1073 - Das rotierende Nichts
sieht er aus", schränkte der Haluter ein. „Vielleicht steckt ein technischer Trick dahinter, den wir noch nicht durchschauen. Mich interessiert jedoch zunächst etwas ganz anderes. Was will dieser Auerspor? Wieso hat der Jauk gesagt, daß sie auf ihn gewartet haben? Und was wollen seine Anhänger?"
„Ich glaube, sie wollen mit vollem Bewußtsein ins rotierende Nichts! Und sie wollen uns mitnehmen."
„Wir müssen das verhindern", sagte Icho Tolot. „Wir dürfen nicht zulassen, daß diese Verblendeten in ihr Verderben rennen."
Topue stieß ein meckerndes Lachen aus.
„Das ist wirklich leicht gesagt", erwiderte er bitter. „Glaubst du denn, daß wir es uns leisten können, uns mit Traah oder mit seinem Herrn Auerspor anzulegen? Beide vereinen mehr Macht in sich, als Tausende von uns je haben werden, auch wenn sie mit allen Waffen und modernster Technik ausgerüstet sind."
Er griff sich mit beiden Händen an den Kopf.
„Nein, wir sind verloren", stöhnte er dann. „Auerspor hat unsere Pläne gründlich durchkreuzt. Jetzt wird es uns nicht mehr gelingen, die Produktion von Bremsmaterie zu beschleunigen. Das bedeutet, daß wir die Rotation nicht mehr anhalten können."
Er atmete schwer und machte einen völlig verzweifelten Eindruck auf den Haluter.
„Der Anker wird ewig halten", fügte er hinzu.
7.
„Ich habe euch gesucht", erklärte Loudershirk, der zusammen mit Pashtha aus einem Antigravschacht trat. „Sicherlich wißt ihr schon, daß sich die Lage gefährlich zugespitzt hat."
Schwere Stöße erschütterten die Anlage. Sie waren ein untrügliches Zeichen der nahen Katastrophe. Das rotierende Nichts hatte abermals einen Teil der Plattform an sich gerissen.
„Wir haben Hilfe von XERPHON angefordert", sagte der Haluter. „Sie wird so rechtzeitig eintreffen, daß wir an Bord der Schiffe gehen können, bevor auch noch der Rest der Plattform in das rotierende Nichts stürzt."
„Daran glaube ich nicht mehr", entgegnete Topue. „Ich wittere Verrat. Überall sind Verräter. Auf niemanden kann man sich verlassen. Was glaubt ihr denn, wie viele sich in XERPHON finden werden, die die Situation dazu nutzen, mich abzuservieren, um selbst Kommandant zu werden?"
„Du vergißt Seth-Apophis", stellte Icho Tolot ruhig fest. „Die Superintelligenz wird verhindern, daß es zu einem Chaos kommt."
„Das hoffe ich", seufzte der Gerjok. „Um ehrlich zu sein - das ist meine einzige Hoffnung. Seth-Apophis ist auch einem Traah und seinem Herrn Auerspor weit überlegen. Aber eins sollten wir nicht vergessen. Groß und bedeutend ist das rotierende Nichts. Wir sind nur Randfiguren, die Nebenrollen spielen und vom eigentlichen Stück so gut wie nichts wissen."
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, eilte er weiter, und es schien ihm auch gleichgültig zu sein, ob die anderen ihm folgten oder nicht.
„Ich habe nie und nimmer damit gerechnet, daß wir es noch einmal mit Traah zu tun bekommen würden", gestand Loudershirk mit bebender Stimme ein. „Dieses Kapitel habe ich für abgeschlossen gehalten."
„Pas war es offensichtlich nicht", bemerkte der Haluter und schob die beiden Sawpanen hinter Topue her. „Nur fürchte ich, daß wir diesmal keine Chance haben, ihn loszuwerden."
Icho Tolot registrierte verwundert, daß ihm zum ersten Mal, in seinem Leben ein Wesen begegnete, das ihm eindeutig überlegen war. Von einem solchen Geschöpf hatte er zwar gehört, es aber ins Reich der Sagen und Legenden verwiesen. Er hatte sich ebenso wenig vorstellen können, daß ein solches Wesen existierte, wie die Menschen der Erde, seine Freunde, daran glaubten, daß die Helden des terranischen Mittelalters mit Drachen, Lindwürmern und ähnlichen Ungeheuern gekämpft hatten.
Während er Topue durch die Gänge der Anlage folgte, überlegte er, ob Auerspor die Absicht hatte, sich selbst auch in das rotierende Nichts reißen zu lassen.
Auf keinen Fall! dachte er dann. Es gibt noch viele Plattformen mit Anlagen dieser Art.
Warum sollte er sich damit zufrieden geben, daß eine mitsamt ihrer Besatzung in den Tod fliegt? Er selbst wird sich rechtzeitig absetzen, und er wird Traah, sein vielleicht wichtigstes Werkzeug, mitnehmen.
Topue hatte einen Raum erreicht, von dem aus er mit Hilfe von Monitoren die Szene im Hangar beobachten konnte.
Formatfüllend zeichnete sich der Kopf von Auerspor auf mehreren Bildschirmen ab.
Das Wesen, das die Besatzung der Anlage zum Massenselbstmord verführen wollte, hatte seinen Kopf weiter
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