1074 - Das Templerkreuz
gesagt, denn hätte sie von Baphomet und der Veränderung auf dem Bild gehört, dann hätte sie sicherlich anders reagiert. So aber hielt sie sich zurück.
Beide hatten sich nicht zu intensiv mit der Vergangenheit der Insel beschäftigt. Bill wußte allerdings, daß die Templer hier ihre Stützpunkte besessen hatten. Nur hatte er daran nicht gedacht, als er den Urlaub geplant hatte.
»Meinetwegen können wir«, sagte Sheila.
»Wunderbar.«
Sie erhoben sich. Sheila wollte noch mal kurz auf das Zimmer. »Dann warte ich an der Rezeption auf dich.«
»Tu das.«
In der Halle war es angenehm kühl. Hinter dem Tresen aus Stein und Holz stand der Portier, sortierte Zeitungen und unterbrach seine Arbeit, als er Bill sah.
»Good morning, Mr. Conolly, es wird heute wieder ein wunderschöner Tag.«
»O ja, das glaube ich.«
»Wissen Sie schon, wie Sie ihn verbringen werden?«
Bill schlenderte auf den Mann mit der Halbglatze zu. »Ja, nicht hier. Wir werden nach Porreres fahren.«
»Oh, eine wunderschöne Stadt. Nein, keine Stadt, ein Städtchen, ein Kleinod. Ich denke, daß Sie sehr zufrieden sein werden.. Nur wird es heiß sein, aber es gibt dort genügend Schatten und auch herrliche kleine Einkehrmöglichkeiten. Gehen Sie nur in die Bodegas, wo Sie wenig Touristen finden.«
»Danke für den Ratschlag. Eigentlich wollten wir uns nach etwas anderem umschauen.«
»Sehr schön.« Der Mann war zu vornehm, um seine Neugierde zu zeigen. Bill machte es ihm leicht.
Er erkundigte sich auch nach dem Kreuz der Templer, das sie gern besichtigt hätten.
Der Portier sagte zunächst nichts. Dann bewegte er nur seine Augendeckel und strich dann über die Halbglatze hinweg.
»Gibt es Probleme?« fragte Bill.
»Nein, Señor Conolly, nicht für mich. Eher für Sie.«
»Für mich?« Er lachte. »Wieso das?«
»Es geht um das Kreuz. Ich glaube nicht, daß Sie es besichtigen können. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will Ihnen den Ausflug nicht miesmachen, aber an das Kreuz kommen Sie nicht heran.«
»Gut.« Der Reporter nickte. »Mal immer der Reihe nach. Sie wissen aber, daß es das Kreuz gibt.«
»Ja, das schon.«
»Können Sie mir mehr darüber sagen?«
»Nein, das glaube ich nicht.« Seine Hände strichen über die Zeitungen hinweg. »Es ist auch nicht zur Besichtigung freigegeben. Es liegt in einem Tresor verborgen. In der Sakristei der Kirche des Ortes. Man kommt nicht heran.«
»Dann ist es wirklich so wertvoll?«
»Ja, und wie. Sie glauben es kaum. Es ist ein uraltes Kreuz. Mit Geld nicht zu bezahlen. Es stammt von den Templern ab. Das heißt, es hat ihnen gehört. Eines, das auch mit zu den Kreuzzügen genommen wurde. Die Tempelritter waren hier auf der Insel sehr vertreten. Sie finden überall noch ihre Spuren, wenn Sie genauer hinschauen. Das Kreuz ist wirklich ein großes Erbe.«
»Schade«, murmelte Bill, um anschließend zu lächeln. »Da läßt sich wirklich nichts machen?«
»Nein, tut mir leid.«
Bill gab nicht auf. »Jede Kirche hat doch einen Pfarrer. Wenn ich mit ihm rede und ihm sage, daß ich nur mal einen Blick auf das Kreuz werfen möchte, dann…«
»Werden Sie auch kein Glück haben«, sagte der Portier. »Da sind die Leute hart, und das müssen Sie auch sein, finde ich. Es hat sich sowieso schon bei zu vielen Leuten herumgesprochen, daß es dieses Stiftskreuz der Templer gibt. Manchmal wird es ausgestellt, aber diese Zeiten sind selten.«
»Das ist natürlich dumm.«
»Ach, Señor Conolly, machen Sie sich nichts daraus. Es geht schon alles in Ordnung. Sie werden überrascht sein, welch schöner Ort Porreres ist. Wirklich malerisch und auch mit einer tollen Umgebung, das kann ich Ihnen schwören.«
»Gut und herzlichen Dank für die Informationen.«
»Gern geschehen.«
Bill hatte Sheila gesehen, die über den Steinboden der Halle schritt. Sie hatte sich etwas frisch gemacht und die Sonnenbrille hoch in die Stirn geschoben. Das T-Shirt fiel locker über den Gürtel der dünnen Leinenhose hinweg bis zu den Hüften. Auf eine Handtasche hatte sie verzichtet, statt dessen trug sie einen Taschengurt um den Bauch.
»Können wir los?«
»Aber sicher.«
Der Portier begrüßte auch Sheila und wünschte dem Ehepaar einen wunderschönen Tag. Sheila fiel auf, daß Bill nachdenklich geworden war. Auf dem terracottafarbenen Pflaster des Außenhofs, wo auch die Autos parkten, blieb sie stehen und zog Bill an der Schulter zurück. »Irgendwas stimmt mit dir nicht. Seit dem Frühstück hast du dich
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