Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1071 - Zwischenstation Orsafal

Titel: 1071 - Zwischenstation Orsafal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Planeten in Konflikt geraten waren. Zwei der Patienten hatte man halb verdaut aus dem Magen einer Truginsel herausgeschnitten und in Regenerationstanks gesteckt. Die Truginseln waren gigantische Lebensformen, die, wie der Name bereits sagte, ganze Inseln vortäuschten und alles verschlangen, was sich ihnen aus dem Bedürfnis heraus, festes Land unter den Füßen zu spüren, anvertraute. Die beiden Opfer waren Langzeitpatienten, deren völlige Wiederherstellung Monate in Anspruch nehmen würde. Die dazu notwendigen Prozesse wurden von Automaten gesteuert, die zwar der Wartung bedurften, aber sehr gut stunden- und tagelang die helfenden Hände von Medizinern und Technikern entbehrlich machten.
    Der dritte Patient war eine junge Biologin, die sich mit den schmarotzenden Sporen einer einheimischen, farnähnlichen Pflanze infiziert hatte, und der vierte war geradewegs in den Rachen eines bodenbewohnenden Riesenwurms geraten und auf diese Weise seiner Gehwerkzeuge verlustig gegangen.
    Zum Glück war die moderne Medizin durchaus imstande, mit derlei Problemen fertig zu werden. Problematisch war allein der Fall der Biologin, denn die Sporen der farnkrautähnlichen Pflanze erwiesen sich als äußerst zählebig. Aus den Berichten verschiedener Forschungsgruppen wußte man um die Lebensweise dieser Pflanze. Die Primärsporen drangen über die Atmungsorgane in tierische oder menschliche Lebensformen ein, durchwucherten den Körper, wobei sie wichtige vegetative Organe zunächst umgingen, und bildeten schließlich tellergroße Prothallien aus, die den Körper des Wirtes völlig verdeckten. Die Prothallien erzeugten Geschlechtszellen, die nach der Vereinigung zu dünnen, sporentragenden Kapseln auswuchsen. Erst wenn sich die Sporen in diesen Kapseln bildeten, starb der Wirt. Die Sporen verteilten sich in alle Windrichtungen und wurden zu niedrigen Farnbüschen.
    Um der Biologin das Schicksal zu ersparen, zur Urmutter von mindestens zwei Quadratkilometer Farngestrüpp zu werden, mußte jede einzelne Spore samt den bereits gebildeten Keimfäden lokalisiert und mikrochirurgisch entfernt werden. Aber auch das war ein Problem, mit dem die Mediziner nur mittelbar zu tun hatten - ein Spezialroboter erledigte die eigentliche Arbeit.
    Übrigens war der Werdegang der bewußten Pflanze in keiner Weise exotisch. Selbst auf der guten alten Erde gab es Pflanzen, die sich fast identisch verhielten. Nur waren ihre Sporen so winzig, daß sie einen Menschen niemals gefährden konnten - oder doch wenigstens nur in sehr extremen Ausnahmefällen.
    Immerhin war die Biologin der Grund dafür, daß trotz der späten Stunde noch zwei Mediziner anwesend waren, und ihr Fall war es auch, der Garvac in die Klinik zurückzog. Krankheiten, die sich aus pflanzlichem Parasitismus ergaben, waren sein Spezialgebiet. Abgesehen davon hörte er unterwegs immer wieder seltsame Geräusche - Schreie, Hilferufe, das Kratzen porleytischer Füße auf dem Bodenbelag -, und er sehnte sich nach der Ruhe und dem Frieden, die ihn in den schalldicht abgesicherten Räumlichkeiten der Klinik erwartete.
    Um so erschrockener war er, als er feststellen mußte, daß es dort wie in einem Feldlazarett zuging, das soeben von den entfesselten Insassen einer psychiatrischen Station heimgesucht wurde.
    Um die achtzig Porleyter mochten es sein, die durch die Gänge quirlten und sich speziell im Bereitschaftsraum drängten, wo die beiden wachhabenden Ärzte vor den Kontrollgeräten saßen und sich vor kaum einer Stunde noch zu Tode gelangweilt hatten.
    Von Langeweile konnte jetzt keine Rede mehr sein. Drei Dutzend Porleyter redeten aufgeregt auf die armen Mediziner ein, und drei weitere Dutzend waren emsig damit beschäftigt, die Einrichtungen der Klinik einer gründlichen Inspektion zu unterziehen.
    Der Rest vergnügte sich damit, die Patienten zu beobachten, was in diesem Fall auch gar nicht uninteressant war, denn die „Inspektionen" ihrer Kollegen führten zu höchst seltsamen und bemerkenswerten Reaktionen.
    Die inspizierenden Porleyter begnügten sich nämlich nicht damit, ihre Augen wandern zu lassen. Statt dessen griffen sie mit ihren scherenförmigen Händen sehr aktiv in das Geschehen ein.
    Garvac wagte nicht zu beurteilen, wie gut die Porleyter die komplizierten robotischen Mechanismen durchschauten. Eine solche Beurteilung hätte vorausgesetzt, daß er darüber entschied, ob die Porleyter bösartig handelten, oder ob sie aus purer Unwissenheit heraus agierten. Er neigte instinktiv

Weitere Kostenlose Bücher