1074 - Das Templerkreuz
Diebstahl noch nicht lange zurücklag.
Sheila war jetzt schneller als er und wartete bereits im Vorraum auf ihn. Sie stand neben der Truhe, den Blick zu Boden oder auf die Truhe gesenkt.
Dann ging sie langsam einen Schritt zurück.
Bill fiel es auf. Er wunderte sich über das Verhalten seiner Frau und wollte sie etwas fragen, als sie den Kopf drehte und ihn mit starren Augen anschaute.
»Stimmt was nicht?«
Sheila deutete zur Truhe. Bill konnte sehen, daß sie den Boden meinte, und zwar eine Stelle, wo Truhe und Boden sich trafen.
Dort malte sich etwas ab, das durch die Ritzen der nicht ganz dichten Truhe gesickert sein mußte.
Eine dunkle Flüssigkeit, die bestimmt kein Teer war.
Bill sagte kein Wort. Er bückte sich und streckte den Arm aus. Dann tippte er mit der Fingerspitze gegen den oberen Rand der Flüssigkeit, zog die Hand wieder zurück und schaute sich die Verfärbung ebenso an wie Sheila.
»Blut«, hauchte sie, »das ist Blut.«
Beide schwiegen in den folgenden Sekunden. Bill spürte auf seiner Stirn und am Rücken kalten Schweiß.
»Heb den Deckel ab, ich will es jetzt wissen!« bat Sheila.
Das hatte Bill ohnehin vorgehabt. Er wollte die gesamte Wahrheit wissen.
Die Truhe war nicht verschlossen worden. Es fiel ihm leicht, den Deckel anzuheben.
Er schwang auf - und rutschte Bill aus der Hand, denn der Anblick, der sich den beiden Conollys bot, war grauenvoll.
Der Mann war tot. Man hatte ihn in die Truhe hineingequetscht und die Beine dabei angezogen. Der oder die Mörder mußten fürchterlich gewütet haben, denn der gesamte Körper des Mannes war von tiefen Messerstichen durchbohrt worden…
***
Bill konnte einfach nicht wegschauen, während sich Sheila zur Seite gedreht hatte. Ihr Gesicht spiegelte den Schrecken wider, den sie bei dem Anblick empfunden hatte. Selbst das Gesicht des Mannes war nicht verschont geblieben. An ihm hatte jemand seinen Haß regelrecht ausgetobt, und auch Bill konnte es nicht fassen.
Der Tote war noch jünger. Zwischen 20 und 30. Bill bezweifelte, daß der Pfarrer vor ihm lag, das mußte der Küster sein, den die Diebe erwischt hatten.
Sheila hatte sich wieder gefangen. »Die Hunde kennen keine Gnade und machen kurzen Prozeß, verdammt. Wie kann man nur so etwas tun? Ich begreife es nicht.«
»Das sind die Baphomet-Killer.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Ich weiß es von John.« Bill drückte den Deckel wieder zu und hob die Schultern. »Sie haben das Kreuz, und sie haben auch den einzigen Zeugen beseitigt, der ihnen gefährlich hätte werden können. Die nehmen keine Rücksicht.«
Sheila dachte praktisch. »Ich denke, wir sollten jetzt endgültig von hier verschwinden und uns überlegen, wie es weitergehen soll. Auch die Polizei muß Bescheid wissen.«
»Zuerst aber John. Dann können wir immer noch überlegen, was wir machen.«
Sheila schüttelte den Kopf. »Und ich dachte, wir hätten Urlaub. Wieder mal nichts.«
Sie wollte zur Tür gehen, aber sie verharrte, denn sie sah, daß Bill in sehr angespannter Haltung auf der Stelle stehengeblieben war. Er merkte auch, daß sie eine Frage stellen wollte, legte aber schnell den Finger auf die Lippen.
Dann ging er vor. Den gleichen Weg, den sie schon einmal genommen hatten.
Es war zu spät, sie hätten vorher verschwinden sollen, denn plötzlich tauchten die beiden Männer auf. Sie drangen durch die offene Tür in der Nische, und einer von ihnen zielte mit der Maschinenpistole auf die beiden…
***
Bill wußte, wann seine Chancen gleich Null waren. Wie hier. So hob er die Arme und verfluchte sich selbst, weil er und Sheila länger geblieben waren. Wahrscheinlich waren die Killer bei ihrem Eintreten noch in der Nähe gewesen und hatten sich dann im Turm versteckt gehalten. Es war auch ein Fehler gewesen, die Tür nicht zuzuziehen, aber das ließ sich nicht mehr ändern.
Der Mann mit der MPi ruderte mit dem Waffenlauf, und Bill nickte nur. Mit erhobenen Händen ging er zurück, bis er die Wand im Rücken spürte. Dort blieb er stehen.
Der zweite kümmerte sich um Sheila. Bisher hatte keiner der beiden ein Wort gesprochen, und das setzte sich auch fort. Der Typ zog ein Messer hervor, war plötzlich dicht bei Sheila und setzte ihr die Spitze der Klinge an die Kehle.
Sheila, die sich vorkam wie vereist, verdrehte die Augen und schielte nach unten. So konnte sie die Klinge sehen, die einen rötlichen Schmier zeigte.
Das Blut des Toten in der Truhe…
Beiden Conollys war klar, daß sie von diesen Männern keine
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