1072 - Karawane nach Magellan
eine unbedachte Bewegung machte und Frem Samhagen sie daraufhin paralysieren würde.
In diese angespannte Situation platzte auf einmal Sbarvor.
„Genug des grausamen Spiels!" rief er verzweifelt, als er aus seinem Versteck gestürzt kam. Beide wandten sich ihm verblüfft zu und riefen fast gleichzeitig seinen Namen.
„Wie kommst du hierher!" herrschte Anja Pygnell den Chamaelier an.
Frem Samhagen erfaßte die Situation jedoch sofort und sagte anklagend: „Hast du das etwa nur inszeniert, um jemandem eine Falle zu stellen, Sbar?"
„In der Tat", gab der Chamaelier kleinlaut zu. „Aber ich habe mir eigentlich eine andere Wirkung erwartet. Ich wollte den Saboteur entlarven. Wie konnte ich auch wissen, daß ausgerechnet ihr eure Neugierde nicht bezähmen konntet."
„Vielleicht ist einer von uns beiden sogar der Agent", meinte Frem Samhagen mit einem Blick auf die Kommandantin.
„Da ich es nicht bin, belastest du dich damit nur selbst", konterte Anja Pygnell. Sie wandte sich dem Chamaelier zu und sagte: „Demnach handelt es sich hier vermutlich um gar keinen S-A-A-Spürer. Aber was steckt dann in dem Container?"
„Es ist ein Magellanscher...", begann Sbarvor, aber Frem Samhagen unterbrach ihn.
„Komm uns nur nicht so. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, daß du in diesem sogenannten Sarkophag irgend etwas versteckst."
„Aber nein, Frem", beteuerte Sbarvor. „Es handelt sich wirklich nur um einen ganz gewöhnlichen ,Magellanschen Meditations-Sarkophag'."
„Dann kannst du ihn ja öffnen", meinte Anja Pygnell und fügte mit Nachdruck hinzu: „Öffne den Container!"
Da wußte Randalf, daß sein Schicksal besiegelt war. Er schloß ergeben die Augen, als er durch die Sichtscheibe sah, wie sich Sbarvor an dem Schloß zu schaffen machte.
„Tut mir leid, Junghanseate", sagte er bedauernd, als er den Deckel des Schreins öffnete.
„Sieh an", erklang Anja Pygnells spöttische Stimme. „Wen haben wir denn da?"
„Randalf Hume, Geheimagent und S-A-A-Spezialist vom Hauptquartier Hanse", erklärte Sbarvor hochtrabend.
„Laß den Unsinn, Sbar", meinte Randalf, und zu Anja Pygnell sagte er: „Ich war nur ein kleiner Angestellter im HQ-Hanse, bevor ich meinen Dienst quittierte und mich an Bord der KOLLORED schmuggelte."
„Du könntest es im Auftrag von Seth-Apophis getan haben", sagte Anja Pygnell nachdenklich.
„Ich verbürge mich für Randalf", rief Sbarvor dazwischen. „Für ihn lege ich meine Hand ins Feuer."
„Ich werde ihn dennoch im Auge behalten", sagte die Kommandantin. „Bis zur völligen Klärung des Falles nehme ich ihn in meine Obhut. Komm mit, Randalf Hume! Ich werde mich später mit dir befassen, nach dem Treffen mit Atlan. Vielleicht nehme ich dich sogar auf die SOL mit, um dich beaufsichtigen zu können."
Unter anderen Umständen hätte Randalf sich maßlos darüber gefreut. Aber wie die Dinge lagen, mußte er sich fragen, ob die Kommandantin nicht der Agent war und ihn, einen Zeugen, in ihrer Nähe haben wollte, um sich seiner womöglich bei einer günstigen Gelegenheit zu entledigen.
Aber Frem Samhagen war nicht weniger verdächtig, und auch Sbarvor war nicht frei von jedem Verdacht. Ja, Randalf mußte sogar in Betracht ziehen, daß er selbst ein Agent der Seth-Apophis war, ohne es zu wissen. Vielleicht hatte er selbst die Explosion an den Gravitraf-Speichern verursacht und danach die Erinnerung daran verloren.
Alles war möglich.
Als sie zu viert in die Kommandozentrale kamen, wurde gemeldet, daß ein Beiboot der INTRORA mit Jasper Beys an Bord anlegte, um Anja Pygnell und ihre Begleiter zu übernehmen und zur SOL zu bringen.
In diesem Augenblick meldete sich auch wieder Atlan über Sprechfunk, eine Bildübertragung fand wiederum nicht statt.
„Es ist alles für euren Empfang vorbereitet", erklärte der Arkonide auf seine unpersönliche, distanzierte Art und fügte ebenso emotionslos zu: „Ich kann das Wiedersehen mit Menschen der Erde kaum erwarten."
„Wir sind bereit", sagte Anja Pygnell, und wieder hatte Randalf das unbestimmte Gefühl, als bestünde zwischen ihr und Atlan eine stumme Absprache, wie man sie bei Menschen antrifft, die einander vertraut sind und die gewisse Gemeinsamkeiten haben.
6.
„Was erwartest du dir von mir?" fragte Gesil, nachdem Atlan sie um ihre Unterstützung im Kampf gegen die Spoodies gebeten hatte. „Was könnte ich tun?"
„Das müßtest du besser wissen als ich", sagte Atlan. „Mir ist nur klar, daß du die einzige an
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