1074 - Das Templerkreuz
werden.«
Die Conollys hatten ihn verstanden. Sheila vereiste. Bill war geschockt, ihm fiel auch nicht ein, was er noch sagen sollte. Am liebsten hätte er dazwischengeschlagen, doch davor mußte er sich hüten.
Raouls Zeigefinger war verdammt nervös.
Dann passierte etwas, das selbst einen Mann wie Bill Conolly überraschte. Es hing mit seiner Frau zusammen, die sich plötzlich bewegte. Aber sie ging nicht auf die beiden Killer zu, das heißt, sie tat einen kleinen Schritt, und Raoul bewegte auch schon seine Waffe, aber Sheila ging nicht mehr weiter. Sie sackte einfach in die Knie und rutschte noch auf Knien vor.
Ihr Ziel war Raoul, der von der Aktion selbst überrascht worden war und sich etwas irritiert zeigte.
»Sheila, was tust du…?« Bills Worte waren kaum zu hören.
Dafür lachte Raoul. »Schau an, unsere blonde Lady. Sie tut alles, um am Leben zu bleiben. Auf den Knien will sie uns bitten. Wie schön, das hatte ich auch noch nicht…« Er lachte darüber, einen Menschen so beherrschen zu können.
Sheila hatte die Haltung einer Büßerin eingenommen. Den Rücken durchgedrückt, den Kopf leicht angehoben kniete sie dicht vor ihm. Sie hatte auch die Hände wie zum Gebet zusammengelegt, die Arme angehoben, und kümmerte sich auch nicht um die Mündung der Maschinenpistole, die nicht weit von ihrem Kopf entfernt schwebte.
»Bitte, Señor, lassen Sie uns leben. Ich möchte nicht, daß ich sterbe. Wir haben nichts getan. Wie können Sie nur so grausam sein? Ich bitte Sie noch einmal…«
Raoul war überrascht, denn damit hätte er nicht gerechnet. Er war durcheinander, weil er so etwas noch nicht erlebt hatte.
Er drehte den Kopf und schaute seinen Kumpan an. »He, hast du das schon mal erlebt?«
Kraushaar konnte keine Antwort geben, denn jetzt kam Sheilas große Zeit. Die zitternden Arme und Hände verwandelten sich plötzlich in einen Rammbock, als sie sie mit voller Wucht in den Unterleib des Mannes rammte.
Raoul schrie auf.
Ein stechender Schmerz hatte ihn bewegungsunfähig gemacht. Zumindest er selbst tat nichts. Er drückte auch nicht ab, aber Sheila hatte ihre Hände nicht nur in die Höhe gestoßen, sondern sie zugleich auch nach vorn gerammt.
Nicht einmal eine Sekunde blieb er in seiner Haltung stehen. Dann kippte er nach hinten.
Da war nicht mehr viel Platz.
Einen Schritt schaffte er noch, einen zweiten nicht mehr.
Er schoß, aber er fiel dabei.
Die Kugelgarbe jagte in die Decke hinein, fuhr auch gegen das Gebälk, dann wurden die Echos von Raouls gellenden Schreien übertroffen, als er die Treppe hinab nach unten kippte.
Sheila warf sich nach rechts, weg von dem Messer, und brüllte: »Bill, jetzt…!«
***
Noch als wir im Flieger saßen, grinste Jane mich an, weil es ihr gelungen war, trotz meiner Proteste einen Flug zu ergattern. Wir saßen sogar nebeneinander in dem vollen Clipper, in dem sich zumeist Urlauber breitgemacht hatten und sich auch so benahmen. Sie feierten kurz nach dem Start mit Bier und auch härteren Getränken, doch die Szenen spielten sich zum Glück weiter hinter uns ab.
Die spanischen Kollegen vom Zoll waren informiert, daß sich ein bewaffneter Passagier an Bord befand, aber Jane und ich hatten unsere Waffen beim Kapitän abgeben müssen. Wir würden sie beim Aussteigen zurückerhalten.
Carlos Fuentes war nicht mehr aufgetaucht. Wir wußten nicht einmal, ob er sich in London aufhielt.
Vielleicht hatte er auch schon eine Maschine früher nach Spanien genommen. Möglich war alles.
Jane und ich waren darauf gefaßt, ihn auf der Insel zu treffen.
Ich wollte mir auch nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen. Wenn wir landeten, würden die beiden Conollys uns abholen, und sie kannten sich auf Mallorca schon besser aus und würden uns schon zu den entsprechenden Stellen bringen.
Im Laufe der Zeit habe ich es mit zur Angewohnheit gemacht, dort zu schlafen, wo es eben möglich ist. Auch durch den Lärm in der Maschine ließ ich mich nicht mehr stören. Ich schaffte es tatsächlich, die Augen zu schließen und einzuschlafen.
Das gefiel Jane Collins sicherlich nicht, aber sie weckte mich auch nicht. So verpaßte ich einige Getränke und ein kaltes Essen, aber das störte mich nicht.
Wie abgesprochen, wachte ich kurz vor der Landung auf. Ich schaute nach rechts und mußte grinsen, denn inzwischen war Jane Collins eingeschlafen.
Unter uns sah ich das Meer. Es gab keine Wolken, dafür viel Sonne. Sie schien mit aller Macht, um zu beweisen, welche Kraft noch in ihr
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