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1072 - Karawane nach Magellan

Titel: 1072 - Karawane nach Magellan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schon früher verhört worden war. Er selbst ließ sich Zeit, um sich an Ort und Stelle einen Überblick zu verschaffen und den Versuch einer Rekonstruktion des Vorfalls zu machen.
    Seguin gehörte zur Stammbesatzung der SOL und hatte bereits jahrelang die Spoodie-Transporte für die Kranen mitgemacht. Atlan hatte ihm die Verantwortung über die Lagerräume mit den Spoodie-Tanks übertragen. Seit bekannt war, daß Gesil sich hier heimlich herumtrieb, war die Bewachung verschärft worden.
    „Wie konnte das geschehen, Seguin?" fragte Atlan ihn.
    „Ehrlich, ich kann es mir nicht erklären", sagte der Wachkommandant. Er war ein gedrungen wirkender Mann mit einem für seine Leibesfülle viel zu kleinen Kopf. „Nachlässigkeit kann man uns bestimmt nicht vorwerfen. Ich habe ein eigenes System ausgearbeitet, das menschliches Versagen praktisch ausschloß, vor allem auf Gesil bezogen. Ich habe eine Alarmanlage installiert, die auf die Gehirnströme meiner Mannschaft reagierte. Wenn irgendeiner von ihnen in Gesils Bann geraten wäre, hätte die Alarmanlage darauf angesprochen."
    „Gesil hätte die Alarmanlage selbst beeinflussen können", hielt Atlan dagegen.
    „Das kannst du mir nicht zum Vorwurf machen", erwiderte Seguin.
    „Schon gut", meinte Atlan versöhnlich. „In welchem Zustand habt ihr die Tanks vorgefunden?"
    „Sie waren verschlossen - wie immer", antwortete Seguin. „Aber ich habe angeordnet, in Intervallen von vier Stunden Stichproben zu machen. Du kannst dir unser Entsetzen vorstellen, als wir die Tanks dann alle nacheinander aufmachten und sie leer vorfanden."
    „Und keiner deiner Männer hat etwas Verdächtiges bemerkt?"
    Seguin schüttelte den Kopf und fügte hinzu: „Die Alarmanlage hat nicht reagiert. Ich kann mir nicht erklären, wie die Spoodies aus den verschlossenen Tanks verschwinden konnten."
    Atlan nickte abwesend. Spoodies besaßen zwar ein Eigenleben, konnten in der Regel aber nur durch äußere Einflüsse aktiviert werden. Aber wer wäre in der Lage gewesen, die Spoodies - vielleicht durch eine Art Rattenfänger-Effekt - aus den Tanks zu locken?
    Und wo konnte er diese gewaltige Menge von Spoodies verstecken? So winzig sie waren, in ihrer Gesamtheit würden sie eine riesige Wolke bilden, die vielfache Ausmaße von jener haben mußte, die Atlan als Orakel von Krandhor getragen hatte.
    „Durchkämmt die ganze SOL", trug Atlan Seguin auf. „Ich möchte, daß jeder Winkel durchsucht wird. Irgendwo müssen die Spoodies ja stecken. Und was noch wichtiger ist, sucht die Außenhülle Meter für Meter ab. Vielleicht hat Gesil sie draußen versteckt."
    Atlan wurde die Vorstellung eines ausgedehnten Spoodie-Feldes nicht los. Er trug Seguin noch auf, ihn über die Suchaktion auf dem laufenden zu halten, dann verließ er die Solzelle und suchte den Befragungsraum im Mittelzylinder auf.
     
    *
     
    Gesil begrüßte ihn mit einer Lohe schwarzer Flammen, die sich ihm tief ins Bewußtsein brannten.
    „Laß dieses Ablenkungsmanöver", herrschte er sie an. Aber er hätte sich diese Zurechtweisung sparen können, denn ihm war längst klar, daß sie ihn auf diese Weise nicht gezielt zu irritieren versuchte. Sie konnte einfach nicht anders.
    Gesil saß entspannt in dem bequemen, körpergerechten Kontursessel und ließ die Rückenlehne langsam auf und ab wippen. Sie erinnerte Atlan an ein Mädchen auf der Schaukel - und so harmlos und arglos und unschuldig hätte sie auch gewirkt, wären nicht ihre dunklen, unergründlichen Augen gewesen.
    Atlan wartete, bis die schwarzen Flammen abklangen und er sich entspannen konnte.
    Gesil spielte noch immer mit der Rückenlehne, während sie ihre Augen auf ihn richtete, durch ihn hindurchblickte. Dabei umspielte ihren Mund ein sphinxhaftes Lächeln.
    „Sie sind weg", sagte Atlan und baute sich vor ihr auf.
    Sie zog ihre Blicke aus den unergründlichen Weiten zurück, und etwas wie Furcht keimte in ihren Augen auf.
    „Du meinst die Spoodies", sagte sie und nickte dazu. „Ich wußte es, es mußte so kommen ..."
    Atlan ging nicht darauf ein, er wollte sich nicht ablenken lassen.
    „Wohin hast du sie gebracht?"
    „Ich? Die Spoodies?" Sie wirkte ehrlich erstaunt - wie das Mädchen auf der Schaukel, das man nach dem Wie und Warum des Hin und Her fragte.
    „Jawohl! Du, die Spoodies!" sagte Atlan.
    Gesil hielt den Kontursessel an, ihr Körper erbebte leicht, und mit ihm die Rückenlehne. Atlan erwartete halb und halb den Ausbruch irgendeiner paranormalen Erscheinung,

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