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1075 - Die Waffe der Porleyter

Titel: 1075 - Die Waffe der Porleyter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kärraxe. Er schloß mit seinem Leben ab. Er war noch immer weit davon entfernt, Callamon übernehmen zu können.
    Andererseits konnte die Kärraxe diesen konzentrierten Beschuß nicht überstehen.
    Und dann war es plötzlich gespenstisch still. Dano konzentrierte sich ungläubig auf die Sinne der Kärraxe. Für einen schrecklichen Augenblick glaubte er, die Stille des Todes zu erleben. Wahrscheinlich funktionierten die Sinne seines Wirtskörpers nicht mehr, und er durchlebte den allzu kurzen Moment, in dem sein Geist noch in dieser Hülle verweilte, ohne Kontakt zur Außenwelt. Schon in der nächsten Sekunde mußte er abtreiben, davonschwimmen, sich im Kosmos verlieren ...
    Eine heftige Erschütterung ließ ihn diese Gedanken vergessen. Die Kärraxe tat einen weiteren Sprung. Sie bewegte sich mühevoller als sonst, und der harte Aufprall entlockte ihr ein Stöhnen, das gespenstisch in den stillen Korridoren widerhallte. Dano wartete auf das Blitzen der Schüsse, aber um ihn herum war nur das beruhigende, stetige Licht, wie er es in diesem Schiff bereits gewohnt war. Er benutzte die Sinne der Kärraxe und wertete das, was sie empfingen, schneller und gründlicher aus, als die Bestie es mit ihrem beschränkten Verstand zu tun vermochte.
    „Bleib stehen!" befahl er sanft, und diesmal drang er zu der Kärraxe durch. „Es besteht keine Gefahr mehr. Du bist verletzt - schone dich!"
    Er gewann die volle Kontrolle über seinen Wirt zurück. Die Kärraxe drehte sich im Kreis und leckte ihre Wunden. Dano wußte jetzt mit absoluter Sicherheit, daß die Bestie binnen weniger Tage sterben würde. Diese Wunden konnte er nicht beseitigen. Er war zu weit von Yurgill entfernt, und alle Hilfsmittel befanden sich auf dem Planeten, den er verlassen hatte - oder auf Zhruut. Aber wenn er dort ankam, würde es zumindest für die Kärraxe zu spät sein.
    „Es tut mir leid", sagten seine Gedanken zu der Bestie. „Ich habe versucht, dich zu warnen."
    Die Kärraxe antwortete nicht - sie hatte das eigentlich nie getan. Wenn er mitunter doch geglaubt hatte, Antworten von ihr zu erhalten, dann beruhte das einzig und allein auf seiner Einbildungskraft. Er wußte das und wunderte sich darüber, daß es Zeiten gegeben hatte, in denen er bereit gewesen war, lange Dialoge mit der Kärraxe - oder besser: sich selbst - zu führen.
    Völlig unerwartet überfiel ihn das Mitleid. Für kurze Zeit begriff er, warum es dieses Tabu gab, demzufolge es verboten war, sich in lebende Wesen zu integrieren. Die Kärraxe war ein Tier gewesen, als sie ihm in die Hände fiel. Er hatte sie teilweise aus ihrem tierischen Dasein herausgehoben, und er hatte ihr die Illusion der Unsterblichkeit gegeben. Schon ein intelligentes Wesen wurde mit dieser Illusion nicht leicht fertig. Der kleine, begrenzte Verstand der Kärraxe jedoch wurde durch solche Vorstellungen restlos überfordert. Er hatte ein Tier an die Schwelle der Erkenntnis geführt, und das Tier konnte diese Erkenntnis nicht verkraften. Es mußte sterben.
    Die Erkenntnis versetzte ihm einen Schock. Der Porleyter verspürte den Wunsch, diesen Gedanken nachzugehen. Wenn er der Kärraxe mehr von dieser kreatürlichen Freiheit gewährt hätte - wäre sie dann länger lebensfähig geblieben? Oder hätte er sie noch weiter über die Schwelle hinausschieben sollen?
    Er spürte den grauenvollen Schmerz im Körper seines Wirtes und schob seine Gedanken beiseite.
    Es ist sinnlos, Mitleid mit dieser Kreatur zu haben, redete er sich ein. Ich brauche die Kärraxe, denn wenn sie stirbt, bevor ich mich in Callamon integrieren kann, werde auch ich vergehen. Ich habe nur noch eine Aufgabe: Diese Bestie so lange wie möglich am Leben zu erhalten. Nur darauf kommt es an! Was geht mich die Kärraxe an? Ich bin ein Porleyter, und als solcher bin ich wichtig für den Fortbestand dieses Universums.
    In einem Anflug von Selbstironie, Selbstmitleid und bitterem Sarkasmus, aber auch Stolz, fügte er hinzu: Ich bin wahrscheinlich kein richtiger Porleyter mehr. Aber was macht das schon aus?
    Was mag aus den anderen erst geworden sein?
    Dann konzentrierte er sich abermals auf seinen Wirt.
    Die Kärraxe leckte noch immer ihre Wunden. Er hütete sich, in diese instinktiven Abläufe einzugreifen. Das Tier wußte am besten, was in Augenblicken wie diesen zu tun war. Die Kärraxe hatte schon viele Kämpfe erlebt.
    Nur Dano wußte, daß es diesmal ganz anders war. Die Wunden reichten tief ins Fleisch hinein, aber das war nicht ausschlaggebend.

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