1071 - Zwischenstation Orsafal
hockte reglos ein Porley ter.
„Er hat es also tatsächlich geschafft", murmelte Barbarossa. Er ging auf Aijan-Kony-Taph zu.
„Bist du verrückt geworden?" zischte Garvac. „Laß uns schleunigst von hier verschwinden!"
„Auf mich hat er es ja nicht abgesehen", wehrte der Springer ab.
Garvac sah das ein, blieb aber vorsichtshalber zurück. Er beobachtete, wie Barbarossa die Tür erreichte. Der Porleyter schien den Ankömmling gar nicht zu bemerken.
„Alles in Ordnung da drinnen?" erkundigte der Springer sich über die Sprechanlage.
„Nichts ist in Ordnung!" schrie Ylva zurück, und ihre Stimme klang ziemlich hysterisch.
„Daran und Assira sind bei mir. Was soll daraus werden, wenn der Porleyter die ganze Nacht hindurch vor der Tür herumlungert?"
Der Springer zuckte die Schultern. Impulsiv wandte er sich an Aijan-Kony-Taph und klopfte mit der flachen Hand auf den schimmernden Rückenpanzer.
„Warum gibst du es nicht endlich auf, alter Junge?" fragte er leise. „Du siehst doch, daß sie nichts von dir wissen will."
Die Scherenarme des Porleyters bewegten sich leicht.
„Das ist gut", sagte er, und seine Stimme klang seltsam. „Mach weiter."
„Womit?" erkundigte Barbarossa sich verblüfft.
„Klopf mich."
„Wenn du meinst..."
Er begann, an dem Panzer herumzuklopfen, und Aijan-Kony-Taph ließ seinen Aktionskörper zu Boden sinken und zog zusätzlich seine langen Beine an sich, um den Terraner besser an sich heranlassen zu können.
„Ein bißchen weiter nach rechts", kommandierte er. „Ah, das tut gut."
Nach einer Viertelstunde wurde dem Springer der Arm lahm, und er erhob sich. Aber blitzschnell zuckte ein Scherenarm vor und hielt ihn fest.
„He, was soll das?" fragte Barbarossa protestierend.
„Mach weiter!" befahl der Porleyter.
„Aber ich kann nicht mehr. Mir tut ja schon die Hand weh. Und außerdem ist es spät.
Ich will schlafen gehen."
„Das kannst du später tun. Jetzt mach weiter."
Barbarossa überlegte.
„Gut", sagte er schließlich. „Aber ich stelle eine Bedingung."
„Welche?"
„Du kommst mit mir. Die arme Ylva hat sich jetzt genug geängstigt."
Aijan-Kony-Taph dachte nicht lange über den Vorschlag nach. Er erhob sich so hastig, daß sich fast seine Beine ineinander verhakt hätten.
„Wohin?" fragte er.
„Hast du gehört, Ylva?" fragte Barbarossa. „Du bist ihn los!"
„Das werde ich dir nie vergessen!" versicherte Ylva schluchzend.
„Schon gut", brummte der Springer und dachte dabei: „Aber dafür habe ich ihn nun auf dem Hals."
„Wer weiß, worauf du dich da eingelassen hast", orakelte Garvac düster.
„Ach was", sagte der Springer leichthin. „Mir passiert schon nichts. Vielleicht erzählt er mir etwas über den Frostrubin, wenn er sich wohl genug bei mir fühlt."
Aber Aijan-Kony-Taph erwähnte den Frostrubin mit keinem Wort. Seine mündlichen Äußerungen beschränkten sich auf Anweisungen in bezug auf die Art und Weise, wie er seinen Aktionskörper behandelt haben wollte. Auf die Frage, warum er denn nun eigentlich Ylva fast zu einem Nervenzusammenbruch getrieben hatte, antwortete er nur: „Es hat mir Spaß gemacht, und ich war neugierig. Kratz mal da links oben!"
Barbarossa klopfte, kratzte und streichelte den Porleyter, bis er an der Seite seines seltsamen Gastes in tiefen Schlaf fiel.
*
Es wurde eine lebhafte Nacht für die Besatzungen der TRAGER und der anderen Schiffe, die den Porleytern als Quartier dienten. In der TRAGER häuften sich Hilferufe und Beschwerden.
Die Porleyter entwickelten plötzlich Jagdgelüste, wobei es allerdings für die Opfer stets glimpflich ausging. Sie wurden lediglich systematisch in Panik versetzt, und sobald sie die Flucht ergriffen, begann eine wilde Verfolgung. Wurde das Opfer gestellt, oder gelang es ihm, sich hinter einer verschließbaren Tür zu verbarrikadieren, so verlor der Verfolger alsbald jedes Interesse an ihm und ging seiner Wege.
Aber das war nur eines der Übel, mit denen die Raumfahrer zu kämpfen hatten.
Garvac, der nur eine längere Pause eingelegt hatte und nun in die Bordklinik zurückkehrte, bekam sogleich einige Beispiele dafür geliefert, daß die Porleyter noch andere Streiche auszuhecken verstanden.
Die Bordklinik der TRAGER war zu diesem Zeitpunkt nur schwach belegt, und die vier Patienten waren reine Routinefälle - Besatzungsmitglieder, die Forschungsarbeiten auf Orsafal hatten durchführen wollen und dabei mit der wenig gastfreundlichen Flora und Fauna dieses
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