dem Platz zu schaffen, der sich wie aus dem Nichts hervorgeschält hatte und dort hockte.
Er lachte wieder!
***
Maren Black bewegte sich nicht. Jetzt saß sie wie angeklebt auf dem Hocker. Sie wußte nicht, was sie denken sollte. In ihr und um sie herum war alles anders geworden, und was sie da auf dem Boden hockend sah, das war keine Einbildung. Es gab das Wesen wirklich. Es war aus Fleisch und Blut, obwohl ihr der letzte Vergleich weniger gefiel, weil es nicht zu den Menschen gehörte. Oder doch?
Es war nicht groß. Ein Gnom, ein Zwerg. Eine grünlich schimmernde Mischung aus Mensch und Kröte. Die langen Arme, die langen Beine, letztere eingeknickt, der schräg nach unten weglaufende Rücken, der Kopf und das breite Maul.
Den Begriff Mund verdiente es nicht. Es war das Maul. Es war eine Klappe, nach vorn geschoben, aber Teil eines menschlichen Gesichts, wobei sie keine Nase sah, denn der größte Teil des Gesichts bestand einfach nur aus Maul.
Das Wesen lachte nicht mehr. Es kicherte nur noch, und auch das hörte auf. Dafür blieb das Maul offen. Darin bewegte sich eine Zunge wie vorhin bei dem Skelett am Eingang. Das allerdings war nicht echt gewesen, im Gegensatz zu diesem Monstrum hier; Maren konnte trotz ihre Furcht den Unterschied erkennen. Sie wußte auch, daß dieser Besuch einzig und allein nur ihr galt. Dieses Wesen hatte sie verfolgt. Es war das gleiche gewesen, vor dem sie sich schon in Dortmund gefürchtet hatte, aber so klar und deutlich war es ihr noch nie begegnet.
Aus pupillenlosen Augen, die sich sogar drehten, schaute es zu ihr hoch.
Maren wollte dem Blick ausweichen. Das schaffte sie nicht. Er hatte sie regelrecht hypnotisiert. Das Maul zuckte weiter. Es zog sich in die Breite, der häßliche Kopf nickte ihr zu, als aus der Öffnung die rauh klingende Stimme dran.
»Ich bin dein
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